alleaumes


(Alleaume, Allaume, Allaum, Alom)

(1) Louis Maurice (Moriz) get. Rouen 1779 | † Würzburg 4. Juni 1840; Militär- und Hofmusiker, Violinist, Lehrer, Arrangeur

(2) Maximilian („Max“) get. Aschaffenburg 22. Sept. 1809 | † Würzburg 13. Nov. 1832; Sohn von (1), Violinist, Lehrer, Dirigent


(1) Die ersten Lebensjahrzehnte Alleaumes liegen im Dunkeln. Verbürgt ist aufbauender Violinunterricht bei Konzertmeister Ferdinand Fränzl, vermutlich in Frankfurt und Offenbach. 1803 trat er in die Garnisonsmusik Carl von Dalbergs unter Leitung von Bartholomäus Faubel ein, wo er an den Becken eingesetzt war. Mit der Violine machte er während der Stationierung in Regensburg 1803–1808 durch Soloauftritte in Liebhaberkreisen sowie im Theaterorchester auf sich aufmerksam. Mitte 1808 durch Standortwechsel nach Aschaffenburg ausschließlich für den konstanten Einsatz in der dortigen Hofmusik verwendet, etablierte sich Alleaumes neben Orchesterdienst vollends als Konzertgeiger bei Hof, im Theater und in öffentlichen Konzerten. Mit der Ernennung zum pensionierten bayerischen Hofmusiker 1815 kam er der Pflicht zu Theater- und Hofdienst in Aschaffenburg weiter nach. Eine Umorientierung nach Würzburg bereiteten Soloauftritte im Würzburger Theater 1817 vor sowie ein Zerwürfnis mit der Aschaffenburger Hofmusikintendanz 1818. Die Theaterneuordnungen für Aschaffenburg und Würzburg und das Violinstudium seines Sohnes Max (2) brachten ihn schließlich ca. 1819 zur Übersiedlung nach Würzburg. Er ließ sich am Würzburger Theater engagieren und unterrichtete 1824/25 an der musikalischen Lehranstalt. In Aschaffenburg, nun Spielort der Würzburger Bühne während des Sommers, behielt er 1824–1834 ein Wohnhaus. Urlaub und Dienstunterbrechungen nutzte Alleaumes stets zum Konzertieren (bis 1814 an verschiedenen Höfen, 1815 Frankfurt, 1817 München, Regensburg, Würzburg, 1833 Bamberg, Nürnberg, 1835 München, Augsburg, Nürnberg); sein Solorepertoire bewegte sich dabei von Cannabich bis Paganini.

Werke — Eine Kompositionstätigkeit für Maurice Alleaumes ist posthum lexikalisch und dies lediglich kursorisch-allgemein vermerkt. Ihr kann heute angesichts eines einzigen Anhalts – und dies ein Arrangement – nur noch entfernt gefolgt werden. <> Bearbeitung: Peter von Winter, Thema Variés pour le Chant „Du süsse Erinnerung schönre [!] Tage“ von Michele Carafa (Sst., Orch.; gewidmet Prinz Karl August Theodor von Hohenlohe Bartenstein), Ms. [1813]; D-NEhz, s. RISM ID 450001574 <> Des weiteren ist eine von Alleaumes angefertigte Abschrift überliefert: 6. Ouverturen aus Cenerentola von Rossini. Schweitzerfamillie von Weigel. God save te King von Schneider. Caliphe von Bagdad v. Boieldieu. Johann von Wiselburg. Fanchon v. Himmel. (Orch.), Ms. (1825); D-NEhz, s. RISM ID 450001633

Quellen und Referenzwerke — KB Würzburg <> Akten in D-Mhsa: Alleaumes, Lisette (MA 37940); Ausgleichung der Centrallasten des vormaligen Großherzogtums Frankfurt ab 1816 (MA 40015); Großherzoglich-Frankfurtische Militärmusik Aschaffenburg (MF 55872); Rechnungen und Belege der Zivilliste der Großherzogtums Frankfurt (NL 91, 92, 104, 108–111) <> Akten in D-WÜst: Favorabilia der Hofmusik (MGK 225); Einquartierung der Militärmusik (MRA 9171); Oberrentamtsrechnungen 1810, 1811, 1815, 1812, 1813, 1815/16, 1816/17 (Rechnungen 27462 1/3, 27462 1/4, 33960, 37358, 38376, 38377); Gesuch um Aufnahme zur Dommusik Würzburg (Regierung des Untermainkreises, Kammer des Innern 737); Theater Aschaffenburg und Würzburg (Regierung des Untermainkreises, Kammer des Innern 1859–1862); Hofwitwen-Institut, Protokolle (Stiftungsamt Aschaffenburg XI Nr. 10, Protokoll XXV, Angabe Taufjahr) <> August Wilhelm Iffland, Almanach für Theater und Theaterfreunde, Berlin 1807, S. 354–356 <> Musikalische Unterhaltungen im Harmonie-Vereine zu Würzburg am 20ten Februar 1823, Würzburg 1823 <> Johann Georg Wenzel Dennerlein, Geschichte des Würzburger Theaters von seiner Eröffnung im Jahre 1803-4 bis zum 31. Mai 1855 nebst einem chronologischen Tagebuch und einem Anhang. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Theaters, Würzburg 1853, S. 124 <> Zeitungen und Zeitschriften (Auswahl): Aschaffenburger Zeitung 17. Jan. 1809; AMZ 3. Mai 1815; Tagebuch der deutschen Bühnen, Apr. 1818, S. 111, 123; Baierische National-Zeitung (München) 2. Mai 1817; Münchener Politische Zeitung 16. Mai 1817; Regensburger Zeitung 9., 12. Apr. 1817; Fränkischer Merkur (Bamberg) 11., 16., 25. Mai 1833; Der Friedens und Kriegs Kurier (Nürnberg) 13. Aug. 1833; Allgemeine Zeitung von und für Bayern (Nürnberg) 15. Sept. 1835; Der Baierische Landbote (München) 12. Aug. 1835 <> SchillingE; GaßnerU, Bernsdorf, Mendel/Reissmann

