==== Hermann Knispel ==== \\ **KNISPEL, (LUDWIG) HERMANN (ANTON)** * Worms 26. Dez. 1855 | † Darmstadt 26. Okt. 1919; Schauspieler, Theater- und Musikhistoriker {{:knispel_d-dssa_.jpg?nolink&300 |}} Seinen Plan, sich am Darmstädter Polytechnikum zum Ingenieur ausbilden zu lassen, gab Hermann Knispel, Sohn des Großherzoglich Hessischen Hauptmanns Julius Knispel (* Darmstadt 1813), rasch auf, nachdem er 1874 erstmals als Schauspieler in Hanau aufgetreten war. Seit September 1875 gehörte er dem Darmstädter Hoftheater an, dem er – nicht nur mit den etwa 400 Rollen, die er verkörperte – bis zu seinem Tod aufs Engste verbunden blieb: 1892 erhielt er zudem die Ernennung zum artistischen Sekretär, womit seine wissenschaftlichen Untersuchungen zur Geschichte des Hoftheaters und der Hofmusik von seinem Arbeitgeber gewürdigt wurden und er gleichsam als Hofhistoriograph agieren durfte. Den eigens für ihn geschaffenen Titel eines Hofrezitators erhielt Knispel 1907; auch außerhalb Darmstadts hatte er sich auf diesem Gebiet einen Namen gemacht und konnte etwa in Frankfurt beweisen, dass er „die Pfälzer Mundart nicht nur beherrscht[e]“, sondern ihr auch „die heitersten Wirkungen“ abzugewinnen in der Lage war (//Frankfurter Zeitung und Handelsblatt// 29. Jan. 1904). Als seine „größte Tat“ (aus theaterpraktischer Perspektive) preist der Nekrolog, dass Knispel Ernst Niebergalls //Datterich// „den Weg zur Bühne ebnete“ und damit in die größere Öffentlichkeit trug. Die Anerkennung, die Knispel von Seiten des Hofs genoss, gipfelte 1915 in der Verleihung des Ritterkreuzes I. Klasse des //Verdienstordens Philipps des Großmüthigen//, nachdem er schon 1891 und 1900 Ehrungen geringerer Stufe erhalten hatte. 1892 bzw. 1897 wurden ihm außerdem die //Herzog-Ernst-Medaille// des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha verliehen sowie der russische //St. Stanislausorden// III. Klasse. Nach dem Tod seiner ersten Frau Philippine, Tochter des Darmstädter Hofmusikus Adam Klein (* 1863, Eheschließung 1885), heiratete Knispel 1895 Franziska geb. Wirtz (1872–1933), die, nachdem sie 1919 Witwe geworden war, als Direktionssekretärin des Landestheaters eine Anstellung fand. Dass ihr Vater, der Lithograph Ferdinand Wirtz (1824–1897), als Verleger ein von [[banger|Georg Banger]] 1866 vertontes Opernlibretto herausgab, sei am Rande erwähnt. Luise Knispel geb. Ramstädter (* Pirmasens 1791 | † Worms 20. Jan. 1859), Hermanns Großmutter (und Ehefrau des Militärarztes Daniel Knispel), ist 1832 als Darmstädter Hofchoristin nachgewiesen; ihr Sohn Georg David (1816–vor 1883), also Hermanns Onkel, wurde Pfarrer (Promotion ca. 1845), trat als junger Mann bisweilen als Sänger in Darmstadt hervor und ehelichte 1846 die Hofoffiziantentochter Maria Elisabeth Wilhelmine Fischer (* Darmstadt 1823), die zuvor als Betty Fischer (und „recht brave Sängerin“, //Didaskalia// 5. Juli 1843) bzw. anschließend Betty Knispel (geb. Fischer) mit ihrer Stimme auch überregional (1847 sogar in Paris) Beachtung fand. Beider Tochter Luise Knispel (* Wieseck bei Gießen 1858 | † Zürich 1940) war als eine der ersten Schülerinnen des [[hoch|Hoch]]’schen Konservatoriums 1878 in die Gesangsklasse Julius Stockhausens eingetreten und seit 1880 bis kurz vor ihrer Eheschließung im April 1883 als in Darmstadt lebende Künstlerin (auch) im Frankfurter Musikleben präsent. Und schließlich: Das MMM-Team würde den guten Knispel am liebsten – wenn es denn noch ginge – in freundschaftlicher Kollegialität bei sich aufnehmen, denn er hatte die genau richtige (heutigentags reichlich aus der Mode gekommene) Einstellung in Sachen Forschung an sich und Begeisterung für den Gegenstand überhaupt: „Unser Theaterarchiv ist mir ein vertrauter Raum. Wie liebe, alte Bekannte grüßen mich die vielen Urkundenbände und Aktenbündel, die, in langen Reihen aufgeschichtet, sich hoch zur Decke auftürmen und an allen Wänden emporklettern. Ich kenne sie gut, diese stummen und doch so lebendigen Zeugen der Vergangenheit.