keiper

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KEIPER (Familie)

(1) Louis (Ludwig Alexius Amandus) * Berlin 13. Apr. 1834 | † Frankfurt/M. 16. Mai 1898; Kapellmeister und Komponist

(2) Henriette Johanna Louise (gen. Lulu) verh. Hermanny * Koblenz 14. Okt. 1867 | † nicht vor 1911; Tochter von (1), Klavierlehrerin

(3) Ludwig (Georg Oskar) * Frankfurt/M. 23. Mai 1881 | † Bad Homburg 22. Febr. 1975; Sohn von (1), Violinist und Pädagoge

(4) (Friedrich Max) Hermann * Frankfurt/M. 2. Apr. 1884 | † Köln (-Ehrenfeld) 24. Okt. 1951; Sohn von (1), Cellist und Pädagoge

(5) Henriette (Johanna Lulu) * Frankfurtf/M. 15. Febr. 1886 | † Niederauroff (heute Stadtteil von Idstein) 25. März 1970; Tochter von (1), Sängerin

(6) Ida (Friederike) * Frankfurt/M. 4. Nov. 1887 | † ebd. 18. März 1944; Tochter von (1)

(7) William * Frankfurt/M. 19. Mai 1911 | † nicht vor 1971; Sohn von (4), Dirigent und Komponist


(1)


Louis Keiper, Sohn eines königlichen Beamten in Berlin, war seit 1860 Militärkapellmeister des kgl. Garde-Grenadier-Regiments Königin Augusta in Koblenz, wo er 1867 Johanna Schneider (1846–1925), Tochter eines pensionierten Hauptmanns, heiratete. 1871 übernahm er anstelle des verstorbenen Adolf Hempel die Leitung der Kurkapelle in Bad Ems, die er bis 1874 innehatte (sein Nachfolger wurde Julius →Langenbach). Im Oktober 1875 ließ sich Keiper in Frankfurt nieder und dirigierte seitdem die „Concerte im Conversationshause des zoologischen Gartens“ (NZfM 24. Sept. 1874); in dieser Funktion war er noch 1896 tätig.

WerkeFest-Marsch (Kl.; zur Vermählung von Elisabeth zu Wied mit Carol von Rumänien), Koblenz: Falckenberg [1869]; D-LAU <> Pariser Einzugs-Marsch. Sieges-Marsch der Deutschen (Orch. bzw. Kl.), ebd. [1871]; D-CO <> Konzert-Polka Blumen auf den Weg (Kl.), ebd. [1871] <> Tanzsammlung Emser Bade-Saison (Kl.), ebd. [1872]; D-KBrlb <> Schlittenfahrt-Galopp (Orch. bzw. Kl.) op. 27, Offenbach: André [1878]; D-OF <> Hip, hip, hurrah! Marsch der Frankfurter Rudergesellschaft Germania (Orch. bzw. Kl.) op. 36, ebd. [1878]; D-B, D-Fsa, D-OF, GB-Lbl – dass. (kl. Blechmusik m. Klar. ad lib.), ebd. [1901] <> Nubier-Marsch (Orch. bzw. Kl.) op. 43, ebd. [1878]; D-B, D-OF <> Die weisse Rose. Favorit-Polka-Mazurka (Orch. bzw. Kl.) op. 30, Leipzig: Forberg [1879]; D-MZs <> Im neuen Haus. Polka (Kl.) op. 33, ebd. [1879] <> Gut Heil! Turnerfestgruss-Marsch (Orch. bzw. Kl.) op. 45, ebd. [1880]; D-B, D-MZs, F-Pn, GB-Lbl <> Deutscher-Jubel-Schützen-Marsch (Orch. bzw. Kl.) op. 46, Frankfurt: Steyl & Thomas [1887]; D-B <> Electrische Strahlen. Galopp (Orch. bzw. Kl.) op. 47, ebd. [1891]; D-B, D-MZs <> weiterhin einige Märsche und Polkas, die bis 1870 in Berlin erschienen <> eine Borussia-Ouverture sowie eine Loreley-Sinfonie (erwähnt in der Neuen Berliner Musikzeitung 2. Febr. 1870 bzw. im Mainzer Journal 5. Aug. 1871) blieben ungedruckt und sind verschollen.