Literatur — Alois Grimm, Aschaffenburger Häuserbuch V, Aschaffenburg 2001, S. 103f. <> Dieter Haberl, Das Regensburger Diarium (Intelligenzblatt) als musikhistorische Quelle, Regensburg 2012 (Regensburger Studien 19), S. 408, 418 <> Dieter Kirsch, Die musikalische Lehranstalt unter Franz Joseph Fröhlich. Eine kommentierte Ausgabe seiner Jahresberichte und weiterer Dokumente aus den Jahren 1798 bis 1862, Würzburg 2017 (Quellen und Studien zur Musikgeschichte Würzburgs und Mainfrankens 2), S. 64, 291, 296, 572

Abbildung: Titelblatt des Arrangements aus D-NEhz (Sign. Ba 120 Bü 321, digital)


(2) Max Alleaumes bildete sich wie sein Vater (1) auf der Violine aus. Der familiäre Umzug von Aschaffenburg nach Würzburg ca. 1819 ermöglichte es dem Elfjährigen das musikalische Institut zu besuchen, wo ihn Orchesterdirektor Johann Georg Neugebauer und Institutsleiter Franz Joseph Fröhlich unterrichteten. Hervorragende Entwicklung belegt sich von 1820/21 bis zu seinem frühen Tod 1832 durch Höchstbeträge der jährlichen Künstlerstipendien, des aus dem Nachlass Kurfürst Erthals gebildeten Friederizianischen Fonds (insgesamt über 1000 fl.) und des Instituts. Mitglied des Würzburger Theaterorchesters war er schon 1824 und vom Schuljahr 1825/26 an erteilte er selbst Violinunterricht in der musikalischen Anstalt und am Schullehrerseminar. Nach Unterweisung in der Orchesterleitung durch Fröhlich 1827/28 leitete Alleaumes in der Folge nun auch Orchesterübungen, sodass er schon 1828 vor König Ludwig I. ein großes Konzert dirigierte. Soloauftritte sind für Würzburg 1823 und Bamberg 1832 verbürgt. Infolge von Fröhlichs selbstherrlicher Autokratie kam es zum Meuchelmord an dem hochbegabten Alleaumes durch seinen Freund, Lehrer- und Dirigentenkollegen Neugebaur, der im Anschluss an die Tat Suizid beging. Der Institutsleiter hatte dem verzweifelten Neugebauer in Missgunst dessen Erfolgs mit dem neuen Musikvereins-Orchester die Haupteinnahmequelle am Lehrerseminar entzogen. Von allen Kreisen tief bedauert ehrten Trauergedichte (so auch von seinem Violinschüler Johann Georg Bratsch) das Andenken an Max Alleaumes und es erklang für ihn Mozarts Requiem im Würzburger Dom.

Quellen und Referenzwerke — KB Aschaffenburg, Würzburg <> Akten in D-WÜst: Theater Würzburg 1822–1829 (Regierung des Untermainkreises, Kammer des Innern 1862); Friederizianischer Fond, Unterstützungen Alleaumes (Stiftungsamt Aschaffenburg IV Nr. 58), Protokolle des Friederizianischen Fonds (Stiftungsamt Aschaffenburg IV Nr. 23), Friederizianischer Fond, Unterstützungen zum musikalischen Institut (Stiftungsamt Aschaffenburg IV Nr. 81) <> Musikalische Unterhaltungen im Harmonie-Vereine zu Würzburg am 20ten Februar 1823, Würzburg 1823 <> Unterlagen in D-WÜsa: Totenzettel Alleaumes, Maximilian, (Sign. 63/T 18.6), vgl. Datenbank Würzburger Totenzettel (digital) <> Fränkischer Merkur (Bamberg) 20. Okt., 20. Nov. 1832 <> Regensburger Zeitung 19. Nov. 1832 <> Neuer Nekrolog der Deutschen, 1834, S. 756f. <> SchillingE (Suppl. 1842); GaßnerU; Bernsdorf; Mendel/Reissmann

Literatur — Karl Kliebert, Die Kgl. Musikschule Würzburg. Ihre Gründung, Entwicklung und Neugestaltung. Denkschrift aus Anlass 100jährigen Bestehens der Anstalt 1804–1904, Würzburg 1904, S. 45, 51f. <> Dieter Kirsch, Franz Joseph Fröhlich, in: Franz Joseph Fröhlich. Ausgewählte Schriften zur Musik, hrsg. von Ulrich Konrad, Würzburg 2013 (Quellen und Studien zur Musikgeschichte Würzburgs und Mainfrankens 2), S. 347, 349, 400 <> Ders., Die musikalische Lehranstalt unter Franz Joseph Fröhlich. Eine kommentierte Ausgabe seiner Jahresberichte und weiterer Dokumente aus den Jahren 1798 bis 1862, Würzburg 2017 (Quellen und Studien zur Musikgeschichte Würzburgs und Mainfrankens 2), S. 61, 71, 75, 77, 81, 84, 86, 89–92, 96, 98f., 104, 109, 281, 284, 288, 312f., 332–336, 572


Erich Staab

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