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THOMAE, AUGUST (FRIEDRICH) * Wehrheim (Hochtaunuskreis; nicht Weinheim) 19. Nov. 1867 | † Kloppenheim (seit 1928 Stadtteil von Wiesbaden) 3. Jan. 1930; evang. Pfarrer und Komponist

August Thomae, der „letzte Sproß einer ununterbrochenen Pfarrerreihe seit 300 Jahren in einer Familie“ (Wiesbadener Tagblatt 6. Jan. 1930), wäre eigentlich lieber Musiker geworden und folgte, wenn man seinen autobiographischen Aufzeichnungen Glauben schenken möchte, der familiären Tradition nur aus pragmatischen Gründen – der Pfarrer-Beruf war sicher. So studierte er ab 1885 in Leipzig, Tübingen und Halle Theologie, bestand in Herborn seine Examina und erhielt, nachdem er 1885 Pfarrvikar geworden war, 1890 die Pfarrstelle in Kloppenheim, die er 40 Jahre – und zwar von seiner Gemeinde hochgeachtet – innehatte. Seine musikalischen Kenntnisse und Fertigkeiten scheint er, abgesehen vom Klavierunterricht bei seinem Mitschüler Nikolaus Joseph Elsenheimer zunächst überwiegend im Selbststudium erworben zu haben, war aber nebenher (u. a. während seiner Leipziger Zeit als Mitglied der akademischen Sängerschaft Arion) fortwährend auf diesem Gebiet aktiv und konnte sich später (1900/01), als er schon im Amt war, für ein Jahr beurlauben lassen, um an der Berliner Hochschule für Musik noch einmal professionellen Kompositions- und Klavierunterricht zu nehmen. Anschließend vertiefte er seine Kenntnisse durch privaten Kompositionsunterricht bei Iwan Knorr und trat – zuerst 1902 mit seiner Suite Rheinisches Volksfest (op. 8) – öffentlich als Komponist in Erscheinung; seine Werke, die vielfach volkstümliche Züge aufweisen, waren nicht nur bei den Wiesbadener Kurkonzerten und bei Veranstaltungen des Becker’schen Konservatoriums, sondern auch im Frankfurter Palmengarten nicht selten zu hören. Für Vergnügen wie auch (patriotisch gefärbte) Nachdenklichkeit sorgte Thomae zudem mit in der Wiesbadener Presse veröffentlichten Gedichten. Verheiratet war August Thomae seit 1913 mit der Wiesbadener Architektentochter (Lina) Else (Luise Philippine) geb. Rock (1889–1968), die seit 1912 Lieder ihres späteren Ehemanns öffentlich vortrug, nachdem sie schon 1907 als Klavierspielerin („eine junge Kunstnovize“; Wiesbadener Tagblatt 20. März 1907) aufgetreten war.

