lilienbaum


LILIENBAUM (auch Lilgenpaum, Lilienpaum, Lielienpaum), (ERNST) STEFAN (auch Steffan oder Stephan) * vor 1510 | † Mainz 24. Dez. 1560; Orgelbauer und Organist

Lilienbaum wurde 1628 Rechnungen des Mainzer Domkapitels zufolge in den Kreis der Kanoniker aufgenommen. Im September 1541 wurde er von Erzbischof Kardinal Albrecht nach Halle entsandt, um den Abtransport der Orgel nach Magdeburg zu verhindern. Er erneuerte 1545 in St. Stephan ein Positiv und erhielt im Jahr 1546 Urlaub, um eine Orgel für Graf Günther von Schwarzburg in Sondershausen zu bauen; das Instrument ist erwähnt bei Michael Praetorius als „ein sehr fein Orgelwercklin […], welches gar sehr subtiel sauber und kleinlich in gestalt eines kleinen Schäpleins oder Contors gearbeitet, also daß man nimmermehr vermeinen solte, daß soviel Stimmen darinn vorhanden seyn könnten“. 1547 baute Lilienbaum für 10 fl. eine Orgel (ein „organo chori“) auf dem Lettner des Mainzer Doms; die Qualität seiner Arbeit schien aber nicht hinreichend für eine neue große Orgel: „Herren Steffan Lilienpaum vicarien ist uff sein beschert unterthangs ansuchen bewilligt worden, das er seine schuldt die er noch seines Ampts halben schuldig pleibt, uff zeit und ziel entrichten moge. Und nachdem vermelter Lilienpaum sich erpotten die Orgel allhie im Thumbstifft bestes vleiß und dermassen uffzurichten, das er dankh zuverdienen verhoffe, auch willens, dieselbig notturfftiglich zu verbürgen, So haben meine Herren hieruff bedacht, das er villeicht nit so ganz geschickht sein mochte, grosse wergkh uff zurichten.“ (Mainzer Domkapitelsprotokolle 8, 246; zit. nach Bösken 1967, S. 92). 1556 vermerkte das Domkapitel, „als solle H. Lilienpaum sich obligirt haben das New werckh uff seinen costen zu restauriren und zu underhalten“. (Mainzer Domkapitelsprotokolle 11, 49; zit. nach Bösken 1967, S. 72). Am 8. März 1557 erhielt er Urlaub, um in Worms ein neues Instrument aufzustellen, über das allerdings keinerlei Informationen vorliegen. Im Südflügel des Kreuzgangs des Mainzer Doms waren noch bis zur Renovierung von 1970 Reste eines Wandbilds von Lilienbaum sichtbar und verwiesen auf sein Grab.

Quellen — Michael Praetorius, De Organographia […], Wolfenbüttel 1619, S. 198

Literatur — Adam Gottron, Stefan Lilienbaum, ein Mainzer Domvikar und Orgelbauer im 16. Jahrhundert, in: Mainzer Zeitschrift 50 (1955), S. 80–81 <> Gerhard Pietzsch, Orgelbauer, Organisten und Orgelspiel in Deutschland bis zum Ende des 16. Jahrhunderts Teil 2, in: Die Musikforschung 12 (1959), S. 294–298 <> Bösken 1967 <> Joachim Glatz, Mittelalterliche Wandmalerei in der Pfalz und in Rheinhessen, Mainz 1981 <> Fischer/Wohnhaas 1994 <> Achim Seip, Die Orgeln des Mainzer Doms und ihre Erbauer von 1334 bis 1928, in: Klingende Dreifaltigkeit. Die neue Mainzer Domorgel, hrsg. von Daniel Beckmann und Birger Petersen, Regensburg 2023 (Neue Forschungen zum Mainzer Dom Bd. 2), S. 127–136.


Birger Petersen

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  • angelegt 2023/12/14 08:52