hoernigk


(1) Veit * verm. Borna bei Leipzig | begr. Frankfurt/M. 14. Sept. 1632; Vater oder Stiefvater von (2), Vater von (3), Musikant und Türmer

(2) Ludwig (von) get. Darmstadt 16. März 1600 | † Mainz 2. Aug. 1667; Sohn oder Stiefsohn von (1), Mediziner, Jurist und Komponist

(3) Andreas * Frankfurt/M. 17. Febr. 1604 | † ebd. 11. Nov. 1634; Sohn von (1), Musikant und Türmer


Veit Hörnigk (1) ist in den Jahren 1600 und 1601 in Darmstadt als „Thurnpfeiffers knecht“ bzw. „Thurn pfeiffer“ sowie anschließend in Worms in gleicher Funktion nachgewiesen, bevor er sich ca. 1605 in Frankfurt niederließ, gegen 1614/16 in die Korporation der Spielleute aufgenommen wurde und später die Stelle des „turmblasers“ an St. Nikolai erhielt; sein Nachfolger wurde sein Sohn Andreas (3). Ob seine Ehefrau Elisabeth tatsächlich eine (kurzzeitige) Beziehung zu Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt (1577–1626) unterhielt, aus der Ludwig Hörnigk (2) hervorging, ist nicht endgültig zu belegen.


(2) Für Veit Hörnigk als Vater Ludwigs spricht die Weitergabe der musikalischen Begabung, während die Vaterschaft des Landgrafen (vgl. hierzu Friedrichs) aus dem ungewöhnlichen Taufeintrag geschlossen werden mag (Landgraf Ludwig hob den „Sohn“ des namentlich nicht genannten „Thurnpfeiffers knechts“ aus der Taufe) sowie aus dem Umstand, dass einem Türmerssohn eine Karriere, wie Ludwig Hörnigk sie durchlief, wohl kaum offen gestanden hätte: Nach seinem Jura- und Medizinstudium in Gießen (Promotion in Straßburg zum Dr. med. 1625) arbeitete Hörnigk als Arzt (seit 1635 Stadtarzt bzw. Physicus ordinarius) in Frankfurt/M.; 1638 erfolgte in Marburg die Promotion zum Dr. iur. Zwistigkeiten führten 1643 zu seiner Entlassung aus den Frankfurter Diensten, und Hörnigk nahm eine Stelle als Amtmann an der gräflich Solmsschen Residenz in Rödelheim an. Seine im Blick auf seine Karriere strategische Konversion zum Katholizismus (1647 in Wien) ermöglichte es ihm, 1648 in Frankfurt das einflussreiche Amt des kaiserlichen Bücherkommissars anzutreten sowie seit 1650 (als kaiserlicher und kurmainzischer Rat) in Mainz ansässig zu werden und von 1653 an seine Tätigkeit als Professor der Medizinischen Fakultät der Universität aufzunehmen. 1629 wurde er in den Adelsstand erhoben. Über seine musikalische Ausbildung ist nichts bekannt.

Werke (nur die musikalischen) — TRIPHYLLIUM SYMPHONIARUM SACRUM. Oder Achtzehen auß vblichem CHORAL FVGALITER vnd Concertsweiß gesetzte Evangelische Kirchengesäng so wohl Instrumentaliter (derowegen mit dem Bassus continuus darbey) als Vocaliter füglich und ahnmütig zu gebrauchen ALLA MVSICA MODERNA oder auff die newe Italianische Manier […] componiret […], Frankfurt: Wörner 1628; s. RISM H 5732 <> Geistliche Concerte, Frankfurt vor 1638; verschollen <> „Welt, Weib und Kind“ (4st.), in: Heinrich Tettelbach, [Leichenpredigt auf Philipp Walter von Herborn], Frankfurt 1627; D-F <> „Mein Wallfahrt ich vollendet hab“ (5st., komp. 1633), in: Lorenz →Erhardi, Harmonisches Chor- vnd Figural Gesang-Buch, Frankfurt: Selbstverlag 1659


(3) Andreas Hörnigk, bereits 1622 bei seiner Eheschließung mit der Frankfurter Posamentiererstochter Anna Weinstock als Bürger und Spielmann bezeichnet, wurde nach dem Tod seines Vaters dessen Nachfolger als Türmer an St. Nikolai.


Quellen und Referenzwerke — KB Darmstadt und Frankfurt <> Schaefer 1975/II

Literatur — Wilhelm Stricker, Ludwig von Hörnigk. Ein Charakterbild aus der Geschichte der Medizin, in: Archiv für Frankfurter Geschichte und Kunst 4 (1889), S. 237–246 <> Valentin 1906 <> Alexander Dietz, Frankfurter Handelsgeschichte, Bd. 3, Frankfurt 1921, S. 67–69 <> Heinz F. Friedrichs, Der Frankfurter Stadtarzt, Kaiserlicher Bücherkommissar und Mainzer Universitätsrektor Ludwig von Hörnigk 1600–1667, in: Hessische Familienkunde 2 (1951), S. 209–216 und 287–292 <> Noack 1967 <> Fritz Reuter, Pfeifer, Trompeter, Posauner – Quellen zur Wormser Musikgeschichte, in: Der Wormsgau 10 (1972–1973), S. 45 <> Ludwig von Hörnigk, in: Verzeichnis der Professorinnen und Professoren der Universität Mainz (online; dort weitere Literatur- sowie Quellenangaben)

Abbildung: Ludwig Hörnigk, Stich von Sebastian Furck (1638); D-LEu (digital)


Axel Beer

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  • Zuletzt geändert: 2022/08/16 08:45
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  • angelegt 2020/12/16 19:10