==== Ludwig Gellert ==== \\ **GELLERT, (JOHANN) LUDWIG** * Frankfurt/M. 26. Febr. 1827 | † ebd. 12. Sept. 1913; Dirigent und Komponist {{:gellert_digital_d-f_.jpg?nolink&250 |}} Dass der Frankfurter Bierbrauermeister Johann Nikolaus Gellert (1797–1825) die musikalischen Ambitionen seines Sohns Johann Ludwig mit Skepsis sah, mag man aus heutiger Sicht nachvollziehen; bedenkt man aber, dass Johann Nikolaus es war, der mit seiner Berufswahl in der Familie Gellert (auch Geller) die Ausnahme darstellte, so wird die Perspektive eine andere: Sein Bruder Georg Gottfried (1799–1875) war ebenso Musiker wie Vater Johann Friedrich (sen.; 1773–1852) und dessen Bruder Bernhard Jakob (1770–1820); des Letzteren Söhne Johann Friedrich (jun.; 1799–1863) und Johann Christian (1803–1853) ergriffen gleichfalls den Musikerberuf, der auch für Georg Gottfrieds Sohn Christian (1824–1896) offenbar selbstverständlich war. Während jedoch bei den Genannten hervorstechende künstlerische Aktivitäten kaum zutage traten und wohl auch nicht intendiert waren, eignete sich Ludwig Gellert schon während der Schulzeit umfassende musikalische Kenntnisse an, betätigte sich als Musiklehrer und wurde 1852 als Nachfolger von [[bachfeld|Friedrich Bachfeld]] Organist an der Französischen Kirche in Frankfurt. Gemeinsam mit [[neeb|Heinrich Adam Neeb]] war er an der Gründung des Männergesangvereins //Teutonia// (1845) beteiligt und leitete von 1853 (als Nachfolger des Gründers [[just|Johannes Just]]) bis 1886 den Frankfurter //Liederkranz//, dem als Träger der //Mozart-Stiftung// eine exponierte Rolle im Musikleben der Stadt zukam; sein Nachfolger war [[glueck|August Glück]]. Seit den späteren 1860er Jahren trat Gellert (neben seinen diesbezüglichen Verpflichtungen als Chorleiter) vermehrt als Komponist auch größerer sinfonischer Werke in Erscheinung. Er war seit 1857 verheiratet mit der Juristentochter Bertha Gertraude geb. Diehl (1838–1904). Nicht zu seiner (näheren) Verwandtschaft zählen der Frankfurter Musikus (und Sohn eines Garnhändlers) Johann Adam Geller (1820–1880; er starb als Oberpostdirektionsassistent) und der Mannheimer Bühnenkomponist Friedrich Gellert (1874–1953; aus der Familie Christian Fürchtegott Gellerts stammend), der einige seiner Werke 1906 bzw. 1918 erstmals in Frankfurt bzw. Wiesbaden aufführen ließ. **Werke** — __mit Opuszahlen__: //Drei Lieder// (Sst., Kl.; //Rat// ("Bächlein nicht so schnelle rausche"), //Wir sind allein// ("Horch! wie still es wird"), //Kann ich dafür?// ("Ich darf die nicht sagen")) op. 1, Leipzig: Breitkopf & Härtel [1852]; D-B <> //Drei Lieder// (Sst., Kl.; "Wenn ich ein buntes Vöglein wär’", "O du meine liebe Taube", "Ich klopf’ an deine Thür") op. 2, ebd. [1852]; D-B <> //Fünf Lieder// (Sst., Kl.; //Ade!//, //Ruh’ in der Heimat//, //Ständchen//, //An die schöne Müllerin//, //Bleib’ bei mir//) op. 3, Offenbach: [[andre|André]] [1852]; D-F, D-OF <> //Drei Gedichte von O. Roquette// (Sst., Kl.; //Neuer Frühling//, "Zu deinen Füßen will ich ruh’n", //Frau Nachtigal//), Frankfurt: [[henkel|Henkel]] [ca. 1860] <> Lied //Frühlingstrost im Gesange// (Sst., Kl.) op. 5, ebd. [1861] <> //Zwei Lieder// (Sst., Kl.; //In dem Himmel ruht die Erde//, //Vom Berg ergeht ein Rufen//) op. 6, ebd. [1868] <> //Vier vierstimmige Männergesänge// (//Zum Abschied//, //Am Rhein//, //Wanderlied//, //Der Wein, mein Tröster// op. 7, ebd. [1868] <> //Vier Gesänge// (//Frühlingsgedränge//, //Wär’ meine Seele doch ein Lied// (mit Vl. ad liv.), //Du mein einzig Licht//, //Allerseelen//) op. 12, ebd. [ca. 1870]; D-F <> //Lieder und Gesänge// (Sst., Kl.; //Im Sturm//, //Dein//, "Ja, schau’ mich an", //Unzertrennlich//) op. 20, Frankfurt: ebd. [1882]; D-Mbs ([[https://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb11509764-0|digital]]) <> //Lieder und Gesänge// (Sst., Kl.; "Der Frühling ist gekommen", //Sommermorgen//, "Glockenblumen, was läutet ihr?", //Nächtiges Wandern//) op. 21, ebd. [1882]; D-B <> //Lieder und Gesänge// (Sst., Kl.; //Wie wundersam//, //Komm!