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BÖSKEN, FRANZ * Meppen 27. Febr. 1909 | † Mainz 11. Aug. 1976; Musikpädagoge, Organologe

Nach Absolvierung des Gymnasiums in Papenburg studierte Bösken Musikwissenschaft, Romanistik, Germanistik und Kunstgeschichte in Köln, München, Paris und Münster und Freiburg im Üchtland, wohin er seinem Doktorvater Karl Gustav Fellerer gefolgt war. Dort wurde er 1933 mit einer Arbeit über die Musikgeschichte der Stadt Osnabrück promoviert. Nach seiner Wiesbadener Tätigkeit in der musikalischen Jugendbewegung (z. B. Aufbau von Jugendmusikschulen) leistete er von August 1939 bis Ende des 2. Weltkriegs Wehrdienst. Zwischenzeitlich war er 1943 als Dozent und Leiter des Seminars für Volks- und Jugendmusikerziehung an der Hochschule für Musik in Graz tätig. Nach Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft Mitte 1945 lebte er zunächst in Schornsheim/Rheinhessen. Dort begann Bösken, Material für seine später immer intensiver betriebenen Orgelstudien zu sammeln. Vom Sommersemester 1949 an studierte er in Mainz Schulmusik und legte 1950 als erster Student der Abteilung das 1. Staatsexamen ab. Ab April war er Studienreferendar am Rhabanus-Maurus-Gymnasium und arbeitete dort nach der zweiten Staatsexamensprüfung im März 1951 als Studienassessor und später als Studienrat für Musik und Französisch. Nach mehrjähriger Mitarbeit bei der Ausbildung der Schulmusikstudierenden und Musikreferendare kehrte er im Oktober 1964 als Dozent für Musikerziehung an seine Ausbildungsstätte zurück. Neben Musikerziehung unterrichtete er Orgelkunde sowie Latein in der Kirchenmusikabteilung und leitete darüber hinaus Kurse zur Fachprüfung in Musik für das Lehramt an Realschulen. 1966 wurde er zum Professor, nach der Eingliederung des Instituts in die Johannes Gutenberg-Universität im November 1973 zum Abteilungsvorsteher ernannt. Darüber hinaus war er weiterhin in der Orgelforschung tätig und legte auf diesem Gebiet mehrere Veröffentlichungen vor. Nach seiner Pensionierung zum Sommersemester 1974 konnte Bösken sich bis zu seinem plötzlichen Tod noch intensiver der Orgelgeschichte widmen. Die umfangreiche Materialsammlung seines Nachlasses wurde von Hermann Fischer ausgewertet und bearbeitet. Mit Adam Gottron gründete Bösken im April 1961 die Arbeitsgemeinschaft für mittelrheinische Musikgeschichte, deren stellvertretender Vorsitzender er bis 1974 blieb; er wirkte danach als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats bis zu seinem Tod in der Arbeitsgemeinschaft mit, die er immer wieder gefördert hat (u. a. erster Band des Lexikons Musik und Musiker am Mittelrhein, dessen Titel auf seine Anregung zurück geht). Daneben war er ab 1973 im Beirat des Mainzer Altertumsvereins tätig; mit seinen Orgelforschungen war er auch für die Gesellschaft der Orgelfreunde wirksam, zu deren Gründungsmitgliedern er zählte. Viele Jahre war er in ihrem beratenden Ausschuss tätig und organisierte zusammen mit Wolfgang Zöllner den orgelwissenschaftlichen Kongress im September 1964 in Mainz. Im August 1975 wurde er Ehrenmitglied dieser Gesellschaft. Ebenso war er Vorsitzender der Orgelkommission und Mitglied im Musikrat des Allgemeinen Cäcilienverbands für die Länder der deutschen Sprache. Seit 1952 war Bösken ehrenamtlich Fachberater für Orgelfragen beim Landesamt für Denkmalpflege und seit 1968 Mitglied des Landesdenkmalrats für Rheinland-Pfalz. Böskens wissenschaftliche Leistungen liegen sowohl im Bereich der Geschichte der Orgel und der Orgelkunde als auch im Bereich der landeskundlichen Musikgeschichte. Beides verstand er eng miteinander zu verbinden. Durch die Auswertung zahlreicher archivalischer Belege zur Orgelgeschichte zeichnete er sich besonders aus, seine grundlegende Studie über die Orgelbauerfamilie Stumm wurde zweifach aufgelegt.

