guckel


(1) Otto (I) (Carl Leopold) * Trebnitz (Schlesien; heute Trzebnica, Polen) 2. Nov. 1848 | † Wien 23. Febr. 1920; Klavierbauer

(2) Otto (II) (Franz) * Wien 1. Okt. 1885 | † Offenbach 19. Nov. 1965; Sohn von (1), Klavierbauer

(3) Wolfgang (Rudolf Andreas) * Frankfurt/M. 19. Okt. 1909 | † Offenbach 1. Sept. 1969; Sohn von (2), Klavierbauer

(4) Otto (III) * Offenbach 9. Febr. 1938 | † ebd. 24. Apr. 2014; Sohn von (3), Klavierbauer


(1) Im Anschluss an seine Tischlerausbildung ließ sich Otto (I) Guckel in Breslau bei Traugott Berndt zum Klavierbauer ausbilden. Seit 1873 lebte er in Wien und wurde 1874 Inhaber einer dortigen Werkstatt, die auf Flügelbau spezialisiert war. Um 1919 ließ er die Firma nach Offenbach verlegen, wo sie von seinem Sohn (2) fortgeführt wurde. Otto Guckel war mit Anna Maria geb. Beck (* Glaubendorf (Niederösterreich) 16. Jan. 1859 | † Wien 20. Nov. 1895) verheiratet.

Quellen — KB Wien (Neulerchenfeld; Gumpendorf) und Rohrbach <> Zeitschrift für Instrumentenbau (Leipzig) 15. März 1920 (Nekrolog)


(2) Otto (II) Guckel wurde in mehreren Wiener Werkstätten (auch bei seinem Vater (1)) zum Klavierbauer ausgebildet und arbeitete anschließend in Breslau und Budapest (1905, 1907–08) sowie bei „einer rheinländischen Fabrik“ (1906; s. Henkel), ehe er 1909 nach Frankfurt/M. kam und dort bis 1911 für Lichtenstein & Co. als Klavierstimmer tätig war. Es folgte eine Anstellung im Hause André als Klaviermacher und -techniker, die er bis zur Verlegung der väterlichen Firma nach Offenbach im Jahr 1919 innehatte. Während dieser Zeit wurde er vom Ausschuß für Volksvorlesungen zu Frankfurt a. Main damit beauftragt, einen Vortrag über die Entwicklung des Klavierbaus anzufertigen, was 1913 mit einer Studienreise und dem Anfertigen mehrerer Mechanikmodelle und Lichtbilder verbunden war. Der im Januar 1914 gehaltene Vortrag, an den sich eine Besichtigung der Pianoforte Fabrik Ferdinand →Schaaf in Bockenheim und ein Konzert mit Vorführung pneumatischer und elektrischer Klaviere in den Räumen C. A. Andrés anschloss, war ein ausgesprochener Erfolg und wurde in erweiterter Fassung im Mai 1914 im Hoch’schen Konservatorium und 1926 für die Vereinigung von Freunden der Chemie und Physik in Frankfurt wiederholt. Zudem erklärte sich Otto (II) Guckel 1926 bereit, den Vortrag überall kostenlos (gegen Übernahme der Reisekosten) zu halten.
Während des ersten Weltkriegs leistete er seinen Kriegsdienst als Musketier des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 201 und diente später zudem bei der Musikkapelle des Inf.-Rgts. Nr. 168. 1917 wurde er von der großherzoglichen Handelskammer in Offenbach zum sachverständigen Klaviermacher erklärt. Nach der Verlegung des väterlichen Betriebs von Wien nach Offenbach in die dortige Kaiserstraße 12 trug er zum 1. Jan. 1920 die Flügel- und Pianinofabrik Otto Guckel & Co. als offene Handelsgesellschaft in das Offenbacher Handelsregister ein, wobei der Frankfurter Klavierbauer Heinrich Walter Mitinhaber wurde. 1925 zog der gesamte Betrieb in die Gustav-Adolf-Straße 20 um, Sitz und Geschäftsräume wiederum 1926 in die Domstraße 16. 1927 wurde die Gesellschaft aufgelöst, woraufhin Otto (II) Guckel alleiniger Inhaber wurde. Durch seine Kenntnisse historischer Instrumente ergab sich neben der Produktion und dem Verkauf neuer Instrumente ein weiterer Schwerpunkt als „größte Reparatur-Werkstätte Süddeutschlands“ für antiken Klavierbau, der in einem Firmenprospekt folgendermaßen hervorgehoben wurde: „Spezialität: Wiederherstellung und Rekonstruktion antiker Tasten-Instrumente aller Jahrhunderte. Anfertigung von Modellen aller Zeiten für Sammlungen. Neubau von Clavichords und Cembalos.“ Dass das historisch wissenschaftliche Interesse Otto (II) Guckels über die praktische Anwendung hinaus ging, belegt neben oben genanntem Vortrag auch die Korrespondenz mit dem Berliner Staatlichen Institut für Deutsche Musikforschung in den 1930er Jahren. So ist besagter Korrespondenz zu entnehmen, dass er über eine Sammlung historischer Instrumente verfügte, von denen er einige – darunter ein Hammerklavier von →Oehmer in Frankfurt (1813) und ein Pianino von →Schott in Mainz (1839) – dem Offenbacher Heimatmuseum zur Verfügung stellen wollte. Zudem besaß er ein Archiv mit „Originalschreiben über Klavierbauer“ und einen von ihm geführten Briefwechsel mit „allen bedeutenden Firmen der Branche“ (15. Okt. 1937, 22. Nov. 1937; D-Bim). Otto (II) Guckel war seit 1909 verheiratet mit der Hufschmiedstochter Leopoldine geb. Girg (* Wien 16. Jan. 1888 | † Offenbach 3. Juni 1859). 1938 folgte ihm der Sohn Wolfgang (3) als Firmeninhaber nach.

