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BASTIAN, HANS GÜNTHER * Niederzeuzheim 22. Juni 1944 | † Salzburg 11. Juli 2011; Musikwissenschaftler, Musikpädagoge

Der berufliche Werdegang Bastians begann mit seinem Lehramtsstudium (Musik, Mathematik, Katholische Theologie) an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Nach dem 1. und 2. Staatsexamen für die Lehrämter an Grund-, Haupt- und Realschulen war er von 1975 bis 1980 Pädagogischer Mitarbeiter am Institut für Musikwissenschaft / Musikpädagogik der Justus-Liebig-Universität Gießen. Neben seinen beruflichen Aufgaben studierte er dort weiter und promovierte 1979 mit einer empirischen Studie in Systematischer Musikwissenschaft (Der Einfluß musikunterrichtlicher Lernprozesse auf Urteile Jugendlicher über Neue Musik. Eine sozialpsychologische Untersuchung bei 11-jährigen). 1981 wurde er auf eine Professur für Musikpädagogik an der Universität Bonn berufen, 1987 wechselte er auf den Lehrstuhl für Musik und ihre Didaktik an der Universität-Gesamthochschule Paderborn. Hier gründete er 1992 das Institut für Begabungsforschung und Begabungsförderung in der Musik (IBFF) und war bis 1998 dessen Leiter. Im selben Jahr nahm er die Professur für Musikpädagogik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt nach elfjähriger Vakanz als Nachfolger von Sigrid Abel-Struth an, die er mit den Schwerpunkten Empirische Musikpädagogik, Musikpädagogische Psychologie und Systematische Musikwissenschaft bis Ende 2005 innehatte. Die in Paderborn 1992 begonnene Langzeitstudie an Berliner Grundschulen Zum Einfluß von erweiterter Musikerziehung auf die allgemeine und individuelle Entwicklung von Kindern konnte er hier im Jahr 2000 mit einer Buchveröffentlichung (Musik(erziehung) und ihre Wirkung, siehe Literatur) abschließen.

Neben seinen beruflichen Tätigkeiten in Forschung und Lehre stellte Bastian seine musikpädagogischen Fähigkeiten bei der Musikvermittlung und bei der Beurteilung bzw. Bewertung musikalischer Aktivitäten über zwei Jahrzehnte lang unter Beweis: als Organist mit Konzerttätigkeit, als Juror bei verschiedenen Chorwettbewerben und als Leiter von Chören im Raum Limburg. Sein Engagement zeigte sich ebenso innerhalb und außerhalb der Universität in zahlreichen Initiativen, Mitgliedschaften in Gremien, Vereinen und Verbänden. Unter anderem war er von 1980 bis 1986 Geschäftsführer und Vorsitzender des Arbeitskreises Musikpädagogische Forschung (AMPF), von 1985 bis 1987 hatte er den Vorsitz der Bundesfachgruppe Musikpädagogik inne (stellvertretender Vorsitz von 1987 bis 1989). Im Deutschen Musikrat war er von 1988 bis 1992 in der Leitung der Arbeitsgemeinschaft Musikerziehung und Musikpflege (AGMM), ab 1990 dort auch Vorsitzender der Fachkommission Musikpädagogische Forschung. 2004 wurde er als Sachverständiger in die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages Kultur in Deutschland berufen. Außer seinen Initiativen zur Förderung Hochbegabter setzte er sich für den Erhalt der universitären Musikwissenschaft und Musikpädagogik an der Frankfurter Universität ein. 2001 war er Organisator und Veranstalter des internationalen und interdisziplinären Symposions Musik und Humanität, bei dem man sich mit den Grundlagen für (musikalische) Erziehung und Bildung befasste. Selbst von Parkinson betroffen, war er 2007 der Initiator eines Benefizkonzerts in der Alten Oper Frankfurt zugunsten der Parkinson-Forschung. Die vielseitigen musikpädagogischen und wissenschaftlichen Interessen Bastians fanden in der Öffentlichkeit starke Beachtung. Besonders die überregionale Presse, darunter verschiedene Rundfunkanstalten und Fernsehsender, berichtete immer wieder über seine Forschungen. Neben vielen weiteren Auszeichnungen erhielt er 1990 den 1. Publizistikpreis der Fördergemeinschaft „Gutes Hören“, 2004 war er zusammen mit Karl Rarichs (1929–2020) Preisträger der Binding-Kulturstiftung Frankfurt am Main („Binding- Kulturpreis“), und 2005 wurde er mit der Hindemith-Plakette des Landesverbands der Musikschulen Hessens im Verband Deutscher Musikschulen (VdM) ausgezeichnet. 2009 bekam er die Hans-Lenz-Medaille, eine Auszeichnung, die für besondere Verdienste um die Verankerung der Musik in der Gesellschaft vergeben wird. Bastian starb an den Folgen eines tragischen Verkehrsunfalls im Salzburger Unfallkrankenhaus.