Quellen — KB und Standesamtsregister Berlin, Frankfurt, Koblenz <> Akten zur Bad Emser Kurmusik in D-WIhha (Best. 405 Nr. 1236) und im Bad Emser Stadtarchiv (2/578) <> Personalakte in D-Fsa (S2/3.423) <> zahlreiche Erwähnungen in der zeitgenössischen Presse, darunter Allgemeine deutsche Musik-Zeitung 10. Juli 1874; Didaskalia (Frankfurt) 4. Juli 1871; Mainzer Journal 5. Aug. 1871; Neue Berliner Musikzeitung 2. Febr. 1870; NZfM 24. Sept. 1874 und weitere Notizen bis 1891; Österreichische Badezeitung 18. Aug. 1872, 5. Sept. 1879; Frankfurter Zoo-Zeitung Sept. 1940 (Biographischer Abriss) <> MMB

Abbildung 1: Grabstein Louis Keipers auf dem Frankfurter Hauptfriedhof (Gewann F 1167), aufgenommen von Kristina Krämer im Oktober 2018


(2)


Lulu Keiper, die nicht mit ihrer jüngeren Schwester (5) zu verwechseln ist, studierte von 1880 bis 1887 Klavierspiel am Hoch’schen Konservatorium unter Anton Urspruch und Iwan →Knorr. Später kehrte sie als Klavierlehrerin der Vorschule dorthin zurück (1897–1911). Seit 1901 war sie mit dem Versicherungsinspektor Maximilian Josef Hermanny aus Kaiserslautern verheiratet (Trauzeuge war Iwan Knorr) und lebte in Offenbach. Ob es sich bei ihr um die 1928 und 1939–40 im Frankfurter Adressbuch genannte Witwe Henriette Keiper handelt, ist nicht sicher.

Quellen — KB Koblenz, Standesamtsregister Frankfurt <> Adressbücher Frankfurt <> Jahresberichte des Hoch’schen Konservatoriums


(3)


Ludwig Keiper erhielt seine musikalische Ausbildung von 1895 bis 1905 am Hoch’schen Konservatorium bei Fritz Bassermann, Iwan Knorr, Hugo →Heermann und Adolph Rebner (Vl., Kontrapunkt). Schon während seines Studiums begann er dort als Violin- und Ensemblelehrer der Vorschule zu unterrichten (1900–mind. 1909) und war seit 1908 als Violinlehrer fest angestellt. Im selben Jahr gründete er am Konservatorium ein Jugendstreichorchester. Neben seiner Lehrtätigkeit, die er bis 1960 wahrnahm, spielte Keiper in mehreren Quartetten – 1904–06 in der Vereinigung für populäre Kammermusik (neben Willy Post, Hugo Schmidt und Hugo Schlemüller; seine Stelle übernahm Eduard Ratzka) und seit 1914 im Davisson-Quartett (mit Walther Davisson, Ludwig Natterer und seinem Bruder Hermann (4)), das aus dem Rebner-Quartett hervorging. Außerdem trat bei einigen Gelegenheiten solistisch auf. Die in KlötzerFB genannten Betätigungen als Bratschist ließen sich vorerst nicht nachweisen.

