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SCHWARTZ, OTTO (CARL MELCHIOR) * Frankfurt/M. 27. Okt. 1871 | † Wiesbaden (nicht Dornholzhausen) 10. Mai 1940; Bühnendichter und Komponist

Die ersten drei Jahrzehnte des Lebenswegs von Otto Schwartz sind nur ungenügend dokumentiert – womöglich erlernte er in Frankfurt zunächst den väterlichen Beruf des Hutmachers; anschließend begann er dort eine kaufmännische Lehre, entschloss sich dann aber für ein geisteswissenschaftliches Studium in Tübingen und Berlin, das er spätestens 1904 (nicht 1906) mit der Promotion zum Dr. phil. abschloss. Über seine musikalische Ausbildung weiß man vorläufig nichts – Max →Kaempfert, der seit 1899 in Frankfurt lebte, war wohl (entgegen den Angaben bei Frank/Altmann) nicht sein Lehrer, mag aber dazu beigetragen haben, dass Schwartz sich gezielt der Musik zuwandte; ein im Januar 1900 mit André in Offenbach geschlossener Verlagsvertrag ist das bislang früheste Zeugnis für seine kompositorische Aktivität, wobei die genannten Opuszahlen (67 und 68) auf eine schon länger bestehende Tätigkeit in diesem Bereich schließen lassen. 1904 begann Schwartz in Wiesbaden mit Das Ei des Columbus seine Karriere als Komponist und Librettist im Bereich der Operette; 1905/06 hatte er kurzzeitig die Funktion des Dramaturgen am Kasseler Residenztheater inne, bevor er sich dauerhaft in Frankfurt niederließ – zunächst wohl als Privatmusiklehrer, dann als „Schriftsteller und Komponist“ (Adressbuch 1910), jedoch ohne erkennbare berufliche Bindung. Nach dem Ersten Weltkrieg verlagerte sich der Schwerpunkt seiner Arbeit mehr und mehr auf den Bereich der (unterhaltenden) Bühnendichtung; besonders erfolgreich waren die Schwänke Der Meisterboxer (1924) und Der Bräutigam meiner Frau (1939). Repräsentativ für die zeitgenössische Rezeption der musikalischen Bühnenwerke aus der Feder von Otto Schwartz und seiner (Mit-)Librettisten ist eine anonyme Rezension zur Prima Ballerina, zu deren Uraufführung es heißt: „Die Verfasser sind Frankfurter, und die Rollen den einzelnen Darstellern auf den Leib geschrieben. Kein Wunder, daß man alle mit tosendem Beifall überschüttete. Doch soll damit nicht gesagt sein, daß man sich nicht auch anderswo ganz gut damit amüsieren könnte. Die Herren haben mit klugem Geschäftssinn den Geschmack des breiten Publikums getroffen und werden, wo mit Lust und Liebe, wie hier, gespielt wird, vielleicht eine Reihe voller Häuser machen. Der Kritiker trete natürlich bescheiden zurück und lasse den Leuten das Vergnügen.“ (Frankfurter Leben 13. Dez. 1908).
1930 schloss Schwartz die Ehe mit Paula Irene geb. Lehmann in Wiesbaden, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte.

