engesser


ENGESSER, ERNST (MATHÄUS) * Weinheim (Baden) 25. Juli 1852 | † Frankfurt/M. 1. März 1923; Klavierpädagoge

Zweifellos verdankte Engesser seine musikalische Ausbildung seinem Vater Josef (1817–1895), der als Musiklehrer in Weinheim arbeitete und bei unterschiedlichen Gelegenheiten (so als Chordirigent und Komponist 1863 in Neustadt im Odenwald) auch außerhalb seines Wohnorts in Erscheinung trat; auf überregional bekannte Lehrmeister konnte Engesser wohl nicht verweisen, was den Verfasser des Nekrologs zu der Formulierung veranlasste, er hätte „seine musikalischen Fähigkeiten fast ausschließlich auf autodidaktischem Wege erworben“. Die hier ebenfalls erwähnte „Anfangsstellung in Genf“ ließ sich bislang nicht verifizieren; dass Clara Schumann es war, die in den 1880er Jahren die Schweiz bereiste, 1884 seine Berufung als Klavierlehrer an das Hoch’sche Konservatorium in Frankfurt „bewirkte“, erscheint angesichts der dauerhaft guten Meinung, die sie von ihm hatte (er spiele „besser als viele Virtuosen, die jetzt die Welt erschüttern“; Tagebucheintrag vom 17. März 1895 nach einer privaten Zusammenkunft, zit. nach Litzmann Bd. 3, S. 595) durchaus glaubhaft. Während seiner fast 40jährigen Tätigkeit in Frankfurt konzentrierte sich Engesser ganz und gar auf seine pädagogischen Aufgaben – er komponierte allenfalls beiläufig und trat nur selten (etwa 1898 in Leipzig und 1908 in Frankfurt, jeweils als Kammermusiker) öffentlich auf, was der Nekrolog auf ein durch frühzeitige Überanstrengung beim Üben herbeigeführtes „Hand- und Armleiden“ zurückführte. Unter der „unübersehbaren Menge“ (Nekrolog) seiner Schülerinnen und Schüler waren Rosa Bertuch, Wilhelm Carl Breidenstein, seine Tochter Lulu Engesser (s. weiter unten), Alexander Goldschmidt, Lina Jatho, Eduard Jung, Heinrich Knettel, Marie Lenheim, Roger Quilter (1877–1953), Heinrich Sauer, Theo Schäfer, Frieda Schneider, Amadeus Voigt und August Weiss. 1889 schloss Engesser die Ehe mit (Emilie) Molly Klimsch (1861–1937), Schwester des Lithographen und Verlegers Karl Ferdinand Klimsch; als Trauzeugen fungierten Iwan Knorr, der seiner Schülerin Molly wenige Jahre zuvor seine Klavierstücke op. 2 gewidmet hatte, und Fritz Bassermann. Seit 1906 trug Engesser den Titel Professor. Seine Tochter Louise Josefine (gen. Lulu oder auch Lullu; * Frankfurt 1. Dez. 1890 | † Wächtersbach 14. Juli 1953) unterrichtete seit 1918 in der Vorschule des Hoch’schen Konservatoriums Klavier und wirkte noch bis 1943 als private Musiklehrerin in Frankfurt; sie hinterließ ein undatiertes Typoskript Das Hoch’sche Konservatorium. Liebe Erinnernungen (D-F, D-Fsa).

WerkeZwei kleine Gedanken (Kl.), in Musikalische Gartenlaube (Neue Folge), 1. Jg., Nr. 7, Leipzig: Friedlein [1874]

Quellen — KB Weinheim; Standesamtsregister Frankfurt <> Adressbücher Frankfurt <> Briefe, s. Kalliope <> Jahresberichte des Hoch’schen Konservatoriums <> Fallakte in D-Fsa (Best. S2 Nr. 11107) <> Berthold Litzmann, Clara Schumann. Ein Künstlerleben. Nach Tagebüchern und Briefen, Bd. 3, Leipzig 1910 <> [Nekrolog], in: Frankfurter Zeitung und Handelsblatt, 6. März 1923 (Abendblatt) <> Aschaffenburger Zeitung 17. Juni 1863 <> Signale für die musikalische Welt 4. Jan. 1898 (Bericht aus Leipzig) <> Frankfurter Musik- und Theater-Zeitung 11. Okt. 1906, 6. Jan. 1908 <> Frankfurter Nachrichten und Handelsblatt 17. Mai 1908, 6. Sept. 1908 <> Zeitschrift für Musik 7. Apr. 1923 (Todesnachricht) <> MMB

Literatur — Cahn 1979 <> Babbe 2021

Abbildung: Ernst Engesser, Fotografie von Arthur Marx (Digitalisat aus D-F, Porträtsammlung Manskopf)


Axel Beer

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  • angelegt 2023/06/14 17:20