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STOLZ, LEOPOLD (JAKOB) * Graz 8. Sept. 1866 | † Lohr am Main 7. Sept. 1957; Kapellmeister, Komponist, Dirigent

1897 wechselte Stolz von Karlsbad, wo er Kapellmeister war, als Theaterkapellmeister an das Königliche Hoftheater in Wiesbaden. In der Hierarchie stand er direkt unter Franz Mannstaedt, den er bereits 1897 als musikalischen Leiter bei Konzerten vertrat, und Josef Schlar und war zudem zuständig für die Komposition von Bühnenmusik. Spätestens seit 1901 dirigierte Stolz zusätzlich den Wiesbadener Männergesang-Verein, bis er diese Tätigkeit 1903 aufgrund der Doppelbelastung beendete. Zum Ende seiner Anstellung am Theater schrieb der Wiesbadener General-Anzeiger: „Herr Leopold Stolz, seither Kapellmeister und Chordirektor am hiesigen Kgl. Theater, teilt uns mit, daß er aus dieser Stellung ausgeschieden ist und gedenkt sich hier Praxis im Unterricht, speziell Opernstudium, Instrumentation, Partiturspiel u. dergl. zu verschaffen“ (Wiesbadener General-Anzeiger 1. Sept. 1907). Daraufhin wirkte er privatim als Korrepetitor für Mitglieder des Orchesters. Von August bis Oktober 1912 war Stolz als Vertretung des Kapellmeisters Arthur →Rother erneut am Hoftheater tätig. 1917 zog er von Wiesbaden nach Berlin, wo viele seiner Kompositionen entstanden, bevor er 1919 nach dem Tod des Vaters nach Graz zurückkehrte. 1921 siedelte er erneut nach Berlin über. Nach der Wiesbadener Zeit lebte Stolz als Komponist und Pianist.

Aufführungen seiner Werke in Wiesbaden sind noch lange nach seiner aktiven Zeit nachweisbar, zumeist vermutlich ohne seine Beteiligung. Im Juli 1917 und 1918 trat Stolz als Klavierbegleiter bei Kurkonzerten in Bad Ems, Königstein und Langenschwalbach auf.

Vor seiner Wiesbadener Zeit war Leopold Stolz, Sohn des Grazer Musikpädagogen Jakob Stolz (1832–1919) und der Pianistin Ida Stolz (1841–1903) sowie älterer Bruder des Operettenkomponisten Robert Stolz (1880–1975), bereits als Kapellmeister an verschiedenen Theatern tätig gewesen und erfuhr bereits im frühen Kindesalter ausgiebigen Klavierunterricht durch die Eltern. Nach der Staatsprüfung für Musik in Wien studierte er von 1886 bis 1888 am Leipziger Konservatorium, bevor er nach Graz zurückkehrte, um dort erstmals am Stadttheater zu dirigieren. Nach einem Bombeneinschlag im Jahre 1943 wurde sein Haus in Berlin mitsamt einem Großteil der Kompositionen zerstört; 1945 floh er nach Lohr am Main, wo er schließlich starb.

WerkeBühnenwerke (nur die der Wiesbadener Zeit): Bühnenmusik zu Macbeth. Trauerspiel in 5 Akten (Wiesbadener General-Anzeiger 17. März 1901) <> Bühnenmusik zu Herbstzauber (Wiesbadener Tagblatt 4. Jan. 1902) <> Bühnenmusik zu Ruhmlose Helden, vier dramatische Balladen mit einem Vorspiel von Paul Busson (Wiesbadener General-Anzeiger 7. Sept. 1902) <> Bühnenmusik zu Der Kaufmann von Venedig (Wiesbadener General-Anzeiger 10. Juni 1902) <> Bühnenmusik zu Die Jungfrau von Orleans. Romantische Tragödie (Wiesbadener General-Anzeiger 18. Mai 1905) <> Ouvertüre zu Calderons Das Leben ein Traum op. 5, UA Graz 1889, „unter seiner persönlichen Leitung“ bereits am 13. Dez. 1897 in Wiesbaden (Wiesbadener General-Anzeiger 15. Dez. 1897) <> Sylvester, UA Graz 1925, Vollendung der eigenen Aussage nach in der Wiesbadener Zeit (vgl. Klug S. 44) <> Weitere Werke der Wiesbadener Zeit: Souvenir de Monrepos. 3 Charakterstücke (Kl.) op. 8, Wiesbaden: Ernst Schellenberg [1900] <> Zwei Gesänge (Sst., Kl.) (Nr. 1. Mahnung der Stunden: „Vergeben, vergessen, wir ziehen vorbei“, Nr. 2. „Weil’ auf mir, du dunkles Auge.“) op. 9, ebd. [1900]

Quellen und Referenzwerke — Adressbücher Wiesbaden (ab 1897/98, zuletzt 1908/09) <> Adressbücher Berlin <> Briefe und Verträge in D-WIhha <> Wiesbadener General-Anzeiger 14. Dez. 1897, 14. Dez. 1897, 9. Mai 1899, 10. Mai 1899, 17. März 1901, 6. Okt. 1901, 7. Sept. 1902, 20. Mai 1905, 1. Sept. 1907 und passim; Wiesbadener Tagblatt 7. Febr. 1905, 14. Dez. 1912 und passim; Diezer Zeitung 18. Juli 1917, 21. Juli 1917; Wiesbadener Bade-Blatt 18. Okt. 1898, 3. Juli 1914 und passim; Grazer Volksblatt 20. Juni 1912; Aar-Bote 3. Juli 1918, 5. Juli 1918; Taunus-Zeitung 22. Juli 1918; Musikalisches Wochenblatt 8. Aug. 1889; NZfM 13. Juni 1888, Nr. 1 (Januar) 1923; Berliner Leben Nr. 5, 1902; Die Lyra 15. Febr. 1889 <> Frank/Altmann 151936; MGG1

Literatur — Monika Kornberger/Barbara Boisits, Art. Stolz, Familie, in: Oeml online <> NassB <> Gerda Haddenhorst, Die Wiesbadener Kaiserfestspiele 1896–1914, Wiesbaden 1985 <> Clemens Anton Klug, Jakob Stolz (1832–1919). Leben und Werk des Grazer Komponisten und Musikpädagogen, Berlin 2019

Abbildung: Portrait Leopold Stolz’ in Berliner Leben Nr. 5, 1902


Noah Lieven

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