SchriftenZum Kapitel: Pianino-Dämpfung, in: Zeitschrift für Instrumentenbau (Leipzig) Nr. 4 (1. Nov. 1911), S. 120

Quellen — Standesamtsregister Frankfurt und Offenbach, KB Wien (St. Leopold) <> Meldeblätter in D-DSsa (Best. H 3 Offenbach Nr. 126658 (digital) und Nr. 126657 (digital)) <> Korrespondenz mit dem Staatlichen Institut für Deutsche Musikforschung (Berlin); D-Bim (1936–1939, s. Kalliope), darin zudem zwei Werbeprospekte <> Adressbücher Frankfurt und Offenbach <> Zeitschrift für Instrumentenbau (Leipzig) 1. Nov. 1911, 1. Dez. 1911, 11. Jan. 1914, 1. Mai 1914, 15. Juli 1915, 1. Febr. 1917, 1. Febr. 1920, 15. Jan. 1924, 1. Apr. 1925, 1. Juni 1925, 1. März 1926, 15. März 1926, 1. Mai 1926, 15. Febr. 1927 und passim; Kleine Presse (Frankfurt) 16. Jan. 1914; Neueste Zeitung (Frankfurt) 7. Okt. 1932


(3)–(4) Wolfgang Guckel (3) lebte seit 1911 in Offenbach und erlernte sicherlich im dortigen Familienbetrieb das Klavierbauerhandwerk. 1935 schloss er die Ehe mit Frieda geb. Pöhl (* Reetzerhütten (Brandenburg) 30. Aug. 1908) und übernahm im Mai 1938 von seinem Vater (2) die Leitung des Betriebs, der sich seit 1936 in der Luisenstraße 70 befand. Am 18. März 1944 brannten die Räumlichkeiten (inklusive 80 Instrumenten) infolge eines Bombenangriffs nieder. 1945 begann Wolfgang Guckel mit dem Neuaufbau und betrieb anschließend in der Luisenstraße 71 eine Pianohandlung mit Werkstatt und Konzertdienst. Nach seinem Tod wurde der Sohn Otto (III) Guckel (4) Inhaber der Firma und verlegte diese 1970 aus der Offenbacher Bahnhofsstraße in die Hospitalstraße Nr. 8, wo sie sich bis heute befindet. Seit 1998 wird sie von Andreas Guckel (* 1963; Sohn von (4)) geleitet.

Quellen — Standesamtsregister Frankfurt und Offenbach <> Meldeblätter in D-DSsa (Best. H 3 Offenbach Nr. 126659 (digital) und Nr. 126656 (digital)) <> Akten in D-DSsa (Best. N 1 Nr. 642) und D-WIhha (Best. 507 Nr. 319) <> Adressbücher Offenbach


Quellen und Literatur (zu (1)–(4)) — Marian Meidel, Tradition auf 88 Tasten, in: Offenbach-Post 26. Apr. 2019 <> Art. Guckel, Otto, in: HenkelLdK <> Jan Großbach, Atlas der Pianonummern, Bergkirchen 122017 <> Website des Pianohaus’ Guckel <> freundliche Auskünfte von Herrn Andreas Guckel, Offenbach

Abbildung: Briefkopf der Firma (Briefpapier mit Adresse Domstr. 16, in Verwendung bis 1936); D-Bim (digital)


Kristina Krämer

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