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FUSSAN, WERNER * Plauen (Vogtland) 25. Dez. 1912 | † Mainz 16. Aug. 1986; Musikpädagoge, Komponist

Werner Fussan besuchte in Plauen das Realgymnasium und bis 1931 die Wirtschaftsoberschule. Danach begann er eine Lehre als Buchhändler und nahm gleichzeitig privaten Musikunterricht. Ab 1937 studierte er an der Berliner Musikhochschule bei Walther Gmeindl und später bei Paul Höffer Komposition; beide Lehrer standen dem Kompositionsstil Paul Hindemiths nahe, der allerdings bereits 1935 diese Hochschule verlassen hatte. Als Fussan 1940 zum Kriegsdienst eingezogen wurde, ruhte sein musikalisches Schaffen bis 1945 nicht gänzlich. Nach dem Krieg erhielt Fussan einen Lehrauftrag für Musiktheorie am Wiesbadener Konservatorium, den er ab dem 1. Januar 1947 wahrnahm. Schon 1948 gehörte er gemeinsam mit Ernst Laaff, Georg Toussaint und Kurt Herrmann zu den Mitbegründern des Mainzer Staatlichen Instituts für Musik, Abteilung Schulmusik, 1961 umbenannt in Staatliches Hochschulinstitut für Musik, 1973 als Fachbereich 25 – Musikerziehung in die Johannes Gutenberg-Universität Mainz integriert. 1966 wurde er als Professor berufen. Generationen von Schulmusikern erhielten von Fussan ihr tonsetzerisches Rüstzeug. Fussan war Mitglied in der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM). In der Folge persönlicher Kontakte mit Wolfgang Fortner und Olivier Messiaen wandte er sich der Schönbergschen Zwölftontechnik zu. Seit den 50er Jahren gelang ihm durch die Begegnung mit der Schul- und Jugendmusik eine glückliche Verbindung dodekaphoner Prinzipien mit Spielmusikelementen. Etliche von Fussans Werken wurden von renommierten Musikern aufgeführt, z. B. spielte Walter Gieseking 1947 die Uraufführung der 2. Sonatine für Klavier op. 11 (1947), Hans Rosbaud leitete im selben Jahr bei den Münchener Philharmonikern die Uraufführung der Musik für Orchester (1947) und besorgte 1949 die Premiere des Capriccio für Orchester op. 15 (1949) mit dem Sinfonieorchester des Südwestfunks. 1953 spielte Günter Kehr das 1. Streichtrio mit seinem Trio zum ersten Mal öffentlich, und 1954 nahm das NCRVokalensemble Hilversum unter Marinus Voorberg das „Heitere Aquarium“ (1954) für den dortigen Rundfunk auf. Die von Ernst Laaf geleiteten Ensembles der Mainzer Universitätsmusik, das Collegium instrumentale und das Collegium vocale, führten ebenfalls zahlreiche Werke von Fussan auf. Musikverlage wie Bote & Bock, Breitkopf & Härtel, Möseler und B. Schott’s Söhne sorgten zusätzlich für eine internationale Verbreitung von Fussans Werken. Im Jahr 1958 erhielt er den Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz, die Stadt Mainz verlieh ihm 1978 die Gutenberg-Plakette anlässlich seines 65. Geburtstags. Seine Verbindung zum Mittelrhein entstand, als er im Kriegsjahr 1942 die Mainzerin Anna Schleicher heiratete.

Werke (Auswahl; mehr als 100 Werke mit, weitere ohne Opuszahlen) — Orchesterwerke: Musik für Streichorchester (1943); Musik für Orchester (1947); Vorspiel für Orchester op. 12 (1947); Capriccio für Orchester (1949); Musik für Streicher, Klavier, Schlagzeug und Pauken (1950); Suite für Streicher (1951); Concertino für Flöte und Streichorchester (1957); Kleine Suite für Streichorchester mit Bläsern ad libitum (1958); Concertino für Klarinette, Streichorchester und Trompete (1966) <> Kammermusik: 2 Sonatinen für Klavier (1947); Musik für Flöte und Klavier (1947); Musik für Violine und Klavier (1949); 1. Streichtrio (1953); Bläserquintett (1948) <> Vokalwerke, auch mit Instrumenten: über 20 Kantaten, geistliche und weltliche Lieder und Chöre, darunter Chinesische Flöte; Lieder für Sopran, Flöte und Streichquartett (1940); 3 Barytonlieder (1947) und das „Heitere Aquarium“ (1954), ferner Volksliedsuiten, Sing- und Spielmusiken.

Literatur — KüschnerDMK <> RiemannL 1959 und 1972 <> Ernst Laaff, Art. Fussan, Werner, in: MGG2P <> Werner Fussan, Selbstbiografie, in: Werner Fussan, Frédéric Chopin, Franz Schubert. Städtische Bühnen Mainz, Konzert des Deutschen Musikrates, 3. Sinfoniekonzert am 18. und 19. November 1983. Programmheft, S. 1 <> Wolf-Eberhard von Lewinski, Nachwuchs im Sinfoniekonzert, in: Allgemeine Zeitung Mainz, 21. Nov. 1983 <> Karl-Josef Müller, Ein Mann der ersten Stunde. Zum Tod des Mainzer Komponisten Professor Werner Fussan, in: Allgemeine Zeitung (Mainz) 22. Aug. 1986

Abbildung: Werner Fussan, in: Allgemeine Zeitung (Mainz) 22. Aug. 1986


Ulrich Mazurowicz

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