WerkeSelbständige Schriften: Musikgeschichte der Stadt Osnabrück. Die geistliche und weltliche Musik bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, Regensburg 1937 (Freiburger Studien zur Musikwissenschaft, Reihe 2, Heft 5) <> Die Orgel in der Welschnonnenkirche zu Trier, Sonderdruck und Beilage zum Monatsplan der MJC Trier, Trier 1955 <> Die Orgelbauerfamilie Stumm aus Rhaunen-Sulzbach und ihr Werk. Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaus am Mittelrhein, in: Mainzer Zeitschrift 55 (1960); erweiterte Auflage (als Sonderdruck der Mainzer Zeitschrift) 1981 <> Die Orgeln der evangelischen Marienstiftskirche in Lich, Mainz 1962 (BzmM 2) <> (zus. mit Ernst Fritz Schmid) Die Orgeln von Amorbach, Mainz 21963 (BzmM 4) <> Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Bd. 1: Mainz und Vororte – Rheinhessen – Worms und Vororte, Mainz 1967 (BzmM 6), Bd. 2: Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden, Teil I (A–K), Teil II (L–Z), Mainz 1975 (BzmM 7) <> (zus. mit Hermann Fischer) Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins, Bd. 3: Ehemalige Provinz Oberhessen, Teil I (A–K), Teil II (L–Z), aus dem Nachlass Bösken herausgegeben von Anneliese Bösken, mit Ergänzungen von Hans-Martin Balz, bearbeitet von Hermann Fischer, Mainz 1988 (BzmM 29) <> Franz Bösken, Hermann Fischer, Matthias Thömmes, Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins, Bd. 4: Regierungsbezirke Koblenz und Trier, Kreise Altenkirchen und Neuwied, Teil I (A–L), Teil II (M–Z), Mainz 2005 (BzmM 40) <> Aufsätze: Choralische Neukompositionen im 18. Jahrhundert, in: Musica sacra 8 (1934), S. 172–176 <> Musikhandel im alten Osnabrück. Ein Beitrag zur Möser-Feier, in: Osnabrücker Tagblatt vom 18. Okt. 1936, S. 6 <> Die Orgel, in: Handbuch der katholischen Kirchenmusik, hrsg. von Heinrich Lemacher und Karl Gustav Fellerer, Essen 1949, S. 49–58 <> Die Barockorgel als Lehrmeisterin für den heutigen Orgelbau, in: Musik und Altar 1 (1949), S. 46–52 <> Zur Orgelgeschichte des Mittelrheingebietes, in: Jahresbericht der Görres-Gesellschaft 1950, S. 47 <> Die Orgel der Augustinerkirche zu Mainz, in: Musik und Altar 3 (1950/51), S. 92–94 <> Der mittelrheinische Orgelbau zur Zeit des Aufenthaltes Joseph Gablers in Mainz, in: Der Barock, seine Orgeln und seine Musik in Oberschwaben, hrsg. von Walter Supper, Berlin-Darmstadt 1952, S. 78–81 <> Klangideal und Orgelbewegung, in: Das Musikleben 7 (1954), S. 423–426 <> Eine ehemalige Klosterorgel aus Mainz, in: Mainzer Zeitschrift 50 (1955), S. 95–97 <> Die Orgel von Gau-Bischofsheim. Ein Beitrag zur Geschichte der Orgelbauer Geissel im 19. Jahrhundert, in: Mainzer Zeitschrift 52 (1957), S. 50–56 <> Die Onimus-Orgel in der Pfarrkirche (in Friesenheim), in: Festschrift zum 50jährigen Jubiläum des katholischen Kirchenchors Cäcilia Friesenheim, Friesenheim 1957, S. 10–12 <> Zur Geschichte der Orgel in der Liebfrauenkirche zu Oberwesel, in: Kirchenmusikalisches Jahrbuch 41 (1957), S. 68–78 <> Verträumte Erinnerungen eines Kirchenschreibers an die Fastnacht 1373, in: Das neue Mainz 1958/3, S. 5–6 <> Die Orgeln in der Stadtkirche zu Wertheim. Ein Beitrag zur mainfränkischen Orgelgeschichte, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 11 (1959), S. 197–233 <> Beiträge zur Orgelgeschichte des Mittelrheins bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts (Erzstift Mainz), in: Kirchenmusikalisches Jahrbuch 45 (1961), S. 82–101 <> Ein Orgelbauer Egedacher am Rhein, in: MittAGm 2 (1962), S. 10–11 <> Kleinere Beiträge, ebd., S. 11–12 <> Beiträge zur Geschichte der Kirchen- und Schulmusik im Emsland, in: Musicae Sacrae Ministerium, Beiträge zur Geschichte der kirchenmusikalischen Erneuerung im XIX. Jahrhundert, Festgabe für Karl Gustav Fellerer, hrsg. von Johannes Overath (Schriftenreihe des Allgemeinen Cäcilien-Verbandes 5), Köln 1962, S. 147–195 <> Die Musik in der Schornsheimer Kirche. Ein Beitrag zur Instrumentenkunde und Musikikonographie, in: Mainzer Zeitschrift 60/61 (1965/66) (= Adam Gottron-Festschrift), S. 107–117 <> Zur Geschichte der Trierer Domorgel nach 1794. Ein Beitrag zur Denkmalpflege im 19. Jahrhundert, in: Festschrift für Alois Thomas, Trier 1967, S. 39–52 <> Zur Geschichte der Orgel in der Pauluskirche (in Kirchheimbolanden), in: Der Turmhahn. Blätter vom künstlerischen Schaffen und Bauen in der Pfälzischen Landeskirche 11/1 u. 2 (1967), S. 8–16 <> Papenburger Schulerinnerungen, in: 100 Jahre Gymnasium Papenburg, 1969, S. 192–195 <> Historische Orgeln im Mainzer Raum, in: Acta organologica 3 (1969), S. 69–87 <> (zus. mit Hubert Unverricht), Mitteilungen über das geplante mittelrheinische Musiklexikon, in: MittAGm 20 (1970), S. 211–213 <> (zus. mit Hubert Unverricht) Zur Abfassung der Werkverzeichnisse in den Artikeln des mittelrheinischen Musiklexikons, ebd. 21 (1970), S. 236f. <> Domkapellmeister Msgr. Prof. Dr. Georg Paul Kollner †‚ ebd. 23 (1971), S. 265–268 und in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 23 (1971), S. 374–376 <> Orgelbauer aus Osterreich am Mittelrhein in der ersten Hafte des 18. Jahrhunderts, in: Symbolae Historiae Musicae. Hellmut Federhofer zum 60. Geburtstag, Mainz 1971, S. 137–159, unter gleichem Titel in erweiterter Färrn gedruckt in: Organa Austriaca 1 (1976), S. 48–77 <> Die Orgeln von Kirchberg, Ein Beitrag zur mittelrheinischen Orgelgeschichte, in: Mainzer Zeitschrift 67/68 (1972/73) (= Festschrift Fritz Arens), S. 234–239 <> (zus. mit Sigrid Duchhardt-Bösken) Eine neue Quelle zum Mainzer Choral, in: Beiträge zur Mainzer Kirchengeschichte in der Neuzeit. Festschrift für Anton Philipp Brück zum 60. Geburtstag, Mainz 1973, S. 123–133 <> Die Orgel (der St. Ignazkirche in Mainz), in: Hans Fritzen, Die Baugeschichte der St. Ignazkirche in Mainz, hrsg. von Fritz Arens (Beiräge zur Geschichte der Stadt Mainz 22), Mainz 1974, S. 69–81 <> Die Orgel von Kiedrich, in: Acta organologica 8 (1974), S. 82–99 <> Art. Orgel, Geschichte der Orgel seit 1500, Westdeutschland, Art. Osnabrück, Art. Stumm, Orgelbauerfamilie, Art. Wegmann, Johann Conrad, Art. Bösken, Franz, Art. Bürgy, Orgelbauerfamilie, Art. Dahm, Johann Jacob, Art. Förster und Nicolaus, alle in MGG 1 <> Art. Musikinstrumente, Art. Orgel, Art. Positiv, alle in Lexikon für Theologie und Kirche <> Art. Köllner in MMM1.