Werkemit Opuszahlen: Sechs volkstümliche Männerchöre (Waldlied, Heil dir mein Nassau, Flottenlied, Deutsche Arbeit, Seemannslied) op. 1, Wiesbaden: Selbstverlag, Schellenberg in Kommission [1905]; D-B, D-WIl <> Zehn geistliche Lieder (gem. Chor) op. 2, ebd. [1906]; D-B <> Motette über den Choral „Eins ist Not“ (4st. gem. Chor) op. 3, ebd. [1906]; D-B, D-WIl <> Flottenmarsch (Kl. m. unterlegtem Text) op. 4, ebd. [1907; MMB 1903]; D-B <> Drei Lieder im Volkston (Sst., Kl.; Willst du dein Herz mir schenken, Diese Rose pflück’ ich hier, Schon ruft die Abendglocke) op. 5, ebd. [1907; MMB 1905]; D-B, D-WIl <> 5 Volkstümliche Männerchöre (Abschied, Heimweh, Zum Erntetanze, Allerseelen, Ann’marie) op. 6, ebd. [1907]; D-B, D-WIl <> 3 Humoristische Gesänge (Sst., Kl.; Alles roppt on der Gemma, Wo bleibt die Poesie, Der Rehbock im Damencoupé) op. 7, ebd. [1907]; D-B, D-WIl <> Rheinisches Volksfest. Suite für Streichorchester (bzw. Kl. oder Kl. 4ms; Abholen der Festjungfrauen, Auf dem Festplatz, Rheinzauber, Winzertanz, Kinderreigen, Heimkehr – aufgef. 1902) op. 8, ebd. [1907]; D-B (Kl. 4ms), D-WIl <> Hymne „Ans Vaterland“ von Friedrich Schiller (Fch. bzw. Kinderchor, Kl.) op. 9, ebd. [1908]; D-B, D-WIl <> 4 Lieder für gemischten Chor (Schweizerlied, Mailied, Freut euch des Lebens, Flottenlied) op. 10, ebd. [1909]; D-B, D-WIl <> 4 Geistliche Gesänge (gem. Chor) op. 11, ebd. [1908/09]; D-B, D-WIl <> Die flotte Turnerin. Walzer (Kl. m. Text) op. 12, ebd. [1908]; D-B, D-WIl <> 2 Neue Lieder im Volkston (Sst., Kl.; Spielmannslied, Rheinländers Heimkehr) op. 13, ebd. [1909]; D-B, D-Mbs, D-WIl <> 2 Herbstlieder im Volkston (Sst., Kl. oder Org.; Herbstgefühl, Trost) op. 14, ebd. [1908]; D-B, D-WIl <> Heil Zeppelin. Marsch (Kl. m. Text) op. 15, ebd. [1909]; D-B, D-WIl <> Duette im Volkston (2 Sst., Kl.; Gute Nacht, Liebesbote) [op. 16], Kloppenheim bei Wiesbaden: Selbstverlag [1910]; D-WIl <> [7] Heimatlieder (Sst., Kl.; Blau-Orange, Heil dir mein Nassau, Buchfinkenlied, Aarlied, Fährmannslied, Ann’marie, Mein Nassauer Land) op. 17, ebd. [1911]; D-B, D-BUDbierwisch (Nr. 2, 7), D-F, D-WIl <> 11 Chöre (3–4st.; Schön ist die Jugend, Einst lebt ich, Im grünen Klee, Mein Schatz hat mich verlassen, Cöln am Rhein, Heimliche Liebe, Ständchen, Morgen will mein Schatz, Ein Traum, Die Reise nach Jütland, Die Spinnerin) op. 18, ebd. [ca. 1911]; D-B <> 9 Heimatlieder (Mch.; Mein Nassauer Land, Buchfinkenlied, Blau-Orange, Der Westerwald, Aarlied, Unnerm Linnebaam, Alles roppt on der Gemma, Fährmannslied, Annmarie) op. 19, ebd. [ca. 1911]; D-B <> Heimatlieder (gem. Chor; Titel wie op. 19 Nr. 1–8) op. 20; ebd. [ca. 1911]; D-B <> Lenzgebot (4st. gem. Ch.; „In den Frühlingstraum“) op. 21, ebd. [ca. 1911]; D-B <> 3 Heimatlieder (Sst., Kl.; Der Westerwald, Unnerm Linnebaam, Waaßte noch) op. 23, ebd. [1911]; D-B, D-WIl <> 2 Männerchöre (Schweizerlied, Festchor zur Einweihung des Holzappeler Heimat- und Kriegerdenkmals) op. 24, Mainz: Ebling [1911/14]; D-B, D-BABHkrämer (Nr. 1), D-MZsch (Nr. 1), D-WIl <> Der Sozz. Humoristischer Zwiegesang (m. Kl.) op. 25; Kloppenheim bei Wiesbaden: Selbstverlag [1914]; D-B <> Kriegslieder (Sst., Kl.; u. a. Die Tante aus Essen, Der falsche Brite, Oesterreichisches Kriegslied, Vater Hindenburg) op. 26, ebd. [1914]; D-B, D-WIl (jeweils einzelne Titel) <> Der Kriegersmutter Traum (Sst., Kl.; „Im Kämmerlein die Mutter wacht“; Widmung an Adolf Krapp in Köln) op. 27, ebd.; D-WIl <> Mein Kreuz (Sst., Kl.; „Dem Evangelischen Kirchengesangverein zu Wiesbaden und seinem Chormeister Herrn Karl Hofheinz gewidmet“) op. 29, ebd. [verm. 1918]; D-WIl <> ohne Opuszahlen: Nassauische Spinnstube. Liederspiel (Text: Rudolf Dietz; UA 20. März 1922); nur Text überliefert (Wiesbaden: Staadt 1922) <> Romantische Oper Das Pilzmädel (Text vom Komp.; UA Wiesbaden 11. Dez. 1932, Vorspiel 1923, einzelne Teile 1926); verschollen <> Gedichte (Auswahl): Die ebsche Fremdwerter, Kriegsgebet, in: Wiesbadener Zeitung 7. Mai und 9. Juli 1916 (jew. Beilage Die Horen); Tu deine Pflicht, Für Hindenburg, in: Wiesbadener Zeitung 16. Apr. 1918 (Morgenausgabe); Pilzlied, ebd. 31. Aug. 1919 (Morgenausg.)

Quellen — Standesamtsregister Wiesbaden <> Wiesbadener Tagblatt 20. März 1907, 21. März 1922, 2. Apr. 1922, 7. Juni 1923, 3. Jan. 1930 (private Todesanzeige), 6. Jan. 1930 (o. Verf.: Pfarrer Thomaes Beerdigung), 12. Dez. 1932; Wiesbadener General-Anzeiger 25. März 1913 u. ö.; Wiesbadener Zeitung 6. Okt. 1914 (Mittagsausgabe), 19. Okt. 1926 u. ö.; Wiesbadener Bade-Blatt 2./3. Juni 1918 u. ö.; Wiesbadener Neueste Nachrichten 21. März 1922, 12. Dez. 1922 <> Nachruf in: Rheinische Volkszeitung 31. März 1930 <> Pfarrer August Thomae 1867–1930. Heimatdichter und Komponist. Aus meinem Leben, hrsg. und mit einem Vorwort versehen von Hermann Thomae, Wiesbaden 1988

Literatur — NassB

Abbildung: Titel der Heimatlieder op. 17; D-BUDbierwisch – mit bestem Dank an Herrn Heiner Rekeszus (Musikantiquariat Rekeszus, Wiesbaden)


Axel Beer

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