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MUCK, ALOYS JAKOB (auch Alois Jacob) * Würzburg 16. Aug. 1824 | † ebd. 15. Jan. 1891; Jurist, Pianist, Komponist und Kapellmeister

Muck, der Sohn des Arztes Christian (ca. 1778–1858) und Enkel des Sängers Aloys (1761–nach 1815), erhielt eigenen Angaben zufolge seine musikalische Ausbildung unter Franz Xaver Eisenhofer und Lachner, wobei noch ungeklärt ist, auf welchen der Brüder Lachner er sich damit bezog und wo der Unterricht erfolgte. Zudem ist er auch als Schüler der Musikschule Franz Joseph Fröhlichs nachgewiesen. Auf Drängen des Vaters studierte Muck entgegen der eigenen Neigungen zunächst Jura. Es folgten seit den 1840er Jahren verschiedene Anstellungen als Akzessist, Protokollant und Sekretär an Gerichten in Würzburg, Aschaffenburg, München und Schweinfurt, wobei er in seinen Nebenstunden mehrfach als Pianist und Komponist an die Öffentlichkeit trat (dies gelegentlich auch außerhalb wie 1852 bei einem Konzert Adam Cornelius Homs in Mainz). In Aschaffenburg, wo er sich mit Unterbrechungen von zwischen 1848 und 1852 aufhielt, fand die Uraufführung seiner Oper Der Goldteufel oder Ein Abentheuer in Amerika statt. Von dort aus nahm er, nachdem bereits seine ersten Werke bei Schott in Mainz verlegt worden waren, Kontakt zu André in Offenbach auf und bot diesem „Compositionen, die ich seit 5 Jahren in meinen Musestunden gefertigt“ hatte, sowie seine Dienste zur „Fertigung von Clavier- oder sonstigen Arrangements“ an (Muck an André, 28. Sept. 1848). Bis eines seiner Werke im Offenbacher Verlag erschien, sollte jedoch mehr als ein Jahrzehnt vergehen.

Wenige Monate nach dem Tod seines Vaters im Juni 1858 ließ sich Muck aus dem Staatsdienst entlassen und widmete sich fortan seiner Karriere als Musikdirektor, die ihn zuerst an das Brünner Stadttheater (1858/59) führte. 1859 schloss er in Edenkoben die Ehe mit Anna Sibylla geb. Hofmann (1834–1871), mit der er zunächst in Darmstadt lebte, wo im Herbst desselben Jahres der Sohn und spätere Dirigent (Albert Anselm) Karl Muck (1859–1940) zur Welt kam. Nach einer erfolglosen Bewerbung um die Stelle des Theaterdirektors in Würzburg wurde Muck Kapellmeister und Mitdirektor des Freiburger Theaters, wo er bis zum Frühjahr 1865 blieb. Anschließend kehrte er in die Heimatstadt Würzburg zurück (die Adressbücher führen ihn fortan als Privatier). Mehrere seiner Werke wurden durch die Würzburger Liedertafel, deren Ehrenmitglied und Dirigent er später wurde, aufgeführt und 1867 erfolgte im Darmstädter Hoftheater die vielbeachtete Uraufführung seiner zweiten Oper Die Nazarener in Pompeji, deren Libretto aus der Feder Carl Gollmicks stammt. Die Dedikation der Oper an den Hessischen Großherzog Ludwig III. honorierte dieser durch die Verleihung des Ritterkreuzes II. Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmüthigen. Zwischen 1869 und 1871 reiste Muck regelmäßig „in der uneigennützigsten, ja opferwilligsten Weise, rein aus Liebe zur Kunst, unser Orchester zu leiten“ nach Speyer (Musikalisches Wochenblatt 17. Juni 1870), um den dortigen Cäcilienverein zu dirigieren. Nach dem Tod seiner Ehefrau erwirkte er für sich und seine zwei Söhne 1872 das Bürgerrecht in Neuheim (Schweiz), allerdings erscheint es angesichts der auch in der Folgezeit recht regelmäßigen Präsenz in Würzburg als unwahrscheinlich, dass die Familie dort längere Zeit lebte. Bereits 1873 oder 1874 dürfte die Rückkehr erfolgt sein, nicht zuletzt da Muck seitdem und bis mindestens 1878 die Würzburger Liedertafel leitete. Muck war zuletzt in zweiter Ehe mit Emilie geb. Starker verheiratet. Gelegentlich anzutreffende Erwähnungen einer Tätigkeit in Königsberg bzw. Sankt Petersburg beruhen auf Verwechselungen. Eine direkte Verwandtschaft zum Würzburger Hoftrompeter Joseph Muck scheint nicht bestanden zu haben.