//, //Im Waldgehege//, //Vom Scheiden//) op. 22, ebd. [1883]; D-Mbs ([[https://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb11509758-7|digital]]) <> {{ :gellert.jpg?nolink&400|}} //Lieder und Gesänge// (Sst., Kl.; "Im Grase thaut’s", "Ich ging im Wald durch Kraut und Gras", //Im Dunklen//, "Sie haben mich vertröstet") op. 23, ebd. [1883]; D-B <> __ohne Opuszahlen__: Komische Oper mit Ballett //Pyramus und Thisbe// (Text: Heinrich Oswalt; UA Frankfurt/M. 4. Dez. 1872), KlA. Berlin: Bote&Bock [1877]; D-B | Libretto Frankfurt: Fleisch & Wohlwahrt 1878 <> //Die Bauernfänger. Dramatisch-musikalischer Scherz in einem Akt// (6 Mst., Kl.), Leipzig: Siegel [1887]; US-BEm <> //Deutsche Volkshymne// (4st. Mch., Kl. bzw. Orch.; "Auf! Brüder, auf! Das Schwert zur Hand"), Offenbach: André [1849]; D-B, D-F, D-OF – später als Trio im //Festmarsch der deutschen Turner// verwendet <> //Deutsches Schützenlied// (Sst., Kl.; "Grauer Rock und grüner Kragen"), Frankfurt: Henkel [1862]; D-B <> //Heimkehr ins Vaterland// (Sst., Kl.), ebd. [1867] <> //Willkommen zum Feste// (Mch., Kl.), ebd. [1868] <> //Triumph des deutschen Liedes// (4st. Mch., Kl. bzw. Orch.; "Rausch’ deine Flügel kühn auseinander"), Leipzig: Siegel [1884]; D-B <> //Festgesang Turner, Schützen u. Sänger// (Mch., Blechbläser; Widmung an Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha; aufgef. aus Anlass des 1. Deutschen Schützenfests 1862 in Frankfurt), Frankfurt: [[henkel|Henkel]] [1863] – handschr. Widmungsexemplar D-Cl ([[http://digital.bib-bvb.de/webclient/DeliveryManager?custom_att_2=simple_viewer&pid=18573103|digital]]), D-F (Autograph) <> //Ouverture zum 34jährigen Stiftungsfeste des Frankfurter Liederkranzes// (1862) Nr. 1 (Es) und 2 (F), bearb. f. Kl. 4ms (und Vl., Va., Vc. ad lib.) von [[hill|Wilhelm Hill]], Frankfurt: Henkel [1865]; D-Dl, D-F, %%GB%%-Lbl <> //Zur Erinnernung an das V. deutsche Turnfest in Frankfurt a/M. 1880. Festmarsch der deutschen Turner// (Kl. bzw. Orch.; Trio mit Text "Auf, Brüder, auf!"), Frankfurt: [[steyl|Stey&Thomas]] [1880]; D-B (Kl.) D-Kbeer (Kl., Orch.-St.; s. Abb. 2) <> 2 Lieder (//Lachlied// ("Ich freu’ mich, wenn ich lachen kann"), //Schwalbenschutz// ("Die Schwälbchen, die vielen")) fanden Eingang in [[widmann|Benedict Widmanns]] //Liederquelle// [1854, 1856]; 2 weitere ("O bleib’ bei mir", //Der gute stammelnde Untertan//) als Ms. in D-F (s. RISMonline). <> Abgesehen von den erwähnten Ouvertüren sind die eigens für die Stiftungsfeste des //Liederkranzes// von Gellert komponierten und in der Presse teils ausführlich besprochenen Festspiele, Kantaten etc. nicht überliefert. Dies gilt auch für die seit 1867 in den Konzerten des //Philharmonischen Vereins// und des //Museums// aufgeführten Orchesterwerke, darunter eine //Introduzione ed Allegro con sprito ed energia// und eine //Concert-Ouvertüre// (vgl. //Didaskalia// 29. Jan. und 5. März 1867. **Quellen** — KB Frankfurt <> Adressbücher Frankfurt <> Briefe Gellerts in D-F, D-%%MB%%, (s. [[https://kalliope-verbund.info/gnd/116523727|Kalliope]]), D-OF (2, 1852) <> //Didaskalia// 10. März 1845, 9. März 1853, 16. Juni 1853, 28. Sept. 1854, 11. März 1860, 10. Sept. 1861, 13. Febr. 1861, 12. März 1861, 6. Juni 1862, 19. Juni 1862, 25. Juni 1862, 14. Juni 1863, 29. Jan. 1867 5. März 1867, 24. Okt. 1868, 12. Nov. 1869, 16. Aug. 1872, 12. Okt. 1878 und passim; AmZ 2. Apr. 1845; //Die Zeit// (Frankfurt) 12. März 1862 <> MMB; Pazdírek **Literatur und Referenzwerke** — Jansa 21911 <> Frank/Altmann 131927 <> StiegerO Abbildung 1: Ludwig Gellert, Fotografie von Steinberger & Bauer ([[http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hebis:30:2-56445|Digitalisat]] aus D-F, Porträtsammlung [[manskopf|Manskopf]]) Abbildung 2: Titelseite zum //Festmarsch der deutschen Turner//, Frankfurt: Stey&Thomas [1880]; D-Kbeer ---- Axel Beer