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MAYER, WILHELM MATTHIAS * Frankfurt/M. 20. Aug. 1842 | † Königstein (im Taunus) 3. Sept. 1909; Musikreferent, Komponist, Musiklehrer, Klavierhändler

Der Sohn des jüdischen Kaufmanns Aron Matthias Mayer (1795–1852) war über Jahrzehnte hinweg als Gesang- und Musiklehrer in Frankfurt/M. tätig. Daneben komponierte er eine überschaubare Anzahl von Werken, die bis 1870 im Druck erschienen, verfasste als Musikreferent der Frankfurter Zeitung von 1867 bis 1879 Besprechungen von Opernaufführungen und Konzerten und gründete 1875 die Firma Wilhelm M. Mayer, eine Pianoforte- und Harmoniumhandlung mit angeschlossener Instrumentenleihanstalt. Bis etwa 1881 befand sich das Geschäft unter der Adresse Oberweg 49, zog anschließend dauerhaft in den Oeder Weg 19 (seit ca. 1906 Nr. 19–21) um und gewann mit Philipp Keller (* (Frankfurt-)Rödelheim 1. Aug. 1865 | † Frankfurt/M. 21. Nov. 1929) einen engagierten Mitarbeiter, der später (möglicherweise infolge der Erblindung Mayers während seiner letzten Lebensjahre) Geschäftsführer wurde; ein anderer namentlich bekannter und langjähriger Mitarbeiter war Ernst Eucker. Zwar wurden von der Firma keine eigenen Instrumente produziert, doch war man offenbar um die eine oder andere technische Verbesserung bemüht, sodass Mayer ein eingetragenes Gebrauchsmuster besaß für eine „[a]us einem durch Kniedruck betätigten, an einem Pianola angeordneten […] Hebelwerk bestehende Vorrichtung zum Betätigen des Pianozuges“ (Zeitschrift für Instrumentenbau 1. Jan. 1904). Einen Schwerpunkt im Sortiment bildeten zunächst Instrumente der Firmen A. H. Francke (Leipzig) und Mason & Hamlin (Boston), seit etwa 1895 dann solche von Julius Blüthner (Leipzig), von denen Mayer jeweils das Prädikat des alleinigen Dépôts bzw. Vertreters für Frankfurt und Umgebung besaß. Mayer war in der Nachfolge des ermordeten Hermann Lichtensteins von 1904 bis 1907 als Rechner im Vorstand des Verbands Deutscher Klavierhändler aktiv und gehörte seit 1888 dem Freien Deutschen Hochstift an. Seine Ehefrau Henriette geb. Herf (* Mainz 22. Febr. 1845 | † Frankfurt/M. 10. Nov. 1896; Heirat 1875) war eine Schwester des Mainzer Musikverlegers Joseph Herf. Nach Mayers Tod führten seine beiden Töchter Paula (eig. Martha Pauline Amalie) (* Frankfurt/M. 16. Juli 1878 | † KZ Sobibor 21. Mai 1943; seit 1901 verheiratet mit dem Fabrikanten Raphael Mastbaum) und Marie (Helene Ottilie) (* Frankfurt/M. 23. Sept. 1880 | † ebd. 27. Okt. 1938; seit 1904 verh. mit dem Redakteur Dr. phil. Salli Goldschmidt) die Firma gemeinsam mit dem bisherigen Geschäftsführer Philipp Keller als Prokuristen weiter (der letzte Nachweis ihres Bestehens findet sich 1935). Alle drei traten außerdem 1920 in das seit 1918 als offene Handelsgesellschaft geführte Pianohaus Max Stellbogen ein: Paula Mastbaum und Marie Goldschmidt als Gesellschafterinnen, Keller als Prokurist. Es besteht keine nähere Verwandtschaft zu Lina Meyer, die am Hoch’schen Konservatorium studierte und lehrte.

Werke3 Lieder (Wem Gott ein braves Lieb’ bescheert, Lehn’ deine Wang’ an meine Wang’, Sandmännchen; Sst., Kl.), Frankfurt: Henkel [1863] <> 3 Gesänge (Widmung, Nachtlied, Wär’ ich ein Tröpflein Thau; Sst., Kl.), ebd. [1864] <> Frankfurter Kinder. Walzer (Kl.) op. 3, Offenbach: André [1870]; D-B, D-BABHkrämer, D-OF – dass. (Orch.), ebd.; aufgef. Frankfurt/M. 1870 durch die Hermann Mannsfeldt’sche Capelle (vgl. Didaskalia 27. März 1870) <> Gebet (Sst., Kl.) op. 5, ebd. [1865]; D-OF <> 2 Lieder (Gute Nacht, Das Sternlein; Sst., Kl.) op. 10, ebd. [1870]; D-B, D-OF <> Als jüngst wir zusammen gewandelt (Sst., Kl.) op. 11, ebd. [1870]; D-OF

Quellen und Referenzwerke — KB und Standesamtsregister Frankfurt; Zivilstandsregister Mainz <> Adressbücher Frankfurt <> Briefe s. Kalliope <> Unterlagen in D-Fsa: Firmenbrief (Best. W04 Nr. 687); Magistratsakte Straßen- und Wegebauplanung (Best. A.02.01 Nr. T-2341); Reklamemarke (Best. S7 A Nr. 1998-30070); Sammlung Ortsgeschichte (Best. S3 Nr. 16677) <> Akten in D-WIhha: Devisenprüfungen Raphael und Paula Mastbaum 1938–1939 (Best. 519/3 Nrn. 13665, 16060) Entschädigungsverfahren Raphael und Paula Mastbaum 1950–1965 (Best. 518 Nr. 36231) <> MMB <> Berichte des Freien Deutschen Hochstiftes zu Frankfurt am Main, Neue Folge, Bd. 5, 1889, S. 274 <> Geschichte der Frankfurter Zeitung 1856 bis 1906, hrsg. vom Verlag der Frankfurter Zeitung, Frankfurt/M. 1906, S. 146f. <> Zeitschrift für Instrumentenbau 1. Jan. 1904, 11. Mai 1907, 11. Juli 1907, 11. Sept. 1909 (Nekrolog), 1. Jan. 1911, 11. März 1911, 1. Febr. 1920, 15. Jan. 1926, 1. Dez. 1929 (Nekrolog Philipp Keller); Frankfurter Sänger-Zeitung 1. Okt. 1909; Zahlreiche Anzeigen in der Frankfurter Presse <> Helmut Ulshöfer (Hg.), Zwischen den Welten. Autobiografie des Antifaschisten Willy Eucker, Frankfurt/M. 1993, S. 7 <> Einträge zu Marta Pauline Amalie Mastbaum, in: The Central Database of Shoah Victims’ Names (Yad Vashem)

Abbildung 1: Anzeige Mayers, in: Frankfurter Adressbuch 1895 (digital)

Abbildung 2: Reklamemarke Pianos Wilh. M. Mayer; D-BUDbierwisch


Kristina Krämer

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  • angelegt 2022/12/07 13:22