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VAN DER VOORT, ANTONIE * Haarlem 19. Nov. 1869 | † Santa Barbara 13. Apr. 1952; Geiger, Violinlehrer, Komponist

Geboren als Sohn des Anstreichers Antonie van der Voort und seiner Ehefrau Antonia Moorhoff genoss van der Voort eine musikalische Ausbildung am Konservatorium in Rotterdam. Er spielte erste Violine im Symphonie-Orchester Haarlem und bis Mai 1893 in der Arnhemsche Orkest Vereeniging. Von Mai bis Oktober 1889 trat er in Warschau auf, darauf folgten nach eigenen Angaben Konzertreisen in Russland und Holland bis Mai 1894. Van der Voort war von Mai bis Oktober 1894 Mitglied der Kreuznacher Kurkapelle und nach weiteren Konzertreisen 1895 erneut in der Kurstadt tätig. Darauf folgte im Oktober 1895 eine Anstellung als zweiter Konzertmeister an der Homburger Kurkapelle bis zum Jahre 1897, als er in gleicher Funktion an das Kurorchester in Wiesbaden wechselte. Parallel zur Tätigkeit im Kurorchester gab er Violinunterricht am Wiesbadener Conservatorium für Musik und wirkte als Primarius mit wechselnder Besetzung, unter anderem mit Hermann Grober, Wilhelm Schotte, Paul Hertel, Luise Wackermann und Karl Wemheuer, im Van der Voortsche[n] Streichquartett (Wiesbadener General-Anzeiger 23. Jan. 1907). Am 28. November 1907 wurde van der Voort vertragsbrüchig, indem er Wiesbaden nach einem abgelehnten Urlaubsgesuch unangekündigt verließ. Er wurde daraufhin am 4. Dezember von der Stadt offiziell entlassen und ließ seine Frau Amalie geb. Rullmann mitsamt der gemeinsamen Tochter zurück. 1908 reiste van der Voort mit seiner Schülerin und ehemaligen Quartettkollegin Luise Wackermann in die USA, wo beide 1911 heirateten – die erste Ehe wurde im selben Jahr geschieden. Zwischen 1908 und 1914 war er am Chicago Symphony Orchestra angestellt. Ab 1915 lebte er mit seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn Harold in Santa Barbara. Hier war er Violinlehrer an der School of Arts und spielte parallel dazu in verschiedenen Orchestern. 1940 wurde van der Voort für seine Komposition Sinfonietta der Preis der St. Louis Symphony Society verliehen. In kalifornischen Musikerkreisen war er bekannt für seine wertvolle Violinensammlung. Neben Geigen Anton Bergonzis und Giuseppe Roccas befand sich in dieser Sammlung eine von ihm sehr geschätzte Violine seines Zeitgenossen John Hornsteiner, die bei einem Hotelbrand 1921 zerstört wurde.

Van der Voorts Kompositionen der Wiesbadener Zeit und seine Tätigkeit als Konzertmeister charakterisieren das Musikleben Wiesbadens und insbesondere der Kurkonzerte. Sein Wirken wurde von Publikum wie auch von der Presse wohlwollend aufgenommen: „Concertmeister v.d. Voort erntete wohlverdienten Beifall durch seine künstlerischen, virtuosen und feinstilisirten Vorträge […]“ (Wiesbadener General-Anzeiger 27. März 1900).

