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WERNICKE, OTTO (LUDWIG) * Dresden 1. Apr. 1850 | † Hannover 6. Mai 1925; Musiklehrer, Dirigent und Komponist

Über die ersten drei Lebensjahrzehnte des Tischlersohns Otto Wernicke, insbesondere seine Ausbildung, ist vorläufig nichts bekannt – es mag sein, dass der „musikalische Funke“ von seinem Großvater Peter Carl Christoph Eisold (ca. 1792–1854), seines Zeichens „Gehülfe“ bei der Dresdner Hofkapelle, auf ihn übergesprungen ist. 1887 ließ er sich, nachdem er offenbar schon seit ca. 1880 in den Niederlanden gelebt hatte, in Harlingen (Provinz Friesland) als Musiklehrer nieder; außerdem übernahm er die Leitung des Damengesangvereins Excelsior, der Orkestvereeniging, des lutherischen Kirchenchors, 1889 zudem die des städtischen Konservatoriums (1899 Muziekschool Otto Wernicke) sowie später weiterer Chöre in der Umgebung. Im Jahre 1900 rief er eine „operette-vereeniging“ in Harlingen ins Leben, mit der er seit 1901 seine überregional und anhaltend erfolgreichen Kinderoperetten erstmals aufführte. Wernicke verließ Harlingen im Frühjahr 1902 und eröffnete in s’Gravenhage erneut eine Musikschule; wenig später kam auch hier die Gründung eines Kirchenchors sowie weiterer Chorvereinigungen (Wilhelminakoor 1903, Cecilia 1906) hinzu.
Warum Wernicke s’Gravenhage den Rücken kehrte und im Spätsommer 1908 nach Wiesbaden zog, ist vorläufig nicht zu ermitteln. Jedenfalls wurde er im Oktober des Jahres zum Leiter des Männerchors (bzw. Doppelquartetts) Concordia gewählt (hier wirkte er bis 1913) und trat 1909 die Nachfolge von Jakob Alexander Burkard als Dirigent des Synagogen-Gesangvereins an, eine Stellung, die er bis 1920 innehatte. Ebenfalls seit 1909 fungierte er als Chorleiter bei den Wiesbadener Kurkonzerten, und 1911 folgte er Wilhelm Geis als Dirigent des russischen Kirchenchors nach. Als seine Tochter Emma (Amalie; * Harlingen 31. Juli 1893 | † Hannover 1981 als Anna Worbs), die bereits seit 1907 als Pianistin und Klavierbegleiterin, seit 1912 auch als Sängerin – insbesondere bei Veranstaltungen ihres Vaters – aufgetreten war, 1920 eine Anstellung am Konservatorium in Hannover erhielt, war dies Anlass für Otto Wernicke, sich ebenfalls dort niederzulassen und seine berufliche Laufbahn zu beenden.

Werke — Kinderoperetten (unter dem Pseudonym Otto Ludwig), darunter De Toovering (Harlingen 1901) und Een Dag Khalief (ebd. 1902), letztere s’Gravenhage: van Eck 1902 (Part.); D-B <> De Meikoningin. Tooneelstuk met zang, KlA. Amsterdam: Alsbach [1908]; D-B <> Von Tempel zu Tempel. Musikepos (Text Abraham Nußbaum; Soli, Chor, Org., Harfe), aufgef. 1913 zur 50-Jahrfeier des Synagogen-Gesangvereins; verschollen, Textbuch in D-WIl <> Israëls Kriegsgebet (S solo, gem. Chor, Org.), Wiesbaden: Ernst [1916]; D-F (digital), US-CIhc <> Herausgabe (gemeinsam mit Abraham Nußbaum): Wiesbadener Synagogen-Gesänge. Eine Sammlung gottesdienstlicher Gesänge für Cantor, Soli, Gemeindegesang, gemischten und Männerchor, Wiesbaden: Verlag des Wiesbadener Synagogen-Gesangvereins 1913 (darin 9 Beiträge von Wernicke selbst); D-Au (digital), D-B, D-F (digital, s. Abb.), IL-J, US-CIhc

Quellen — KB Dresden; Zivilstandsregister s’Gravenhage, Harlingen und Oegstgeest <> Nachweise in D-HVsta (Einwohnermeldekartei sowie Hausstandsbücher (1.HR.03.5 Nr. 925 und Nr. 5526)); freundliche Mitteilung von Frau Henrike Schmidt, MA, Stadtarchiv Hannover (15. Aug. 2022) <> Dagblad van Friesland (Harlingen) 5. Jan. 1888, 12. Jan. 1888, 9. Okt. 1888, 5. Febr. 1889, 23. Juli 1889, 8. Apr. 1890, 4. Okt. 1896 und passim <> NZfM 3. Febr. 1892, 6. Apr. 1892 <> Harlinger courant 19. Apr. 1899 und passim <> Nieuwe Harlinger courant 26. Okt. 1900, 17. Jan. 1902, 2. Mai 1902, 29. Mai 1925 (kurzer Nekrolog) und passim <> Rotterdamsche nieuwsblad 3. Jan. 1901 <> Het vaderland (s’Gravenhage) 1. Juli 1902, 1. Sept. 1903, 11. Dez. 1916, 15. Mai 1925 (Todesmeldung) und passim <> De nieuwe courant (s’Gravenhage) 28. Sept. 1903, 10. Juni 1920 <> Nieuwe Haarlemsche courant 9. Apr. 1907 <> De avontpost (s’Gravenhage) 25. Aug. 1904, 2. März 1906 <> Land en volk (Den Haag) 2. März 1906 <> Rotterdamsche nieuwsblad 20. Juli 1908 <> Wiesbadener Tagblatt 17. Okt. 1908 <> Wiesbadener General-Anzeiger 8. Dez. 1909, 24. Dez. 1909, 2. Dez. 1911, 14. Apr. 1912, 5. Okt. 1912, 6. Febr. 1913 und passim <> Wiesbadener Zeitung 10. Juni 1915, 24. Okt. 1920 und passim

Abbildung: Titelseite der Wiesbadener Synagogen-Gesänge; D-F


Axel Beer

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