FAY, PETER AUGUST (zumeist P. A. Fay) * (Frankfurt-) Sossenheim 25. Juni 1876 | † Allendorf (heute Ortsteil von Frielendorf, Schwalm-Eder-Kreis) 6. Dez. 1949; Klavierpädagoge

Der Sohn des gleichnamigen Landwirts und Restaurateurs heiratete im Jahr 1900 als Warenhändler in Sossenheim die Schreinerstochter Maria Faust (* Sossenheim 21. Mai 1879), zwei Monate nach der Scheidung im November 1903 dann als Restaurateur in Frankfurt die Spenglerstochter Lisette Kröller (* Mensfelden 17. Mai 1880) und – nachdem auch diese Ehe geschieden worden war – im Sept. 1906 als Kaufmann in Frankfurt die Maschinistentochter Anna Frank (* Wien 30. Sept. 1883 | † Frankfurt/M. 14. Juni 1927). Fays musikalische Betätigung geht zwar aus den Heiratseinträgen nicht hervor, aber darüber geben die Frankfurter Adressbücher Auskunft: Fay hatte 1894 ein Tanzinstitut gegründet, das er noch 1908 leitete und aus dem mit zunehmendem Gewicht auf Klavierunterricht eine „Musikschule, speziell für Klavierspiel“ (Adressbuch 1912) hervorging. 1904 publizierte er im Selbstverlag seine speziell an Erwachsene gerichtete Methode Klavierspiel ohne Noten (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Methode Theodor Walthers in Kiel, die ebenfalls 1904 erschien; auch Klavierspiel für Alle), nach der man ohne Vorkenntnisse innerhalb von nur acht bis zwölf Lehrstunden Klavierspielen lernen könne. Ob sie wirklich „für die Menschheit eine große musikalische Erleichterung“ darstellte, die zudem Ungerechtigkeiten beim Zugang zur Hausmusik beseitigte (so die Musiklehrerin Grete Corti, in: Bieler Tagblatt 28. Sept. 1926), soll an dieser Stelle nicht beurteilt werden. Jedenfalls gelang es Fay seit etwa 1909, sie durch geschickte Vermarktung weitläufig zu verbreiten. Er inserierte im großen Stil in regionalen Zeitungen und bildete Vertreter*innen aus. So reiste er 1913 (mit Halt für einen Kurs in München) nach Wien, wo er bis 1915/16 verblieb, und gab beispielsweise 1926 einige Monate Kurse in der Schweiz. Das Vorgehen zeigte Erfolg: In fast jeder deutschen Stadt tauchen (bisher belegbar im Zeitraum 1911–1949) Inserate von Lehrer*innen (mitunter sogar von Direktor Fay’schen Musikschulen) auf, die nach der Methode Fay unterrichteten. Während die Vertreter*innen zumeist allein für eine Region oder Stadt agierten, etablierte sich in den Niederlanden in den 1920er Jahren gar ein Institut Pianospel voor allen, dem Abteilungen in mindestens acht Städten (darunter Amsterdam, Haarlem, Den Haag, Hilversum und Rotterdam) untergeordnet waren. Fay übersiedelte nach dem Tod seiner dritten Frau nach Bad Homburg und heiratete dort im August 1927 als Musikdirektor die Pianistin Anna Katharina Wagner (* Gossmannsrode 21. Febr. 1906). Spätestens 1941 kehrte er nach Frankfurt/M. zurück. Die Übersiedlung nach Allendorf erfolgte nicht vor 1943. Ob das 1952 in Homberg (Efze) nachweisbare Musikhaus P. A. Fay auf ihn zurückgeht, wäre noch zu ermitteln.

