einbigler


EINBIGLER, JOHANN KASPAR JOSEPH * Frankfurt/M 6. Jan. 1797 | † ebd. 20. Juni 1869; Siebmacher und Paukenbauer

Der wie sein Vater als Siebmacher tätige Einbigler lernte 1819 in der Frankfurter Amtszeit Louis Spohrs „das Unbehülfliche und Zeitraubende bei Umstimmung der Pauken durch Behandlung derselben während musikalischer Aufführungen“ kennen und dachte über eine Lösung nach (Frankfurter Gewerbfreund 15. Apr. 1839). Der ein Jahr zuvor als Pauker im Orchester eingestellte Pianist Carl Gollmick zählt Einbigler unter seine „treue[n] Rathgeber in den Mysterien dieses dem Donnergotte geweihten Instrumentes“ (GollmickB, Bd. 1, S. 104). Daher liegt nahe, dass Gollmick im Gegenzug die Praxistauglichkeit von Einbiglers Entwicklungen einer Maschinenpauke testete. 1823 bot Einbigler in einem Brief an Spohr an, einen Prototyp seiner Entwicklung zu bauen. 1836 veröffentlichten Carl Guhr, Ferdinand Ries, Felix →Mendelssohn Bartholdy und Ferdinand Hiller gemeinsam eine Empfehlung dieser „Vervollkommnung” der Pauken (AmZ 27. Juli 1836). Auf der deutschen Industrie-Ausstellung in Mainz präsentierte Einbigler 1842 diese Instrumente neben einem seiner ganzen Länge nach aufgespannten Metalltuch für Maschinenpapierfabrikation. Der immer ausgiebigere Gebrauch der Pauken im Orchester veranlasste Gollmick 1845, abermals auf Einbiglers Erfindung hinzuweisen (AmZ 5. März 1845). 1861 berichtete er begeistert, durch die Verlegung der Umstimm-Mechanik von außerhalb nach innerhalb des Kessels sei nicht nur der Ton der Instrumente deutlich besser geworden, sondern der Pauker habe nun „seine beiden Kolosse jetzt schon umgestimmt […] ehe er früher nur nach dem Schlüssel am Pulte greifen konnte” (NZfM 29. März 1861). 1835/36 führten Einbiglers Vorschläge zur Verbesserung der Frankfurter Wasserleitung zu einer fachlichen Kontroverse in den Frankfurter Jahrbüchern, die Einbigler 1863 als Mitglied der ständigen Bürgerrepräsentation der freien Stadt Frankfurt wieder aufnahm. Diesem Gremium gehörte er 1838–1866 an, 1840–1855 und 1860–1866 darüber hinaus auch der gesetzgebenden Versammlung. Ab 1835 war er ferner Vorstandsmitglied der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Frankfurt. Schließlich war das Mitglied der großen Mutterloge des Eklektischen Freimaurerbundes zu Frankfurt am Main auch Veteran der freiwilligen Jäger Frankfurts von 1813–1815 und Inhaber der Silbernen Medaille für die Freiheitskämpfe der Jahre 1813 und 1814. Seit 1822 war er mit der Schuhmacherstochter Catharina Margaretha geb. Farrenschon (* Frankfurt/M. 24. Juli 1796 | † ebd. 19. Nov. 1871) verheiratet.

Werke — Eine 1837 vom Hof in Florenz angekaufte einzelne Pauke befindet sich heute in der ehemaligen Instrumentensammlung des Cherubini-Konservatoriums in der Galleria dell’Accademia di Firenze (s. digital, s. Abb.). Jeweils ein Paar Pauken befindet sich im Klingenden Museum Bern (s. digital) sowie in der Privatsammlung Kolberg Percussion Uhingen.

Quellen — KB Frankfurt <> Brief von Einbigler an Spohr (9. März 1823; D-Kl, s. Spohr-Briefe) und Briefe an den Musikverlag Schott (2; 1834, 1836; D-Mbs) s. Kalliope <> Adressbücher Frankfurt <> AmZ 27. Juli 1836, 5. März 1845; NZfM 29. März 1861; Frankfurter Gewerbfreund 15. Apr. 1839; Frankfurter Jahrbücher 16., 23. Sept., 10. Nov., 8., 12., 22. Dez. 1835, 15., 19. Jan. 1836, 13. Okt. 1838; Frankfurter Nachrichten 16. Dez. 1859; Frankfurter Reform 12. Apr., 12. Juni, 2. Sept. 1863, 14. Apr., 23., 26. Juni, 12. Juli 1865; Beobachter am Main und Aschaffenburger Anzeiger 23. Sept. 1867; Symphonia. Fliegende Blätter für Musik und Musikfreunde Nr. 1, 1863 <> Hektor Rößler, Ausführlicher Bericht über die von dem Gewerbeverein für das Großherzogthum Hessen im Jahre 1842 veranstaltete Allgemeine deutsche Industrie-Ausstellung zu Mainz, Darmstadt 1843, S. 128-129 und 174 <> GollmickB

Literatur — Nancy Benvenga, Timpani and the Timpanist’s Art. Musical and Technical Development in the 19th and 20th Centuries, Göteborg 1979 <> John H. Beck, Encyclopedia of Percussion, New York 1995 <> Jochen Lengemann, MdL Hessen 1808–1996. Biographischer Index, Marburg 1996, S. 116 <> Franca Faletti u. a., La musica e i suoi strumenti. La collezione granducale del Conservatorio Cherubini, Florenz 2001, S. 224–225 <> Art. Einbigler, Johann Caspar Joseph, in: Hessische Parlamentarismusgeschichte Online (online)

Abbildung: Einbigler Pauke; Galleria dell’Accademia di Firenze (Inventarnr. 1988/199, 209 Cherubini)


Karl Traugott Goldbach

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  • angelegt 2023/07/10 23:47