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ROSSO (Roth), (PETRUS) HIERONYMUS * Loreto in der Region Ancona | fl. 1587–1614; Organist und Komponist

1587 ist Rosso in den Schreibweisen „Girolamo di Rossi da Loreto“ und „Hieronymus de Rubeis aus Loreto“ als Bassist der Innsbrucker Hofkapelle belegt. Die Behauptung, er sei zuvor ebenfalls 1587 als Altist in Mailand belegt, scheint eine falsche Lesung Schmids von Senn zu sein. 1591 erfolgte die Anstellung von „Hieronimus Roth von Angona“ als Organist am Hof in Hechingen; in einem Bestallungsrevers bezeichnet er sich einleitend als „Hyeronimus Rodh, aus Italia“ und unterschreibt mit „Jeronimus Roth organista“. 1593 wechselte er als Organist an das Augustiner-Eremiten-Stift St. Thomas in Brünn, kehrte aber ein Jahr später nach Hechingen zurück. 1597 bürgte er für seinen Schwiegervater, den gräflichen Kastner Stephan Kürner, der nach erheblichen Unterschlagungen unter dem Galgen zum Militärdienst gegen die Türken begnadigt wurde, was Rossos Vermögensverhältnisse offensichtlich erheblich belastete. Die nächsten Lebenszeichen sind ein Brief, den er am 19. Febr. 1606 an Graf Johann Georg von Zollern-Hechingen richtete und in dem er eine Rückkehr ablehnte, sowie ein Taufeintrag in KB Worms vom 21. Juli 1606, der „Frau Margaretha des Erhaften Hern und Meisters Hieronymus Rhott Organist am hohen Domstift alhir eheliche Hausfrau“ als Patin einer Tochter des Glöckners an St. Martin nennt. Die Protokolle des Domkapitels nennen ihn 1610 und 1614. 1614 erschien auch der Druck seiner Messen, auf dem er sich „Pet. Hieronymo Rosso Anconitano / Cathedralis Ecclesiæ Wormatiensis Organista“ nennt. 1618 scheint er nicht mehr in Worms tätig gewesen zu sein, da im April die Anstellung von Jan Le Febure erfolgte. Die von EitnerQ behauptete Identität mit einem 1636 in München angestellten Hofmusikus Girolamo Rossi lässt sich derzeit nicht belegen.

WerkeMissæ quatuor octonis vocibus, quæ variis instrumentis Chorisque coniunctis ac separatis concini possunt, Frankfurt/M.: Stein & Hofmann 1614; s. RISM R/RR 2771 <> weitere bei EitnerQ erwähnte Kompositionen in I-Mc stammen nicht von Rosso, sondern von Girolamo Rossi, der um 1733 die Kapellmeisterstelle am Oratorio del Santissima Crocifisso di San Paolo in Neapel innehatte (Fleischhanderl, S. 11)

Quellen — KB Worms

Literatur — Ernst Fritz Schmid, Hans Leo Hassler und seine Brüder. Neue Nachrichten zu ihrer Lebensgeschichte, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 54 (1941), S. 60–341, hier S. 77 <> Walter Senn, Musik und Theater am Hof zu Innsbruck. Geschichte der Hofkapelle vom 15. Jahrhundert bis zu deren Auflösung im Jahre 1748, Innsbruck 1954, S. 129 und 150 <> Ernst Fritz Schmid, Musik an den schwäbischen Zollernhöfen der Renaissance. Beiträge zur Kulturgeschichte des deutschen Südwestens, Kassel 1962, S. 279–287 <> Fritz Reuter, Pfeifer, Trompeter, Posauner. Quellen zur Wormser Musikgeschichte, in: Der Wormsgau 10 (1972), S. 29–49, hier S. 30 <> Franziska Fleischhanderl, Salterio italiano. Klangfarbenmalereit mit pizzicato und battuto, in: Booklet zur CD Salterio italiano, Heidelberg 2018, S. 7–11 <> WaltherL; EitnerQ; Mendel/Reissmann; SL (August Scharnagl), Art. Rosso, Hieronymus in MGG2P

Abbildung: Titelseite eines Stimmbuchs der Missæ quatuor octonis vocibus […], Frankfurt: Stein & Hofmann 1614; D-Mbs (digital)


Karl Traugott Goldbach

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  • Zuletzt geändert: 2023/02/12 20:44
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