backofen


BACKOFEN, (JOHANN GEORG) HEINRICH * Durlach 7. Juli 1768 | † Darmstadt 10. Juli 1830 (nicht 1839); Musiker und Komponist

Backofen war Sohn eines Markgräflich-Badischen Hautboisten, der gleichwohl einer Spielkartenmacherfamilie angehörte. Neben umfassendem Instrumentalunterricht in Nürnberg (Klarinette, Flöte, Bassetthorn, Harfe) erhielt er auch Unterweisung im Malen und Zeichnen und erlernte mehrere Fremdsprachen. 1794 erhielt Backofen eine (nebenberufliche; ansonsten war er Kartenmacher) Anstellung im Nürnberger Theaterorchester und wurde, nachdem er als Musiker ausgedehnte Reisen (u. a. Frankreich und Holland) unternommen hatte, 1804 Direktor der herzoglichen Militärmusik in Gotha; Dorette Scheidler (seit 1806 Ehefrau Louis Spohrs) war hier seine Harfenschülerin. Fast zeitgleich mit seiner Berufung als Instrumentalist (Flöte, Bassetthorn, Harfe) an das Hoforchester in Darmstadt (1811) eröffnete er auch dort eine Kartenfabrik („alle Sorten Spielkarten von bestmöglicher Qualität, wie auch ganz einfache weiße Visitenkarten“); während der Herbstmesse 1813 offerierte er sein Sortiment „von selbstfabricirenden [!] Spiel-Karten“ in den Geschäftsräumen des Musikhändlers Georg Heinrich Hedler in Frankfurt. 1815 kam eine Blasinstrumentenfabrik hinzu. In welchem Ausmaß Backofen zudem auch als Miniaturmaler (s. Abb.) öffentlich in Erscheinung trat, ist bislang noch nicht geklärt. (Regina Catharina) Wilhelmine Backofen (* Nürnberg 21. Sept. 1806 | † Bessungen 14. Dez. 1875 als Ehefrau des Rentners Peter Kohl, den sie 1854 geheiratet hatte), eine Nichte Heinrichs (und Tochter des Nürnberger Fagottisten Johann Ernst Backofen (1770–1844)), war in den Jahren 1828 bis 1831 am Frankfurter Stadttheater als Sängerin engagiert – die Umstände ihres Weggangs wirbelten reichlich Staub auf: „In allen Gast- und Kaffeehäusern redet und debattirt man Backofen […]: Kinder und Greise, zarte Jungfrauen und unzarte Herrchen rangirten sich unter die Fahnen der Partheien; Alles wogte und kochte und gährte und brauste.“ (Didaskalia 20. Juli 1831, S. [4]).

Werke — s. van Kalker (vor allem Konzerte für Klar. bzw. Horn; Kammermusik für Bläser, Schulen für Harfe bzw. Klarinette, zumeist bei Breitkopf & Härtel in Leipzig erschienen). →Schott in Mainz publizierte zwei Hefte Grand Duo (2 Fl.) op. 37 bzw. 38 [1814; nicht 1828] (s. RISM B 595, 596) sowie eine Sonate facile (Hrf./Kl., Vl./Fl.) WoO 16 [1823] (s. RISM B 593); vgl. auch RISM

Quellen — s. van Kalker <> Zeitung des Großherzogthums Frankfurt 26. Juli 1811 (betr. Eröffnung der Kartenfabrik in Darmstadt), 1. Sept. 1813 (betr. Messe 1813) <> (betr. Wilhelmine B.:) Kirchenbücher Bessungen <> Zeitung der freien Stadt Frankfurt 5. Apr. 1828 und passim; Didaskalia ab 1828 sowie 11. Mai 1831, 7. Juli 1831, 13. Juli 1831 (Oeffentliche Erklärung der Demoiselle Backofen an das Publikum), 20., 21. und 22. Juli 1831, 24. Juli 1831 (Der ist kein Backofenianer!), 18. Aug. 1831 (Der Lügenartikel im Münchener Conversationsblatt), 16. Sept. 1831

Literatur — SL (Hans Joachim Zingel), Art. Backofen in MGG2P <> Sigmar Radau, Die Kartenmacherfamilie Backofen in Nürnberg, Berlin 1997 <> Johan van Kalker, Carl Andreas Göpfert, Heinrich Backofen und Heinrich Neumann. Drei Klarinettisten zu Beginn des 19. Jahrhunderts, Göttingen 2012, S. 83–120 (mit Werkverzeichnis, Quellen- und Literaturangaben) <> nicht bei Noack 1967 und Schweitzer 1975

Abbildung: Heinrich Backofen. Selbstporträt aus der Gothaer Zeit, gestochen von Johann Carl Bock (Nürnberg) (Digitalisat aus D-F, Porträtsammlung Manskopf)


Axel Beer

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  • Zuletzt geändert: 2024/01/10 12:01
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  • angelegt 2019/07/03 20:28