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ZIEGLER, FRANZ JOSEPH * Aschaffenburg 17. Juli 1820 | † ebd. 21. Nov. 1870; Klavier- und Violinlehrer, Dirigent

Ziegler, Sohn des Soldaten Christoph Z., erwarb seine musikalischen Kenntnisse außerhalb eines Konservatoriums (autodidaktisch oder privat) und ist seit den 1840er Jahren in Aschaffenburg greifbar. 1848 inserierte er als Musiker in der Presse, dass er nebenher Unterrichtstunden auf der Violine, Gitarre, im Gesang sowie elementaren Klavierspiel zu geben gedachte (Aschaffenburger Zeitung 19. Juli 1848). Ziegler intensivierte in der Folgezeit seine Lehrtätigkeit und zeigte zunächst 1850 an, dass er „mehrere Schüler in einer Stunde zugleich nach einer sehr leicht faßlichen und gründlichen Methode im Violinspielen unterrichte“ (ebd. 6. Okt. 1850), bevor er 1852 die Erlaubnis zur „Errichtung einer Musikschule im Pianofortespiel“ erhielt (ebd. 27. Apr. 1852). Diese besaß eigene Statuten sowie Räumlichkeiten, in denen für Kinder, die noch kein eigenes Instrument besaßen, die Möglichkeit zum Üben bestand. Ziegler veranstaltete regelmäßig öffentliche Prüfungskonzerte und betrieb die Klavierschule bis zu seinem Lebensende. Daneben trat er einige Jahre als Vereinsdirigent in Erscheinung: In seiner Wohnung leitete er die musikalischen Übungen jener Männer, die sich 1847 offiziell unter dem Namen Melomania zu einem Verein zusammenschlossen. Bis 1850 blieb Ziegler Dirigent des Vereins; 1853–54 leitete er den ebenfalls neu gegründeten Liederkranz. Ein Aufsatz, den Ziegler im Mai 1854 im Beiblatt Erheiterungen veröffentlichte und in dem er ankündigte, er habe „einen systematischen Lehrplan für den Chorgesang zusammengestellt, der es möglich macht, in drei Monaten einen Chor so zu befähigen, daß nach Vollendung dieses Kurses jeder Einzelne seine Chorstimme ohne fremde Beihülfe selbst einzuüben vermag“ (s. Schriften), traf offenbar bei einigen seiner Kollegen einen wunden Punkt und führte zu aufgebrachten Anfeindungen im Anzeigenteil der Aschaffenburger Zeitung (Nrn. 116, 117, 119, 121). Denen zufolge sei seine geringe Befähigung als Dirigent die Ursache dafür, dass „sich die Melomania unter seiner Leitung nicht schwingen konnte“ und der Sängerkranz sich „gemüßigt sah, einen anderen Dirigenten zu engagieren“, zudem sei er „ein Musiker […], der nicht weiß und hört, ob seine Violine wirklich stimmt und ob er seine Töne um die Hälfte zu hoch oder zu tief greift“ (ebd. 18. Mai 1854). Der Wahrheitsgehalt solcher Aussagen ist natürlich anzuzweifeln, zumal das knapp zwanzig Jahre lange Bestehen seiner Klavierschule, deren Erfolg mit seiner „guten Lehrmethode […] im Klavierspielen und […] erfreulichen und vorzüglichen Fortschritte[n] seiner Schüler und Schülerinnen“ (Intelligenz-Blatt 9. März 1867) mehrfach in der Presse attestiert wurde, wie auch die Ernennung Zieglers zum Ehrenmitglied der Melomania nicht gerade dafür sprechen. Ziegler war seit 1853 mit der aus Mainz stammenden Maklerstochter (Josepha Catharina) Margaretha geb. Groeninger (* 1827) verheiratet. Nach seinem Tod war sie als Schneiderin tätig und gab vierteljährliche Kurse „im gründlichen Maßnehmen, Zuschneiden und Verfertigung der eigenen Kleider“ (Beobachter am Main 30. Dez. 1870).

SchriftenUeber Gesang und die Nothwendigkeit des Elementar-Unterrichts in demselben, in: Erheiterungen (Aschaffenburg) Nr. 113 (12. Mai 1854), S. 452

Quellen — Zivilstandsregister Mainz <> Aschaffenburger Zeitung 19. Juli 1848, 6. Okt. 1850, 27. Apr. 1852, 24. Okt. 1852, 14. Mai 1854, 16. Mai 1854, 18. Mai 1854, 20. Mai 1854, 1. Dez. 1855 (Geburtsanzeige eines Sohns), 2. Okt. 1862, 20. Aug. 1864 (Geburtsanzeige einer Tochter), 16. Sept. 1865, 4. März 1867, 19. Sept. 1869, 22. Nov. 1870 (Todesanzeige), 26. Nov. 1870 (Danksagung zum Begräbnis) und passim; Intelligenz-Blatt (Beiblatt zur AZ) 9. März 1867; Beobachter am Main 27. Sept. 1870, 30. Okt. 1870, 30. Dez. 1870

Literatur — Hermann Menzel, 150 Jahre Männergesangverein Melomania Aschaffenburg, Aschaffenburg 1997 <> Barbara Hippeli, Hohe und tiefe Töne. Die wechselvolle Geschichte der Musikschule, in: Musikschule Aschaffenburg 1810–2010 hrsg. von Hans-Bernd Spies, Aschaffenburg 2010, S. 47–124, hier S. 53

Abbildung: Anzeige Zieglers, Beobachter am Main 30. Okt. 1870


Kristina Krämer

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