Werke — a) gedruckt: mit Opuszahl: Der Pilgrim vor St. Just (B, Kl.) op. 1a („dem churfürstlich hessischen Hofopernsänger Herrn Foeppel gewidmet“), Mainz: Schott [1848]; D-B, D-Mbs (digital, s. Abb. 2) <> Liebchen Ade! Lied (Sst., Kl.) op. 1b, ebd. [1848]; D-B, D-Mbs (digital) <> Der Thautropfen (Sst., Kl.) op. 3, ebd. [1852]; D-B <> Abend’s (T, Kl.) op. 4, ebd. [1854] <> Ich kann es dir nicht sagen (S/T, Kl.) op. 5, ebd. [1854] <> 3 Gesänge (Am Bache, Morgenlied, Nachtgesang; 4 gem. St.) op. 10, Leipzig: Breitkopf & Härtel [1862]; D-B <> Venetianisches Gondellied (Sst., Kl.) op. 11, Würzburg: Roeser [1857]; D-Mbs (digital) <> Thurmwächterlied (B, Kl.) op. 11 [bis], Leipzig: Breitkopf & Härtel [1862] <> Eine Nacht auf Kamtschatka (B, Kl.) op. 12, ebd. [1862]; D-B <> Bekenntniss (T, Kl.) op. 13, Leipzig: Breitkopf & Härtel [1860]; D-B <> 2 Lieder (Wiegenlied, Liebliche Maid; Sst., Kl.) op. 14, Offenbach: André [1860]; D-OF (auch autogr. Stichvorlagen) <> 6 Liebeslieder (Sst., Kl.) op. 16, 2 Hefte, Leipzig: Breitkopf & Härtel [1863]; D-B <> 3 Gesänge (Postillon Frühling, Meeresabend, Herbstlied; SATB) op. 18, ebd. [1863]; ehem. D-B <> 3 Gesänge (Sie singt, Elegie, Die Taube; gem. Chor) op. 19, Leipzig: Kahnt [1866]; D-B <> Elegie und Allegro appassionato. 2 Salonstücke (Vc., Kl.) op. 26, Berlin: Bote & Bock [1869]; D-B <> 3 Dichtungen von Oser (Im Wald, Morgenstille, Herbststurm; 4st. Mch.) op. 37, Würzburg: Roeser [1871]; ehem. D-DS <> 3 Männerchöre (Winterlied, Deutsche Jagd, Zu Charlie) op. 38, Offenbach: André [1879]; ehem. D-B, D-OF <> Fest-Ouverture (gr. Orch.) op. 49, ebd. [1880]; D-B, D-OF <> ohne Opuszahl: Cantate Rheinische Herbstbilder aus Rolands Zeit (Soli, Chor, Orch.), Leipzig: Seitz [1869]; D-B (KlA.) – TA: Berlin: Ries & Erler; D-B (Part.) <> Lagerscene deutscher Landsknechte (Soli, Mch., Orch.) (EA Mainz 1867 durch die Mainzer Liedertafel), Leipzig: Seitz [1869]; D-B <> Ballett aus der Oper Die Nazarener arr. (türkische Musik), Offenbach: André [1880]; D-B, D-OF <> b) ungedruckt (Auswahl, der regionalen und musikalischen Presse entnommen): Der Goldteufel oder Ein Abentheuer in Amerika. Romantisch-komisches Gemälde mit Gesang in drei Akten (Text: Karl Elmar; UA Aschaffenburg 12. Okt. 1849) <> Konzertouvertüre (aufgef. Aschaffenburg 1853) <> Die Nazarener in Pompeji Oper (Text: Carl Gollmick; UA Darmstadt 3. Febr. 1867; in Auszügen bereits 1858 und 1864 in Würzburg und Freiburg aufgeführt) <> Des Sängers Traum. Ballade (T/B, Kl.) (aufgef. Wien 1869/70) <> Festouvertüre und Orchesterstück Auf Puszta (EA Speyer 1879); möglicherweise identisch mit op. 49 <> Vom Sturm zerschellt (Mch., Bl.) (EA Würzburg 1883) <> weitere, André 1848 und 1850 angebotenen Werke waren u. a. ein kontrapunktisches Trio (Vl., Vc., Kl.), eine Messe (SATB, Org.), Lieder und Chöre

