buchholtz


BUCHHOLTZ, HELEN (lt. standesamtlicher Geburtsakte: Charlotte Helena; im Taufregister: Carola Helena) * Esch/Alzette (Luxemburg) 24. (lt. standesamtlicher Geburtsakte; im Taufregister 23.) Nov. 1877 | † Luxemburg-Stadt 22. Okt. 1953; Komponistin

Helen Buchholtz wuchs in einer wohlhabenden Familie in der luxemburgischen Kleinstadt Esch/Alzette auf. Ihr musikalisches Talent wurde früh entdeckt und von ihren Eltern gefördert. In Luxemburg gab es allerdings damals noch kein Musikkonservatorium. Helen Buchholtz gehörte nicht zu den wenigen Frauen, die sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts trotz aller Widerstände ein Auslandsstudium erkämpften. Sie studierte stattdessen privat Komposition bei Gustav Kahnt (1848–1923), später bei Jean-Pierre Beicht (1869–1925) und Fernand Mertens (1872–1957), mit dem sie über viele Jahre eng zusammenarbeitete. Sie bildete sich daneben intensiv autodidaktisch weiter. Im April 1914 heiratete sie den Wiesbadener Arzt Dr. Bernhard Geiger (1854–1921) und zog mit ihm, kurz bevor der erste Weltkrieg ausbrach, nach Wiesbaden, Taunusstraße Nr. 25. Das neue Umfeld wirkte auf die Musikerin äußerst inspirierend, und die Jahre, die sie in dieser Stadt verbrachte, waren für sie eine schöpferisch wichtige Epoche. Nach dem unerwartet frühen Tod ihres Mannes kehrte sie in ihr Heimatland zurück. Sie hinterließ ein Œuvre von rund 140 Kompositionen.

Werke — 48 Stücke für Klavier (darunter 11 Sonaten und 16 Charakterstücke), 53 Lieder und Balladen (Sst., Kl.; vor allem in deutscher und luxemburgischer Sprache, aber auch in Französisch und Latein), 11 Mch. (in deutscher und luxemburgischer Sprache), 5 gemischte Chöre (in deutscher Sprache), 8 Werke für Harmonie-, 5 Werke für Sinfonie- und 3 für Kammerorchester, 2 Werke für Orgel und Cello <> im Druck erschienen: Fünf Lieder (Sst., Kl.) nach Texten von Lucien Koenig (E Wêsekand, Se’leschmîrz, O wèrs de mêint!, Sérénad, Ge’ net an e Klo’schter!), Esch/Alzette: Krein 1916 <> Drei Lieder (Sst., Kl.; Ave Maria, Die alte Uhr (Frida Grauel), Die rote Blume (Georg Sylvester-Viereck)), Wiesbaden: Ernst [1916?]; D-ESfuk, D-KNh <> Vier Lieder (Sst., Kl.) nach Texten von Willy Goergen (Am frieme Land, Ro’ a Fridden, Weiss Ble’e fâlen, Ech hun dech gier), Luxemburg: Krein 1924 <> Zwei Lieder (Sst., Kl.) nach Texten von Willy Goergen (Nén a Jo!, De Piedchen), Luxemburg: P. Linden 1936 <> Do’deg Dierfer (Sst, Kl.; Albert Elsen), Luxemburg: Worré-Mertens 1949 <> Drei Lieder (Mch.; Abschied (Joseph Tockert), Erdbeeridylle (Nikolaus Welter), Der Weg zum Glück (Anna Ritter)), Luxemburg: Linden & Hansen [1927?]

Quellen — Archiv Helen Buchholtz (enthält den kompletten musikalischen Nachlass sowie biografische Originaldokumente) im CID Fraen an Gender (www.cid-fg.lu) <> KB Esch sur Alzette (St. Joseph)

Literatur — Danielle Roster, „… es singt wirklich eine warme Frauenseele in ihnen, die des Lebens Ernst und Bitternis gekostet …“. Die Komponistin Helen Geiger-Buchholtz (1877–1953), in: Lëtzeburger Almanach vum Joerhonnert 1900–1999, hrsg. von Rob Kieffer, Luxemburg 1999, S. 122–135 <> Danielle Roster, „… nur noch in Tönen atmen …“. Die Escher Komponistin Helen Buchholtz (1877–1953), in: Ville d’Esch-sur-Alzette: 100 Joer Esch – 1906–2006, Luxemburg 2006, S. 374–381 <> Oliver Retz, Die luxemburgische Komponistin Helen Buchholtz und ihre Lieder auf Gedichte von Anna Ritter. Analysen vor dem Hintergrund der luxemburgischen Musik- und Kulturgeschichte, Masterarbeit an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg 2010 <> Damien Sagrillo und Alain Nitschké, Von der ‚luxemburgischen‘ zur globalen Besetzung des Blasorchesters in Luxemburg. Die Blasmusikwerke von Helen Buchholtz, Lou Koster und Fernand Mertens, in: Dies. (Hrsg.), Kongressbericht Echternach, Luxemburg 2008 (Alta Musica – Eine Publikation der Internationalen Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Blasmusik 28), Tutzing 2010, S. 359–391 <> Ursula Anders-Malvetti, Die luxemburgischen Komponistinnen Helen Buchholtz und Lou Koster, in: Nos cahiers 32 (2011), S. 83–109 <> Danielle Roster und Melanie Unseld (Hrsg.), Komponistinnen in Luxemburg: Helen Buchholtz (1877–1953) und Lou Koster (1889–1973), Köln etc. 2014 <> Noemi Deitz, Zwischen nationaler Tradition und künstlerischer Identität. Die luxemburgische Komponistin Helen Buchholtz (1877–1953), Phil. Diss. Universität Hamburg 2020 (erscheint 2024) <> Carol Falling, Wiesbadener Komponistinnen. Schicksale und Erfahrungen, Wiesbaden 2021, S. 58–73 <> Carol Falling, Dokumentarfilm Helen Buchholtz (1877–1953) [2022], s. Youtube (= Teil 5 von Wiesbaden Komponistinnen: Schicksale und Erfahrungen [2022], s. hier) <> Danielle Roster, Art. Helen Buchholtz, in: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hrsg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske (Stand 13. Juli 2018), Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff., online <> Homepage zu Helen Bucholtz, zuletzt abgerufen am 8. März 2023.

Abbildung: Die junge Helen Buchholtz; CID Fraen an Gender, Luxembourg. Mit freundlicher Genehmigung


Danielle Roster

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