Werke — Die meisten Kompositionen, besonders die der Wiesbadener Zeit, die zumeist häufig auf den Programmen der Kurkonzerte standen, blieben unveröffentlicht. In der folgenden Aufzählung ist in Klammern die jeweils erste Nennung in der Presse vermerkt. Ob ähnliche Titel (etwa La Rêve und Im Traum) auf identische Werke verweisen, kann aufgrund der fehlenden Überlieferung nicht geklärt werden. Japanischer Marsch (Kl. bzw. Orch.), Wiesbaden: Ernst Schellenberg [1905] <> Groete van verre, Polka Mazurka (Wiesbadener General-Anzeiger 30. Aug. 1900), Lilly Mazurka (Wiesbadener Bade-Blatt 11. Okt. 1900), Venena, Stimmungsbild (ebd. 2. Mai 1901), Nocturno (ebd. 21. Juli 1901), Im Traum, Nocturno (ebd. 30. Juli 1901), Neujahrsgrüsse, Marsch (ebd. 14. Sept. 1901), Petite Valse (ebd. 2. Mai 1902), Kochbrunnen-Marsch (ebd. 17. Mai 1902), Gruss vom Taunus, Polka Mazurka (ebd. 28. Mai 1902), La capricieuse, Polka für Trompete (ebd. 5. Mai 1903), La rêve (ebd. 16. März 1905), Doux souvenir (ebd. 16. März 1905), Russischer Marsch (ebd. 27. Juli 1907) <> Die folgenden Titel entstanden in den USA: Rumpelstiltskin (Strq., Kl.), Prince Charming (für zwei Kl. bzw. Strq., Kl.), Scherzo (Kl.), Sinfonietta (Orch.), Sketches from Fairyland (Orch.), A Dream of Life for Orchestra (Orch.), For Niente (Orch.), Little Waltz (Orch.), „Let Me Grow Lovely Growing Old“, General McArthur March, Ave Maria, Short Stories, Afterglow, Song of Colors <> Bearbeitungen und Fantasien (Besetzung unbekannt, wenn nicht anders mitgeteilt): Es blinkt der Thau (Lied von Anton Rubinstein, Orch.; Wiesbadener Bade-Blatt 26. Juni 1899), Fantasie aus Weber’s „Freischütz“ (ebd. 31. Mai 1902), Melodien aus Webers „Freischütz“ (ebd. 18. Apr. 1905), Loure G-Dur und Sarabande (J. S. Bach; ebd. 11. Juli 1905), Ein Schubert-Album, Fantasie (ebd. 23. Juli 1905), Nur wer die Sehnsucht kennt (Lied von Tschaikowsky; Wiesbadener General-Anzeiger 23. Jan. 1906), Wie einst in schönen Tagen (Romanze von David Popper; Wiesbadener Bade-Blatt 10. Juni 1906), Sapphische Ode und Vergebliches Ständchen (Brahms; ebd. 4. Febr. 1907), Fantasie aus „Don Juan“ (Mozart; ebd. 18. Apr. 1907), Grosse Fantasie über holländische Lieder „In Naam van Oranien“ (ebd. 31. Aug. 1907), Phantasie aus der Oper „Die Hugenotten“ (Meyerbeer; Wiesbadener General-Anzeiger 3. Sept. 1907), Sarabande in D-Dur (J. S. Bach; ebd. 11. Apr. 1910) <> Die folgenden Titel entstanden in den USA: Albumblatt (Grieg, Strq.), My Lady Chlo (Clough-Leighter, Strq.), Gavotte (Chr. Linding Strq.), Ciaccona (Tommaso Antonio Vitali, Strq.), Drink to Me (Orch.), Elegie (Massenet, 2 Vl.) <> Old Spanish Songs, San Francisco: Pacific Music Press [1928]

Quellen und Referenzwerke — Zivilstandsregister Haarlem, Sterberegister Kalifornien, Zivilstandsregister Santa Barbara <> Militärregister Haarlem <> Nachlass in US-SB (PA Mss 22) <> Adressbücher Wiesbaden <> Personalakte in D-WIsta (WI/P Nr. 2577) <> Orchestermitgliedslisten in US-Cra <> Wiesbadener Bade-Blatt 27. Mai 1896, 5. Okt. 1897, 26. Juni 1899, 11. Okt. 1900, 2. Mai 1901, 30. Juli 1901, 14. Sept. 1901, 2. Mai 1902, 17. Mai 1902, 28. Mai 1902, 31. Mai 1902, 5. Mai 1903, 16. März 1905, 11. Juli 1905, 23. Juli 1905, 10. Juni 1906, 4. Febr. 1907, 18. Apr. 1907, 27. Juli 1907, 31. Aug. 1907; Wiesbadener General-Anzeiger 27. März 1900, 30. Aug. 1900, 23. Jan. 1906, 23. Jan. 1907, 3. Sept. 1907, 11. Apr. 1910; Wiesbadener Tagblatt 6. Sept. 1904; The Boston Herald 3. Juni 1908; The Morning Press (Santa Barbara) 20. Apr. 1921, 22. Apr. 1921; California Southland Nr. 64 (Mai) 1925; The American Magazine of Art 16/4 (1925), 17/8 (1926); New York Times 22. Sept. 1940, 17. Nov. 1940 <> MMB <> Danneberg 1949

Literatur — William John Summers, Recently recovered manuscript sources of sacred polyphonic music from Spanish California, in: Revista de Musicologia 16/5 (1993), S. 2842–2855 <> Koch 2009

Abbildung 1: Antonie Van der Voort (Zeitungsausschnitt im Nachlass)

Abbildung 2: Van der Voort Ensemble, School of Arts (von Links: Margaret Ellison, Antonie van der Voort, Margaret Neal, Anne Waldron, Frank Fischer, Harry Kaplun), in: California Southland Nr. 64 (Mai) 1925


Noah Lieven

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