Werke — Schriften: Neue Musik im Schülerurteil. Eine empirische Untersuchung zum Einfluß von Musikunterricht. Veröffentlichung des Musikwissenschaftlichen Instituts der Justus-Liebig-Universität Gießen, hrsg. von Ekkehard Jost, Mainz 1980 <> Musikpädagogik. Historische, systematische und didaktische Perspektiven. Heinz Antholz zum 65. Geburtstag, hrsg. mit Dieter Klöckner, Düsseldorf 1982 <> Musik im Fernsehen. Funktion und Wirkung bei Kindern und Jugendlichen. Ein Beitrag zur Musikpädagogik, Wilhelmshaven 1986 (Taschenbücher zur Musikwissenschaft 103) <> Umgang mit Musik, hrsg. im Auftrag des Arbeitskreis Musikpädagogische Forschung (AMPF), Laaber 1985 (Musikpädagogische Forschung 6) <> Jugend musiziert. Der Wettbewerb in der Sicht von Teilnehmern und Verantwortlichen, Mainz 1987 <> Schulmusiklehrer und Laienmusik. Musiklehrerausbildung vor neuen Aufgaben?, hrsg. von der Bundesfachgruppe Musikpädagogik, Essen 1988 (Gegenwartsfragen der Musikpädagogik 2) <> Leben für Musik. Eine Biographie-Studie über musikalische (Hoch-)Begabung, Mainz 1989 <> Jugend am Instrument. Eine Repräsentativstudie, Mainz 1991 – In den USA unter dem Titel Dreams of Glory verlegt, St. Louis (Missouri) 1996 <> Musikalische (Hoch-)Begabung: Findung und Förderung. Dokumentation einer Internationalen Expertenkonferenz (Hadamar 1990), Mainz 1991 <> Musikpädagogische Forschung in Deutschland, hrsg. mit Rudolf-Dieter Kraemer im Auftrag der Fachkommission Musikpädagogische Forschung in der Arbeitsgemeinschaft für Musikerziehung und Musikpflege (AGMM) des Deutschen Musikrates, Mainz 1992 <> Begabungsforschung und Begabtenförderung in der Musik. Dokumentation eines nationalen Symposiums im Auftrag des Instituts für Begabtenförderung in der Musik (IBFF), Mainz 1993 <> Erkrankungen vorbeugen und vermeiden. Instrumentalspiel aus physiologischer, technischer und heilpädagogischer Sicht. Im Auftrag des Instituts für Begabungsforschung und Begabungsförderung in der Musik (IBFF), Mainz 1995 <> Interdisziplinäre und praktische Probleme der Begabungsforschung und Begabtenförderung, hrsg. im Auftrag des Instituts für Begabungsforschung und Begabungsförderung in der Musik (IBFF), Mainz 1996 <> Schulmusik und Musikschule in der Verantwortung. Begabtenforschung, Begabtenfindung und Begabtenförderung „von unten“, hrsg. im Auftrag des Instituts für Begabungsforschung und Begabungsförderung in der Musik (IBFF), Mainz 1997 <> Musik be-greifen. Künstlerische Ausbildung und Identitätsfindung. Dokumentation des 4. IBFF-Symposiums 1997, Mainz 1998 <> Art. Wunderkinder, in: MGG2S 1998 <> Musik(erziehung) und ihre Wirkung. Eine Langzeitstudie an Berliner Grundschulen. Buch mit CD, Mainz 2000 <> Musikpädagogik studieren – und was dann? Ein Handbuch für Magister über Berufsprofile, Berufsqualifikationen und Berufspraxis, Hrsg., Augsburg 2001 <> Kinder optimal fördern – mit Musik. Intelligenz, Sozialverhalten und gute Schulleistungen durch Musikerziehung, Mainz 2001 – Übersetzungen ins Chinesische, Dänische, Englische, Italienische und Niederländische <> Musik und Humanität. Interdisziplinäre Grundlagen für (musikalische) Erziehung und Bildung. Beiträge eines interdisziplinären und internationalen Symposions am Institut für Musikpädagogik der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, hrsg. mit Gunter Kreutz, Mainz 2003 <> Handbuch der Chorleitung. Theorie und Praxis, zusammen mit Wilfried Fischer, Mainz 2008 <> Vom Karrieretraum zur Traumkarriere? Eine Langzeitstudie über musikalisch Hochbegabte, zusammen mit Martin Koch, Mainz 2010 <> Seine Aufsätze und Beiträge in Jahrbüchern, Festschriften, Fachzeitschriften und in der Tagespresse, ferner Vorträge auf Kongressen und Tagungen sowie Gastvorträge an Universitäten und Hochschulen gehen in die Hunderte.

Literatur — Art. Hans Günther Bastian, in: Neues Lexikon der Musikpädagogik (Personenteil), hrsg. von Siegmund Helms u. a., Kassel 1994 <> Christine Kissel, Limburger Professor geehrt, in: Weilburger Tageblatt 27. Juni 2005 <> Binding-Preis für zwei Musikvermittler, in: FAZ 13. Juni 2004 <> Benefizkonzert, in: FAZ 1. Okt 2007 <> Gunter Kreutz, Verabschiedung Hans Günther Bastian, in: UniReport 8. Febr. 2006, S. 15 <> Ders., Gestorben Hans Günther Bastian, in: UniReport 10. Okt. 2011, S. 36 <> Ton und Talent. Musikpädagoge Bastian gestorben, in: FAZ 20. Juli 2011 <> Streitbarer Musikpädagoge: Hans Günther Bastian ist tot, in: NMZ 17. Juli 2011 (online) <> Ulrich Mazurowicz, Musikpädagogik am Mittelrhein, in: 50 Jahre Musikgeschichtsforschung am Mittelrhein, hrsg. von Jonathan Gammert und Gudula Schütz, (MittAGm, Sonderheft), Mainz 2015, S. 72–75

Abbildung 1: Hans Günther Bastian, Foto von seiner Webseite (nur noch über die Wayback Machine des Internet Archive erreichbar)

Abbildung 2: Grabstein Bastians auf dem Kommunalfriedhof Salzburg, aufgenommen am 22. Juni 2014 von Ulrich Mazurowicz


Ulrich Mazurowicz

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