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KEINER, (FRIEDRICH) FERDINAND * Frankfurt/M. 9. Jan. 1888 | † nicht vor 1918; Musikschriftsteller

Ferdinand Keiner, Sohn eines Frankfurter Stadtsekretärs, absolvierte eigenen Angaben zufolge nach seinem Abitur (Ostern 1906) „1 ½ Jahre musikalische Privatstudien, die sich hauptsächlich auf die Komposition erstreckten“ (Lebenslauf). Zum Wintersemester 1907/1908 bezog er die Universität in Leipzig, wo er neben seinem (bald aufgegebenen) kunstwissenschaftlichen Studium Lehrveranstaltungen von Hugo →Riemann besuchte, die ihn anregten, das Fach Musikwissenschaft zu seinem „Lebensberuf“ zu wählen; am Leipziger Conservatorium erhielt er zudem Unterricht von Max →Reger und Robert Teichmüller. 1910 kehrte er zunächst für einige Zeit nach Frankfurt zurück und setzte 1912 sein Studium in Gießen sowie 1913 in Leipzig (nun im Fach Musikwissenschaft) fort; hier wurde er 1914 mit einer von Riemann betreuten Arbeit über Carlo Gesualdo zum Dr. phil. promoviert. Ferdinand Keiners Versuch, sich Ende 1912 in Frankfurt als Komponist einen Namen zu machen, stand insofern unter keinem günstigen Stern, als Paul →Bekker das Konzert, in dem Keiner u.  a. sein Opus primum zu Gehör brachte, zur Zielscheibe unnachsichtiger Polemik wählte: Dem jungen Mann riet er, sich erst einmal „in die strenge Zucht eines ernsten Lehrers [zu] begeben und die Oeffentlichkeit auf absehbare Zeit hinaus [zu] meiden“ (Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 30. Dez. 1912 (1. Morgenblatt)). Dass Keiner nach seiner Rückkehr aus Leipzig in den Adressbüchern seiner Heimatstadt stolz seinen akademischen Titel inkl. der Berufsangabe „Komponist u. Musikschriftsteller“ präsentierte, ist bezeichnend; es gelang ihm hingegen nicht, abgesehen von Beteiligungen als Klavierspieler im Rahmenprogramm unterschiedlicher Veranstaltungen, eine seinen Wünschen entsprechende öffentliche Anerkennung zu finden – seinen Lebensunterhalt verdiente er vermutlich mit Stundengeben. Die Eintragung im Frankfurter Adressbuch des Jahres 1918 ist die letzte Nachricht, die wir von Ferdinand Keiner haben.

Werke (Kompositionen sämtlich ungedruckt und verschollen) — Suite (Kl., Vl.) op. 1, Quartett (Kl., Vl., Va., Vc.; einsätzig) sowie Lieder, alle aufgef. im Saal des Frankfurter Saalbaus Ende Dezember 1912; die Suite bereits im Sept. 1912 in einem Konzert von Otto Brömme in Wiesbaden <> „begleitende Musik“ zur Dichtung Der rote Mantel, aufgef. zur Gedächtnisfeier für die Schriftstellerin Elisabeth Mentzel am 19. Apr. 1914 im Frankfurter Hotel Monopol-Metropole) <> Die Madrigale Gesualdos von Venosa, Phil. Diss. Leipzig 1914, Leipzig: Breitkopf & Härtel 1915

Quellen — Standesamtsregister Frankfurt <> Adressbücher Frankfurt <> Lebenslauf (der Dissertation beigegeben) sowie in leicht abweichender Fassung vom 4. Jan. 1914 in D-Fsa (Fallakte; Best. A.40.01 Nr. 4602): Herrn Kevin Bätzel (Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt) besten Dank für die freundliche Unterstützung <> Schülerverzeichnisse des Leipziger Conservatoriums 1907/08–1908/09 <> Gemeinnützige Blätter für Hessen und Nassau (Frankfurt) 2, 1910 <> Wiesbadener Tagblatt 13. Sept. 1912; Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 30. Dez. 1912 (1. Morgenblatt; Rezension von P[aul] B[ekker]), 20. Apr. 1914, 20. Okt. 1914

Abbildung: Eintrag im Adreßbuch von Frankfurt am Main und Umgebung 1915, S. 249


Axel Beer

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