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SCHÄFER, JOHANN NIKOLAUS * Wald-Amorbach (nicht Kilianstädten) 10. Dez. 1671 | † Hanau 26. Jan. 1744; Orgelbauer

Der aus Wald-Amorbach (heute Ortsteil von Breuberg) stammende Schäfer ist ab 1705 als Orgelbauer in Hanau nachweisbar; in diesem Jahr entstand seine erste Orgel für Kilianstädten. 1716 ersuchte er erfolglos um Beauftragung zum Bau einer Orgel für die Kirche in (Babenhausen-) Hergershausen an, die jedoch 1721 schließlich ein Instrument aus der Werkstatt Dauphins erhielt. Bei seiner Eheschließung im Jahr 1714 wurde Schäfer als „Bürger und Orgelmacher in der [Hanauer] Altstatt“ bezeichnet. Auffällig ist die bisweilen eigenwillige Disposition seiner Orgelneubauten, etwa mit vier Acht-Fuß-Labialregistern oder vier Sechzehn-Fuß-Registern im Pedal (so in Marburg). Von einigen Prospekten abgesehen ist nur sein Instrument für Dieburg in Nieder-Ramstadt erhalten. Seine Nachfolge übernahm der 1760 geborene Joseph Carl Großwaldt, von dem nur ein Neubau (Wickstadt 1759) überliefert ist. Schäfer ist nicht zu verwechseln mit dem zeitgleich und vor allem im Kurhessischen wirkenden Orgelbauer Johann Friedrich Schäffer bzw. Scheffer.

Werke — 1705 (Schöneck-) Kilianstädten (ev.); 1893 durch einen Neubau von Walcker (Ludwigsburg) ersetzt <> 1710 (Steinau an der Straße-) Marjoß, Maria-Magdalenen-Kirche (I/7); 1887 durch einen Neubau von Wilhelm Ratzmann (Gelnhausen) ersetzt <> 1717–1718 Usingen, Laurentiuskirche (I/P/14); 1881 erweitert um ein zweites Manual durch Gustav Raßmann, 1971–1972 Neubau von Günter Hardt im historischen Gehäuse Schäfers und unter Verwendung von Material Raßmanns sowie der Manuallade Schäfers <> 1720 (Groß-Umstadt-) Kleestadt (ev.), zunächst ohne Pedal, 1786 um Pedal erweitert; Gehäuse und Manuallade erhalten (heute I/P/12) <> 1720 Schaafheim (ev.) (I/13); 1841 (nach Abriss des Kirchengebäudes ab 1839) nach Erbach (St. Martinus) verkauft, einige Register in der Orgel von Albert Reiser (Biberach) von 1983 erhalten <> 1721–1722 Marburg, St. Marien (ev.) (II/P/28); 1876 Verlegung aus dem Chor in den Westteil der Kirche, 1969–1989 Neubau von Karl Schuke (Berlin) hinter dem Prospekt Schäfers <> 1723 Dieburg, St. Peter und Paul (I/11); 1843 ersetzt durch einen Neubau von Bernhard Dreymann, 1844 zunächst nach Lengfeld transloziert und dort von Heinrich Bechstein (Groß-Umstadt) 1901 umgebaut, 1964–1965 nach Nieder-Ramstadt, St. Michael: 1973 umgebaut und erweitert von Kemper, 1991 restauriert von Förster & Nicolaus <> 1725 Erbach, Stadtkirche (II/P/20); 1899 durch einen Neubau von Wilhelm Sauer (Frankfurt/Oder) im Gehäuse Schäfers ersetzt <> 1726 (Münster-) Altheim (ev.) (I/8); mehrfach erweitert, 1967 durch einen Neubau von Walcker hinter dem Prospekt Schäfers ersetzt <> 1727 Hanau, Johanneskirche (II/P/28); im Luftangriff am 19. März 1945 zerstört <> 1729–1731 Steinau an der Straße, Reinhardskirche (I/P/15); 1966–1974 Neubau durch Gebr. Stehle (Bittelbronn) im erhaltenen Gehäuse Schäfers <> 1734 Babenhausen (ev.) (I/P/17); 1951 durch einen Neubau von Walcker im Gehäuse Schäfers ersetzt.

Quellen — KB Groß-Umstadt (luth.), KB Hanau (Johanneskirche) <> Akten, u. a. die Vergabe bzw. Nichtvergabe von Orgelarbeiten an Schäfer betreffend (Best. 83 Nr. 5838; Best. 86 Nr. 17167); D-MGs

Literatur — Dieter Großmann, Kurhessen als Orgellandschaft, in: Acta Organologica Bd. 1 (1967), S. 69–112 <> Hans Martin Balz, Orgeln und Orgelbauer im Gebiet der ehemaligen hessischen Provinz Starkenburg. Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues, Kassel 1969 (Studien zur hessischen Musikgeschichte 3) <> Bösken 1975 <> Bösken/Fischer 1988 <> Fischer/Wohnhaas 1994 <> Hans-Martin Balz und Reinhardt Menger, Alte Orgeln in Hessen und Nassau, Kassel 21997 <> Dieter Großmann, Orgeln und Orgelbauer in Hessen, Marburg 21998 (Beiträge zur hessischen Geschichte 12) <> Achim Seip, Alte und neue Orgeln im Bistum Mainz, Mainz 2003

Abbildung: Historischer Prospekt der (ehemaligen) Schäfer-Orgel in der Laurentiuskirche in Usingen; aufgenommen von Gudula Schütz im Mai 2022


Birger Petersen

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