Werke (womöglich unterschiedliche Ausgaben desselben Inhalts; auch Kompositionen Fays enthaltend) — Klavierspiel für alle, 3 Teile (1. Grundlage des Klavierspiels, 2. Verschiedene Tonarten und Verzierungen der Musik, 3. Großer Melodienschatz mit 358 Musikstücken der berühmtesten Komponisten und Klassiker), Frankfurt: Selbstverlag (1904); D-Dl (9. Aufl.), D-DÜ[Musikhochschule], D-F (9. Aufl.), D-SWl (Teil 3, 9. Aufl.), D-WIl (8. Aufl., s. Abb.), NL-MIzb – zudem erschienen Hefte mit weiteren Stücken (mindestens 34 Stück bis 1927) <> P. A. Fay’s Klavierspiel ohne Noten, erschienen in mindestens 21 Einzelheften und als Sammelbände, Frankfurt/Wien: Selbstverlag (Druck: Walther & Geitzhaus, Frankfurt-Heddernheim) [ca. 1913]; CZ-PLvk, D-Kbeer (1 Bd., enth. die 157 Stücke der Hefte 1–19), PL-ŁŹu (19 Hefte), US-NYpl (Hefte 1–12, ohne Heft 6, 11)

Quellen und Referenzwerke — Standesamtsregister Sossenheim, Frankfurt/M., Bad Homburg vor der Höhe, Verna <> Adressbücher Frankfurt, Wien, Bad Homburg <> Landes-Adressbuch Hessen für Industrie, Handel, Handwerk und Gewerbe, Wiesbaden 1952 <> Schulamtsakte; D-Fsa (Best. A.40.01 Nr. 5995) <> Fallakte; D-WIhha (Bes. 518 Nr. 62172) <> General-Anzeiger für Dortmund und die Provinz Westfalen 5. Nov. 1904 (Zur Methode Theodor Walthers); Sossenheimer Zeitung 26. Aug. 1922 (zum 75. Geburtstag seines Vaters) <> Zahlreiche Anzeigen und Erläuterungen der Methode in der Regionalpresse (kleine Auswahl): Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 4. Juli 1909 (3. Morgenblatt); Berliner Volkszeitung 6. März 1910; Württemberger Zeitung (Stuttgart) 6. Mai 1911; Het Laatste Nieuws (Asse, Belgien) 25. Okt. 1912; Le Soir (Brüssel) 16. Dez. 1912; General-Anzeiger (Bonn) 29. Jan. 1913 (Anzeige „Direktor Fay’s Musikschule“); General Anzeiger der Münchner Neuesten Nachrichten 20. Mai 1913; Neues Wiener Tagblatt 28. Sept. 1913, 15. Nov. 1913, 25. Febr. 1915, 30. März 1924, 6. Nov. 1938, 13. Febr. 1942; Kleine Presse (Frankfurt) 22. Juni 1914; Wiesbadener Tagblatt 21. Jan. 1912 (Morgenausgabe), 27. Aug. 1922; Hamburger Anzeiger 17. Febr. 1917, 20. Okt. 1941; Wiesbadener Neueste Nachrichten 14. Nov. 1917, 9. Okt. 1922; Frankfurter Nachrichten und Intelligenz-Blatt 2. Dez. 1917 (Morgenausgabe); Wiesbadener Zeitung 30. Mai 1918 (Morgenausgabe); Münsterischer Anzeiger 27. Aug. 1919; De Telegraaf (Amsterdam) 4. Okt. 1924; Berliner Tageblatt 13. Sept. 1925; Dagblad van Noord-Brabant (Breda) 19. Sept. 1925; Bredasche courant 26. Sept. 1925; De Gooi- en Eemlander (Hilversum) 18. Nov. 1925, 28. Dez. 1925; Bieler Tagblatt 11. Febr. 1926, 28. Sept. 1926; Der Murtenbieler 13. März 1926; Oberländer Tagblatt 16. Apr. 1926; Algemeen Handesblad (Amsterdam) 7. Sept. 1929

Abbildung 1: Porträt Fays, in: P. A. Fay’s Klavierspiel ohne Noten; D-Kbeer

Abbildung 2: Titelseite zu Klavierspiel für Alle, Teil 1, 8. Aufl.; D-WIl

Frau Ilona Tarter (Antiquariat Tarter, Thannhausen) herzlichen Dank für ihre freundliche Unterstützung

Kristina Krämer