Quellen — Adressbücher Würzburg, Freiburg, Darmstadt <> Briefe an André (2; 1848, 1850); D-OF <> MMB <> Deutscher Bühnen-Almanach 1859–1865 <> Jahrbücher des deutschen National-Vereins für Musik und ihre Wissenschaft (Karlsruhe) 15. Aug. 1839, 13. Febr. 1840; Mnemosyne (Würzburg) 5. Dez. 1843, 26. Juni 1851, 13. Nov. 1875; Aschaffenburger Zeitung 11. Okt. 1849, 19. Apr. 1858, 7. Okt. 1858, 4. Febr. 1867, 5. Febr. 1867 und passim; Erheiterungen (Aschaffenburg) 18. Okt. 1849; Neue Berliner Musikzeitung 2. Juni 1852, 6. Jan. 1864, 7. Dez. 1864, 11. Jan. 1865, 30. Jan. 1867, 6. Febr. 1867, 10. Apr. 1867; Süddeutsche Musik-Zeitung 19. Juli 1852, 11. Febr. 1867, 25. Febr. 1867, 22. Apr. 1867; Würzburger Stadt- und Landbote 23. Febr. 1853, 8. Febr. 1855, 30. Apr. 1856, 10. Sept. 1857, 8. Dez. 1862, 25. Juni 1863, 27. Apr. 1865, 4. Juni 1868, 24. Apr. 1871, 2. Sept. 1872 und passim; Würzburger Anzeiger 17. März 1856, 26. Sept. 1858, 3. Jan. 1859, 28. März 1868, 8. Sept. 1868; Frankfurter Journal 2. Juni 1858; Darmstädter Frag- und Anzeigeblatt 5. Nov. 1859; Würzburger Journal 24. März 1860, 15. Dez. 1869, 20. Okt. 1873; Blätter für Musik, Theater und Kunst (Wien) 11. Apr. 1860, 8. Febr. 1867; Deutsche Musik-Zeitung 30. Sept. 1861; AmZ 4. Nov. 1863, 13. Febr. 1867, 13. März 1867, 24. Apr. 1867, 19. Mai 1969, 9. Juni 1969, 13. Okt. 1969, 16. Juli 1873; Signale für die musikalische Welt 22. Jan. 1864, 19. Okt. 1866, 30. Nov. 1866, 8. Febr. 1867, 15. Febr. 1867, 12. Apr. 1867, 21. Febr. 1868, 1. Mai 1868, Nr. 9 (Jan.) 1891 (Nekrolog); NZfM 22. März 1867, 7. Juni 1878; Schweinfurter Tagblatt 13. Apr. 1868, 24. Apr. 1872; Musikalisches Wochenblatt 7. Jan. 1870, 17. Juni 1870, 23. Dez. 1870, 13. Jan. 1871, 3. März 1871, 21. Apr. 1871, 14. Juli 1871, 8. Dez. 1871, 26. Dez. 1879, 25. Jan. 1883, 22. Nov. 1883, 22. Jan. 1891; Zuger Volksblatt 9. März 1872, 23. März 1872; Neue Würzburger Zeitung 11. Juni 1873, 15. Juli 1873, 21. Apr. 1874

Literatur und Referenzwerke — Art. Muck, Josef, Dr. jur. in: Frank/Altmann 121926 (irriger Vorname) <> Art. Muck, Alois Jakob, in: Wilhelm Kosch, Deutsches Theaterlexikon 1960 <> Art. Muck, Aloys, in: Kutsch/Riemens <> Kurt Stephenson, Art. Muck, Carl, in: MGG1, MGG2P <> StiegerO <> KirschL <> Peter Muck, Karl Muck. Ein Dirigentenleben in Briefen und Dokumenten, Tutzing 2003 <> Siegfried Koesler, Der Dirigent Karl Muck, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 61 (2009), S. 305–309

Abbildung 1: Unterschrift Mucks auf einem Brief an André (Aschaffenburg, 28. Sept. 1848); D-OF

Abbildung 2: Titelseite zu Mucks op. 1a; D-Mbs


Kristina Krämer

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  • Zuletzt geändert: 2024/01/09 17:24
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