WerkeMusik zu Bühnenwerken: Das Ei des Columbus, Operette (Text: Schwartz), UA Wiesbaden (Walhalla-Theater) 20. Aug. 1904 <> Hotel Eva, „Schwankoperette“ (Text: Max Möller), UA Kassel 5. Aug. 1906; KlA., Leipzig: Teich [1907]; D-B, D-Dl, D-Sl, D-WL – daraus Ouvertüre und einzelne Nummern separat sowie Praliné-Rheinländer nach Motiven aus der Operette Hôtel Eva, ebd. [1907/12]; D-B <> Prima Ballerina, Operette (Text: Schwartz und Max Reimann), UA Frankfurt 6. Dez. 1908; KlA., Leipzig: Teich [1909]; A-Sm, A-Wst, D-B, D-Bhbk, D-BHu, D-Dl, D-F, D-MZs (auch historisches Aufführungsmaterial), D-Sl, D-WL – daraus einzelne Nummern separat sowie Barbarina-Walzer nach Motiven der Operette Prima Ballerina, ebd. [1909]; CH-Zz <> Julchens Flitterwochen, Posse mit Gesang (Text: Schwartz und Max Reimann), UA Magdeburg 31. Dez. 1910; KlA., Leipzig: Teich [1911]; A-Wn, D-B – daraus einzelne Nummern separat sowie Mondwalzer nach Motiven der Posse Julchens Flitterwochen, ebd. [1912]; D-B <> Fräulein Teufel, „burleske“ bzw. „phantastische“ Operette (Text: Leopold Arnold), UA Frankfurt 30. Sept. 1911; KlA., Berlin: Schlesinger [1911]; D-B, D-LEdb, D-Sl – daraus einzelne Nummern separat, ebd. [1911], D-B, D-KNh, D-SPlb <> Das Glückmädel, Volksstück mit Gesang (Text: Schwartz und Max Reimann), UA Frankfurt 3. Apr. 1915; KlA., Leipzig: Teich [1915]; D-B, D-BHu, D-SWl – daraus einzelne Nummern separat; ebd. [1915], D-F <> Die Königin der Luft, Volkstümliche Posse mit Gesang (Text: Schwartz und Max Reimann), UA Bremen 25. Dez. 1916; KlA. (von Artur →Holde), Hamburg: Benjamin [1917]; D-B, D-BHu, D-Dl, D-Sl, D-WL – daraus einzelne Nummern separat <> Lieder und Klavierstücke: Das fidele Lumpenpaar. Kostüm-Duett für einen Herrn und eine Dame (Sst., Kl.) op. 36, Leipzig: Teich [1912]; D-B <> Plaudereien der Tanzgeister. Walzer (Kl.) op. 67; lt. Verlagsschein 30. Jan. 1900 Veröffentlichung bei André geplant, aber nicht erfolgt („zurückgegeben am 19. 11. 1905“) <> Bachstelzchen. Polka (Kl.) op. 68, Offenbach: André [1900]; D-B, D-OF (mit Herstellungsakte) <> Liebes-Praxis (Schon früh war ich zu allem zu gebrauchen“; Sst., Kl.) op. 69, Mühlhausen: Danner [1906]

Quellen — Standesamtsregister Frankfurt und Wiesbaden <> Adressbücher Frankfurt und Wiesbaden <> Fallakte in D-Fsa <> Verlags-Schein für André in Offenbach, Offenbach 30. Jan. 1900; D-OF <> NN, Dr. Otto Schwartz †, in: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 16. Mai 1940 (Extrablatt) <> Wiesbadener General-Anzeiger 20. Aug. 1904, 23. Aug. 1904, 20. Okt. 1909, 20. Febr. 1912 und passim; Allgemeine Zeitung (München) 9. Aug. 1906; Frankfurter Leben 19. Jan. 1908, 27. Sept. 1908, 13. Dez. 1908; Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 7. Dez. 1908 (Abendblatt), 15. Mai 1940 (private Traueranzeige) und passim; Die Fackel (Frankfurt) 7. Okt. 1911; Münsterischer Anzeiger 26. Mai 1940 (kurzer Nekrolog) <> zahlreiche weitere Berichte und Notizen in der Fach- und Lokalpresse

Literatur und Referenzwerke — Frank/Altmann 151936 sowie Supplement 1971; Art. Schwartz, Otto, in: Wilhelm Kosch, Deutsches Theaterlexikon, 1992 <> StiegerO <> MMB

Abbildung 1: Otto Schwartz, Fotographie (1909) (Digitalisat aus D-F, Porträtsammlung Manskopf)

Abbildung 2: Titel der Bachstelzchen-Polka, Offenbach: André [1900]; D-OF


Axel Beer

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