“ (//Vergilbte Blätter//, S. [59]). **Werke** — //Das großherzogliche Hoftheater zu Darmstadt von 1810–1890//. Mit einem geschichtlichen Rückblick auf die dramatische Kunst zu Darmstadt von 1567–1810, Darmstadt und Leipzig: Zernin 1891 (Großherzog Ludwig IV. „ehrfurchtsvollst gewidmet“); D-Mbs ([[https://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb11503698-0|digital]]) <> //Schiller’s Dramen auf dem Großherzoglichen Hoftheater in Darmstadt. Theatergeschichtlicher Rückblick zum Schiller-Cyclus 1894//, Darmstadt: Herbert 1894 <> //Das alte Opernhaus in Darmstadt. Eine theaterhistorische Skizze//, Darmstadt: Buchdruckerei der Neuen Hessischen Volksblätter 1897; D-Mbs ([[https://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb11813916-2|digital]]) <> //Bunte Bilder aus dem Kunst- und Theaterleben//, Darmstadt: Herbert 1900 – 2. Aufl. ebd. 1901 <> //Schiller und seine Werke in Darmstadt. Zum 100jähringen Todestag des Dichters (9. Mai 1905)//, Darmstadt: Herbert 1905 <> //Vergilbte Blätter. Erinnerungen aus dem Darmstädter Theaterarchiv//, in: //Bühne und Welt// 10 (Okt. 1907–März 1908), S. [59]–65 <> //Das Darmstädter Hof-Theater. Almanach auf das Jahr 1907/08. Mit Vorwort und kurzem Abriß aus der Geschichte des Darmstädter Hoftheaters vom Jahre 1815 bis zur Gegenwart//, Darmstadt: Süddeutsche Verlagsanstalt 1907 <> //Das großherzogliche Hoftheater zu Darmstadt von 1810–1910. Mit einem geschichtlichen Rückblick auf die dramatische Kunst zu Darmstadt von 1567–1810. Zur Hundertjahr-Feier des Hoftheaters//, Darmstadt: Herbert Nachf. 1910 <> mehrere Artikel in //Hessische Biographien// Bd. 1 (1918) und 2 (1927), u. a. zu Agnes Pirscher (1811–1861), Sabine [[heinefetterw|Heinefetter]] und Marie [[neukaeufler|Neukäufler]] <> vereinzelte Beiträge in der Tagespresse, u. a. //Gounod in Darmstadt//, in: //Frankfurter Zeitung und Handelsblatt// 28. Nov. 1903 (Abendblatt), S. [1], und anderswo, u. a. Nachruf auf [[pasque|Ernst Pasqué]] in: //Neuer Theater-Almanach// 4 (1893), S. 118–120 **Quellen** — Zivilstandregister Darmstadt und Worms; KB (ev.) und Standesamtsregister Darmstadt <> Akten in D-DSsa: Best. G 31 P Nr. 2577 (Fallakte Hermann Knispel); Best. D 8 Nr. 131/10 (die Hofchoristin Luise Knispel betr.); Best. G 55 Nr. 52/8 (Franziska Knispel betr.) <> [Nekrolog] //Hermann Knispel//, in: //Deutsches Bühnenjahrbuch// 1921, S. 128 <> //Didaskalia// 5. Juli 1843, 13. Aug. 1846 und passim; //Frankfurter Konversationsblatt// 12. Dez. 1846; //La Gazette de France// 28. März 1847; AmZ 26. Mai 1847 und passim; //Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt// 7. Mai 1892 (Beilage 13), 17. Juli 1892 (Beilage 19), 30. Sept. 1897 (Beilage 24), 7. März 1907 (Beilage 4), 22. Dez. 1915 (Beilage 17); //Ischler Bade-Liste// 1. Aug. 1892; //Frankfurter Zeitung und Handelsblatt// 28. Nov. 1903 (Abendblatt), 29. Jan. 1904 (1. Morgenblatt); //Darmstädter Zeitung// 27. Okt. 1919 (Todesmeldung (S. 923) und Todesanzeigen (S. 924) **Literatur** — Yorck A. Haase, Art. //Knispel, Hermann//, in: //Stadtlexikon Darmstadt// ([[https://www.darmstadt-stadtlexikon.de/k/knispel-hermann.html|online]]) Abbildung: Hermann Knispel, unbezeichnetes Rollenfoto (um 1890); D-DSsa (R4, 18912) (mit freundlicher Genehmigung) ---- Axel Beer