Werke (als Bearb.) — Georg Wichtl, Erster Unterricht im Violinspiel. 51 Übungsstücke in fortschreitender Schwierigkeit mit einer zweiten Violine für Lehrer. Vollständig neu bearbeitet von Ludwig Keiper, Leipzig: Pabst [1910]; D-B

Quellen und Referenzwerke — Standesamtsregister Frankfurt <> Personalakte in D-Fsa (S2/199) <> Adressbücher Frankfurt <> Jahresberichte des Hoch’schen Konservatoriums <> Nennungen in der zeitgenössischen Presse – u. a. Gemeinnützige Blätter für Hessen und Nassau (Frankfurt) 1. Nov. 1904; Frankfurter Leben 1. Apr. 1906; Kleine Presse (Frankfurt) 13. Jan. 1914; Signale für die musikalische Welt 10. Juni 1914 <> MMB <> KlötzerFB

Literatur — Cahn 1979


(4)


Hermann Keiper studierte als Stipendiat des Preußischen Staates von 1900 bis 1906 Violoncello bei Johannes Hegar und Hugo Becker am Hoch’schen Konservatorium und wurde dort anschließend als Lehrer (zunächst in der Vorschule) übernommen. Mit seinen Kolleginnen Anna Hegner (Vl.) und Lina Meyer (Kl.) gründete er 1907 ein Trio, das allerdings nur eine Saison bestand. In den beiden folgenden Wintern 1908/09–1909/10 folgten Kammerkonzerte im Trio wiederum mit seinen Kollegen Walther Davisson (Vl.) und Willy →Rehberg (Kl.). 1910 siedelte Keiper, wohl kurz nach der Eheschließung, gemeinsam mit seiner Frau Estrid (Violinistin und Tochter Willy Rehbergs, * 1889) nach Genf über und unterrichtete für die Zeit eines Schuljahres an der dortigen École artistique de musique. Daraufhin kehrte er an seine Position am Hoch’schen Konservatorium zurück, die er noch bis mindestens 1819 innehatte. Seit 1914 gab er mit Davisson, Ludwig Natterer und seinem Bruder Ludwig (2) Quartettabende, 1915 leitete er das Orchester der Volkskunstabende des Ausschusses für Volksvorlesungen. Keiper gehörte während des ersten Weltkriegs dem Ersatz-Bataillon des Landwehr-Inf.-Rgts. Nr. 118 „Prinz Karl“ an, dessen Kapelle er 1917 bei mehreren Konzerten in Frankfurt und Bad Homburg leitete. Über die weitere Biographie Keipers sind lediglich Ausschnitte bekannt. Im Mai 1933 wurde er nach längerer Arbeitslosigkeit (und nachdem im Zuge der Gleichschaltung im April des Jahres zahlreiche Entlassungen erfolgt waren) als Ressortleiter für Kammermusik des Reichssenders Köln angestellt. Kaum ein Jahr später folgte seine Entlassung und nach langer Untersuchungshaft im April 1935 die Verurteilung wegen „fortgesetzten Betruges und fortgesetzter Urkundenfälschung zum Teil in Tateinheit mit Unterschlagung zu einer Gesamtzuchthausstrafe von 2 Jahren und RM 500.- Geldstrafe, sowie zu 3 Jahren Ehrverlust“ (s. Bernard S. 200). Das Kölner Adressbuch von 1950 führt ihn als Musiker.

WerkeZehn leichte Übungen in der 1. Lage zur Ausbildung der Bogentechnik für Violoncello, Leipzig: Pabst [1908]; D-B, D-KNh, D-WRh <> Für Anfänger. Zwei kleine Stücke (Legende, Gavotte; Vc., Kl.) op. 9, ebd. [1912]; D-B <> Barkarole und Menuett im alten Stile (Vc., Kl.) op. 10, ebd. [1912]; D-B

