afferni


AFFERNI, UGO (HUGO) * Florenz 1. Jan. 1871 | † Livorno 9. Okt. 1931; Dirigent, Pianist, Komponist

Nach seinem Klavierstudium am Raff-Conservatorium in Frankfurt (1885–1887; u. a. bei Max Schwarz und →Anton Urspruch) sowie in Leipzig (1889–1891) und Anstellungen als Kapellmeister in Annaberg (ab 1893), Lübeck (1896–Apr. 1905; mit zwischenzeitlichem Abstecher nach Bad Harzburg (1901)) wurde Afferni als Nachfolger Louis Lüstners 1905 Dirigent des Kur- (Kurkapelle Afferni) und Symphonie-Orchesters in Wiesbaden. Neben etlichen weiteren zeitgenössischen Werken (etwa von Richard Strauss) nahm er 1910 die im Jahr zuvor veröffentlichte h-Moll-Sinfonie von Fritz →Volbach ins Programm und trat, wie seine Ehefrau, die Geigerin Mary geb. Bramner, auch als Solist auf. Dass hingegen seine musikalischen Aktivitäten in eine Zeit zunehmender Polarisierung hinsichtlich dessen, was ein Kurorchester bieten sollte, fielen, wird anhand einer Bemerkung Hans Georg Gerhards deutlich, der ihm „süßlich sentimentale und äußerst mätzchenhafte Aufführungen“ vorwarf (Wiesbadener Monatsplauderei, in: Frankfurter Musik- und Theater-Zeitung 24. Nov. 1908, S. 5). Nachdem Afferni sich in den Jahren 1909–1911 mehrfach „in den Kuranlagen ärgerniserregend benommen hatte“ (Neues Wiener Tagblatt – der Hochheimer Stadtanzeiger vom 7. Okt. 1911 berichtet Details; s. a. Stephanie Zibell, die die „Affaire Afferni“ aufgearbeitet hat), was ihm eine Anklage und eine Geldstrafe einbrachte, erfolgte seine Entlassung. Die Saison 1911/12 verbrachte er als städtischer Kapellmeister in Riga, ging anschließend für die nächste Saison als Leiter des dortigen Sinfonieorchesters nach Helsingfors und kehrte schließlich nach Italien zurück. Sein Nachfolger in Wiesbaden wurde (nach einem kurzen Interim durch den Münchener Kapellmeister Paul Prill) Carl Schuricht.

WerkeFest-Marsch zur Eröffnung des neuen Kurhauses in Wiesbaden (Orch.), Wiesbaden: Wolff [1907]; D-KNmi <> Die übrigen Kompositionen Affernis (neben einer Oper Potemkin an der Donau (Annaberg 1897) und einer Sinfonie B-Dur kleinere Klavierwerke, Lieder und Chöre) entstanden bzw. erschienen ganz überwiegend bis um 1900, also vor seiner Anstellung in Wiesbaden.

Quellen — Jahresberichte des Raff-Conservatoriums <> C[arlos] Dr[oste], Ugo Afferni in: Frankfurter Musik- und Theater-Zeitung 6. Jan. 1908, S. 4–5 <> Signale für die musikalische Welt März 1889 (Nr. 20), Apr. 1890 (Nr. 29), Okt. 1893 (Nr. 53), 19. Okt. 1897, 16. März 1913, 8. Apr. 1914 und passim; NZfM 12. März 1900 und passim; Musikalisches Wochenblatt 26. März 1891, 11. Febr. 1892, 26. Mai 1892, 15. Sept. 1892 und passim; Lübeckische Blätter 30. Apr.1905, 28. Mai 1905; Wiesbadener Bade-Blatt 20. Juni 1907 (betr. Festmarsch); Neues Wiener Tagblatt 29. Aug. 1911; Hochheimer Stadtanzeiger 20. Sept. 1911, 7. Okt. 1911, 27. Okt. 1911, 18. Nov. 1911, 6. Dez. 1911; Rigaer Rundschau 28. Sept. 1911, 11. Jan. 1912; Rigasche Zeitung 21. Nov. 1911 und passim; Dagens Tidning (Helsinki) 18. Sept. 1912 und passim; Hufvudstadsbladet (Helsinki) 24. Dez. 1912, 8. Febr. 1913 und passim; zahlreiche weitere Notizen und Berichte in der Wiesbadener Tagespresse <> MMB

Literatur — Stephanie Zibell, Die Affaire Afferni, in: Sonnenborner Echo 84 (2022), S. 24–29 <> Danneberg 1949 <> Frank/Altmann 1927; RiemannL 101922; MüllerDML; NassB

Abbildung: Ugo Afferni (Frankfurter Musik- und Theater-Zeitung 6. Jan. 1908)


Axel Beer

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  • angelegt 2018/09/06 20:34