senft


(1) Johann Peter * Koblenz 24. Jan. 1735 (als Johann Peter Hazizla) | † 26. April 1805; Schreiner, Orgel- und Clavierbauer

(2) Ignaz Joseph * Koblenz 20. Febr. 1770 | † Augsburg 11. (nicht 4.) Jan. 1817; Sohn von (1), Orgel- und Clavierbauer

(3) Johann Emmerich (II.) * Koblenz 27. Nov. 1777 | † ebd. 21. März 1819; Sohn von (1), Orgel- und Clavierbauer


Die Angehörigen des 1728 aus Böhmen eingewanderten Schreinergesellen Ignatius Josephus Hazizla (auch Horzissla) änderten spätestens 1737 ihren Familiennamen zu Senft, so auch dessen zweiter Sohn Johann Peter (1), der wie sein Bruder Johann Emmerich I. (1732–1792) eine väterliche Ausbildung zum Schreiner erhielt; 1757 legte er die Meisterprüfung ab. Er heiratete 1764 Catharina Simon, galt bereits kurz danach als „Orgelmacher“ und wurde 1775 zum „Hof-Orgelmacher“ in Koblenz ernannt. Zu seinen Aufgaben gehörte vor allem die Pflege der Instrumente am kurtrierischen Hof; es sind nur wenige Orgelneubauten gesichert. Bereits 1783 warb Senft für ein Claviorganum als Kombination eines Hammerklaviers mit einer separaten Orgel in Form eines Tafelklaviers, später auch für Claviere und Gitarren. Zu seinen Gesellen gehört der Orgelbauer Konrad Kemp (* 1766), der sich in Cochem selbständig machte.

gesicherte Werke — 1775 (Koblenz-) Ehrenbreitstein, Hofkapelle (Positiv), nicht erhalten <> 1776 Urmitz, St. Georg; 1853 von Johann Schlaad aus Waldlaubersheim, 1893 von Christian [I.] Gerhardt aus Boppard umgebaut, 1925 durch ein Instrument von Klais (Bonn) ersetzt. Prospekt erhalten <> 1778 Mittelstrimmig, St. Philippus und Jakobus (II/P/21); nach einem Blitzschlag 1847 schwer beschädigt, von Schlaad 1857, von Johann Josef Müller (Rehlingen) 1878 repariert, 1927 durch ein Instrument von Gerhardt ersetzt. Prospekt erhalten <> 1782–1783 Rübenach, St. Mauritius (I/9); 1800 und 1803 von Senft selbst, 1808 von Johann Philipp Stumm instandgesetzt, 1854 von Ludwig Hünd (Linz) umgebaut und 1866 von Schlaad in die neue Pfarrkirche transloziert, 1873 durch ein Instrument von Stahlhuth ersetzt. Der Prospekt Senfts verblieb in der Gemeinde und wurde am 29. Okt. 1944 bei einem amerikanischen Luftangriff zerstört. <> 1783 Herschwiesen, St. Pankratius (I/9?); 1804 von Senft instandgesetzt, 1832 von Engers (Waldlaubersheim), 1861 durch Claus (Graach) und 1880 von Schlaad repariert. 1901 ersetzt durch ein neues Werk von Gerhardt, Prospekt und Pfeifenmaterial erhalten. <> 1785 Linz, Ratskapelle (I/5); 1807 durch den Organisten Hill (Linz) instandgesetzt, 1818 von Johann Christian Weil (Neuwied) in die Linzer Kapuzinerkirche transloziert, 1837 von Engelbert Maaß (Köln) u. a. um eine Pedalklaviatur erweitert zu I/P/7, 1864 durch ein Instrument von Ludwig Hünd ersetzt und in die Kapelle von Ockenfels bei Linz transloziert (nach Profanierung der Kirche 1976 und deren Privatisierung 1987 funktionslos).

Nach Johann Peter Senfts Tod übernahm sein Sohn Johann Emmerich II. (3) die Reparaturarbeiten der Werkstatt in Koblenz; er verstarb an der Wassersucht, genau wie zwei seiner Kinder. Johann Emmerichs Witwe Barbara geb. Bühler ist vermutlich mindestens vorübergehend in ihre schwäbische Heimat zurückgekehrt. Johann Peters Sohn und Schüler Ignaz Joseph S. (2) erfuhr seine Ausbildung ab 1787 bei Johann Andreas Stein in Augsburg, kehrte aber 1792 als Clavier- und Orgelmacher nach Koblenz zurück. Nach seiner Heirat 1793 ließ er sich 1795 in Augsburg nieder; überliefert sind nach 1800 ausschließlich Reparaturen und Translozierungen von Orgeln, allerdings auch ein Doppelflügel, der drei Klaviaturen besaß und der im Auftrag Prinz Louis Ferdinands von Preußen entstand. Ein Hammerflügel Senfts steht im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg; erhalten ist auch eine Gitarre aus seiner Werkstatt.

Literatur — Bereths 1964 <> Gustav Bereths, Die Orgelbauerfamilie Senft (Senff), in: MittAGm 26 (1973), S. 4–7 <> Matthias Thömmes, Orgeln in Rheinland-Pfalz und im Saarland, Trier 1981 <> Fischer/Wohnhaas 1994 <> Bösken/Fischer/Thömmes 2005 <> Rudolf Ewerhart, Die Orgel- und Claviermacher Senft in Koblenz und Augsburg, Tutzing 2011


Birger Petersen

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