Literatur — Franz Bösken, in: MGG1 <> Anneliese Bösken und Hubert Unverricht, in: MMM1 <> Hellmut Federhofer, Franz Bösken 60 Jahre alt, in: MittAGm 18 (1969), S. 171f. <> Helmut Mathy, Franz Bösken zur Vollendung des 65. Lebensjahres, ebd. 28 (1974), S. 37–41 <> Hermann Josef Busch, Franz Bösken zum fünfundsechzigsten Geburtstag, in: Ars organi 1974, H. 44, S. 1928 <> Helmut Mathy, Prof. Dr. Franz Bösken †, in: Musica sacra 96 (1976), S. 397–399 <> Hermann Josef Busch, Franz Bösken †‚ in: Ars organi 1976, H. 51, S. 4 <> Anton Ph. Brück, Franz Bösken (1909–1976) in memoriam, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 28 (1976), S. 333f. <> Gedenkreden für Franz Bösken 1909–1976, hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft für mittelrheinische Musikgeschichte, Mainz 1977 <> Friedrich Wilhelm Riedel, Orgellandschaft am Mittelrhein. Das Werk des Organologen Franz Bösken, in: Organa Austriaca 2 (1979), S. 182–185

Abbildung 1: Franz Bösken (MMM1)

Abbildung 2: Franz Böskens Namenszug (Wiesbaden 1941); D-Kbeer


Anneliese Bösken (†) | Hubert Unverricht (†)

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  • Zuletzt geändert: 2023/06/16 13:29
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  • angelegt 2018/09/04 20:59