Quellen und Referenzwerke — Standesamtsregister Frankfurt <> Personalakte in D-Fsa (S2/13.728) <> Adressbücher Frankfurt, Köln <> Jahresberichte des Hoch’schen Konservatoriums <> zahlreiche Nennungen in der regionalen und musikalischen Presse – u. a. Frankfurter Leben 20. Mai 1906, 29. Sept. 1907, 13. Okt. 1907; Frankfurter Sänger-Zeitung 1. Nov. 1906, 1. Okt. 1909; Frankfurter Musik- und Theater-Zeitung 22. März 1907, 6. Jan. 1908, 15. März 1908, 11. Okt. 1908; Musikalisches Wochenblatt 6. Febr. 1908; Die Fackel (Frankfurt) 27. Nov. 1909; La Vie Musicale (Lausanne) 15. Juli 1910, 1. Sept. 1910; La tribune de Genève 29. Juni 1910; Kleine Presse (Frankfurt) 13. Jan. 1914, 8. Juni 1915, 29. Juni 1915, 9. März 1917, 10. März 1917, 27. März 1917; Signale für die musikalische Welt (Leipzig) 10. Juni 1914; Kreis-Zeitung für den Obertaunus-Kreis (Bad Homburg) 8. Aug. 1917; ZfM Aug. 1933, S. 827 <> MMB

Literatur — Cahn 1979 <> Birgit Bernard, Korruption im NS-Rundfunk. Die Affäre um die „Bunten Abende“ des Reichssender Köln, in: Geschichte im Westen 23 (2008), S. 173–203

Abbildung 2: Hermann Keiper (La vie musicale (Lausanne) 1. Sept. 1910)


(5)


Henriette Keiper könnte jene Konzert- und Oratoriensängerin „Frl. Henriette Keiper“ gewesen sein, die 1928 und 1931 in Bad Homburg (hier einmal unterstützt durch Ludwig Keiper (3)) bzw. Frankfurt als Altistin auftrat und in den Frankfurter Adressbüchern von 1930 bis 1937 (die letzten drei Jahre bezeichnet als Sängerin) geführt ist.

Quellen — Standesamtsregister Frankfurt <> Adressbücher Frankfurt <> Homburger Neueste Nachrichten 2. Aug. 1928, 17. Sept. 1928; Neueste Zeitung (Frankfurt) 30. Okt. 1931


(6)


Ida Keiper erhielt, wie ihre Geschwister, eine musikalische Ausbildung am Hoch’schen Konservatorium. Von 1905 bis 1908 war sie dort Gesangsschülerin August Leimers. 1910 heiratete sie den Architekten Aloys Friedrich Wilhelm Jacobi (1881–1928). Am 18. März 1944 fiel sie dem Britischen Luftangriff zum Opfer.

Quellen — Standesamtsregister Frankfurt <> Jahresberichte des Hoch’schen Konservatoriums


(7)


Zwischen 1924 und 1933 besuchte William Keiper mehrere Musikhochschulen in der Schweiz und in Deutschland, darunter das Hoch’sche Konservatorium (1928–30) sowie die Kölner Musikhochschule (1930–33). Während dieser letzten drei Jahre war er bereits als Solorepetitor an den dortigen Städtischen Bühnen tätig und wurde anschließend Leiter des Westdeutschen Kammerorchesters. Nach einigen Jahren in Hamburg kehrte Keiper 1945 nach Köln zurück und nahm eine Stelle beim Nordwestdeutschen Rundfunk wahr. Aufgrund seiner Alkoholsucht verlor er diese schließlich und verbrachte seinen Lebensabend in ärmlichen Verhältnissen. Das Kölner Adressbuch von 1971 führt ihn noch als Komponisten.

Werke — Zahlreiche Hörspielmusiken für NWDR bzw. WDR (1949–1965), Musik und Arrangements für Fernsehfilme (zwischen 1959 und 1969, u. a. für Peterchens Mondfahrt (1959) und Tim Frazer: Der Fall Salinger (1964)) <> gedruckte Werke (meist Orch. bzw. Soloinstr., Orch.) – siehe die Einträge in D-LEdb <> KürschnerDMK nennt außerdem ungedruckte Orchestersuiten, ein Concertino für Altsaxophon und Stücke für Soloinstrumente

Quellen und Referenzwerke — Adressbücher Köln <> KürschnerDMK

Literatur — Andreas Vollberg (Hrsg.), Von Trizonesien zur Starlight-Ära. Unterhaltungsmusik in Nordrhein-Westfalen, hrsg. von Andreas Vollberg, Münster 2003


Axel Beer | Kristina Krämer

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